Leser fragen – Experten antworten: Hoffentlich noch alles dicht

Wenn es im Frühling wärmer wird, steigt die Lust aufs Cabriofahren. Wer ein gebrauchtes Modell zum Oben-Offen-Fahren sucht, sollte aber genau hinschauen.

Frage: Ich überlege, mir ein Cabrio zu kaufen. Da mein Budget nicht für einen Neuwagen reicht, soll es ein Fahrzeug aus zweiter oder dritter Hand sein. Worauf muss ich besonders achten?

Antwort von Hans-Georg Marmit, Kraftfahrzeug-Experte der Sachverständigen-Organisation KÜS. Wie bei allen Gebrauchten ist auch bei der Begutachtung eines Cabriolets der erste Eindruck wichtig. Wirkt das Fahrzeug gepflegt? Wurde es regelmäßig in einer Fachwerkstatt gewartet? Sind die Servicedokumente vollständig? Wann muss das Fahrzeug wieder zu nächsten Hauptuntersuchung vorgestellt werden?

Bei Cabrios gilt es zudem, das Verdeck ausführlich zu untersuchen. Vor allem bei älteren Fahrzeugen bereiten die Dachkonstruktionen – ganz gleich ob aus Stahl oder Stoff – häufig Probleme. Am besten geht man zunächst der Frage nach, ob das Dach einwandfrei funktioniert. Lässt es sich problemlos öffnen und schließen? Gleichgültig ob dieses manuell oder elektrisch erfolgt, dabei darf nichts knarzen oder klemmen. Gerade bei komplizierten Gestänge-Konstruktionen sollten Interessenten genauer hinschauen, ob nichts verbogen ist. Bei Metallklappdächern achtet man darauf, ob die Dachteile tadellos ineinanderpassen und bündig schließen. Stoffverdecke inspiziert man daraufhin, ob der Stoff rissig oder porös ist. Dann wird wahrscheinlich bald Ersatz nötig, für den zumeist ein vierstelliger Betrag fällig wird. Vor allem an den Knickstellen des Verdecks kann man erkennen, wie gut das Tuch in Schuss ist.  

Der zweite wichtige Prüfungspunkt betrifft die Dichtigkeit. Bei der Beurteilung, ob ein Dach in dieser Hinsicht Schwierigkeiten macht, helfen zunächst die eigene Nase und die Fingerspitzen. Riecht es im Inneren des Gebrauchten feucht oder muffig, kann dies ein erstes Indiz sein. Erstastet man noch zusätzlich feuchte Stellen, zum Beispiel auf den Sitzen oder in den Türrahmen, ist das Dach ein Problemfall. War es wie im letzten Sommer längere Zeit trocken, hilft es, das Fahrzeug entweder in einer Waschanlage oder von Hand zu waschen, um eindringendes Wasser zu entdecken. Außerdem sollte man bei einer Probefahrt auch auf außergewöhnliche Windgeräusche achten, die auf eventuelle Undichtigkeiten schließen lassen.

Wichtig ist auch ein Check der Dichtungen. Poröse oder rissige Gummis können ebenfalls zum Problem werden. Wurden sie immer pfleglich behandelt, sollten sie weich und elastisch sein. Auch ein Blick auf das Gestänge und die Gelenke hilft bei der Beurteilung des Dachzustands, idealerweise sind diese leicht gefettet und rostfrei.

Und dann lohnt sich auch ein Blick in den Kofferraum, und zwar bei geöffnetem Dach. Je nach Modell schrumpft das Kofferraumvolumen drastisch und mutiert zur schmalen Luke, weil das Verdeck dort seinen Platz finden muss. Wenn man nur zum Baggersee oder alleine in den Urlaub fahren möchte, reicht das reduzierte Gepäckvolumen. Soll es jedoch mit Familie in die Ferien gehen, könnte es knapp werden.

Neben einer ausführlichen Probefahrt empfiehlt es sich, einen Gebrauchtwagencheck bei einem Automobilclub oder bei einer Prüforganisation durchführen zu lassen. Die Experten kennen oft die spezifischen Mängel, für die das gewünschte Cabrio-Modell anfällig sein kann und schauen da besonders genau hin.

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