Mitsubishi steigt aus: Das Ende der „Dakar“?

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Die Autokonzerne treten aufs Bremspedal, wo sie können. Nicht, weil sie wollen, sondern weil sie müssen. Um nicht vollends von der Finanzkrise, die längst ein globales Wirtschaftsdebakel geworden ist, überrollt zu werden. Was im November vergangenen Jahres mit dem Ausstieg von Honda aus der Formel 1 begann, sich kurz darauf mit den freiwilligen Demissionen von Subaru und Suzuki in der Rallye-Weltmeisterschaft und Kawasaki in der Motorrad-Weltmeisterschaft fortsetzte, findet jetzt erneut einen weiteren traurigen Höhepunkt. Mit Mitsubishi verkündete am Mittwoch der Rekord-Gewinner (12 Siege bei 26 Teilnahmen) seinen sofortigen Rückzug aus der berühmt-berüchtigten Rallye Dakar, der schwersten und spektakulärsten Offroad-Veranstaltung im Rallye-Sport.

Eine Nachricht, die den gesamten Marathon-Sport, und damit auch die Dakar in ihren Grundfesten erschüttern und vollständig in Frage stellen wird. Denn ohne die Marke mit den drei Diamanten fehlt dem schärfsten Herausforderer der vergangenen Jahre, nämlich Volkswagen, auch der einzige ernst zu nehmende Gegner. Die Wolfsburger hatten in diesem Jahr mit dem Südafrikaner Giniel de Villiers die Wüstenrallye in Südamerika zum ersten Mal mit einem Race Touareg 2 TDI gewonnen. Es war der erste Triumph eines Diesel-Fahrzeugs überhaupt bei dieser mörderischen Ausdauerprüfung über knapp 10.000 Kilometer durch Argentinien und Chile gewesen.

Mit der Mitsubishi-Entscheidung, sich als Folge der finanziellen Nackenschläge, die die gesamte Auto-Industrie trifft, zurück zu ziehen, wird auch das weitere Engagement des VW-Konzerns im Marathon-Sport in Frage gestellt. Volkswagen hatte die Frage, ob man nach dem historischen Triumph weiter auf den Wüstenpisten dieser Welt dabei bleiben wolle, ohnehin offen gelassen und eine Entscheidung erst für die nächsten Wochen angekündigt. Fest steht jedenfalls: Ohne den bisherigen Hauptgegner macht die gezielte mediale Vernichtung weiterer Millionen-Beträge nicht mehr viel Sinn. VW-Motorsport-Direktor Kris Nissen hatte bereits durchblicken lassen, dass es mit Sicherheit Einsparungen im Motorsport geben werde und damit schon indirekt erkennen lassen, dass das weitere Dakar-Engagement ernsthaft gefährdet ist. Inklusive Vorbereitung, Entwicklung und Absolvierung lässt sich der VW-Konzern das Abenteuer Dakar schätzungsweise 50 Millionen Euro kosten. Eine Summe, die die wenigsten Vorstands-Chefs in der momentanen Situation ruhigen Gewissens abnicken können.

Die Japaner begründeten ihre Entscheidung, ihr Image-trächtigstes Pferd von heute auf morgen ab zu satteln, damit, ihre Ressourcen angesichts des plötzlichen Einbruchs der Weltwirtschaft gezielter ein zu setzen. Eine wunderschöne diplomatische Umschreibung für mittlerweile chronisch klamme Kassen. Damit finden die Ambitionen des Teams Repsol-Mitsubishi-Ralliart zunächst ein Ende. Von den großen Teams wären – wenn sie denn überhaupt dabei bleiben – künftig nur noch Volkswagen und das private Team BMW X-Raid von Sven Quandt bei der Dakar am Start. Mitsubishi, der viertgrößte Automobilhersteller Japans, hatte am Mittwoch bekannt gegeben, in der im März vorzulegenden Jahresbilanz ein Defizit von mehr als 500 Millionen Euro netto zu erwarten. Der Autobauer hatte sein Engagement in der Rallye-WM bereits im Jahr 2005 beendet.

In Deutschland machte Mitsubishi vor allem im Jahr 2001 durch den historischen Sieg Jutta Kleinschmidts auf sich aufmerksam. Durch den Prestige-trächtigen Erfolg der Königin der Wüste, die als erste siegreiche Frau in die jahrelange Männer-Domäne eingebrochen war, war hierzuland in der Folge ein regelrechter Dakar-Hype ausgebrochen. Der Versuch, ihren Erfolg mit den Japanern auch als Angehörige des Volkswagen-Teams in einem Race Touareg der ersten Generation zu wiederholen, misslang der gebürtigen Kölnerin jedoch. Die in Monaco lebende diplomierte Physikerin trennte sich nach massiven Differenzen von den Wolfsburgern. Die zweite lucky lady im Mitsubishi Pajero war die Allgäuerin Andrea Mayer. Die ehemalig Motorrad-Pilotin, Lebensgefährtin des Rekord-Gewinners Stéphane Peterhansel, war 2004 und 2005 für Mitsubishi mit Kleinschmidts ehemaligem Co-Piloten Andreas Schulz in der Offroad-WM erfolgreich unterwegs gewesen.

Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Mitsubishi

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