Rallye-WM: Auftakt auf der „Grünen Insel“

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Die Rallye Monte Carlo ist bereits beendet, die Weltmeisterschaft aber hat noch nicht begonnen: Was in den vergangenen Jahren als undenkbar galt, ist in diesem Jahr Wirklichkeit: Die wilde Hatz um Punkte und Prämien, um den Fahrer- und den Konstrukteurstitel beinhaltet zum ersten Mal seit mehr als drei Jahrzehnten keinen Auftritt der Drifter-Elite im Fürstentum an der Côte d'Azur. Stattdessen beginnt nach dem Revirement der WM, der Verkürzung des Kalenders von 15 auf 12 Monate und dem Einführen des Rotationsprinzips ein Wettbewerb, der viele Fragen aufwirft. Auch weil sich mit Subaru und Suzuki zwei Hersteller als Folge der weltweiten Finanzkrise aus der WM zurückgezogen haben, die zum festen Bestandteil der weltweiten Quertreiber-Challenge gehörten. So werden in diesem Jahr die Citroën C4 und Ford Focus World Rallye Cars die einzigen offiziellen Werksvertreter sein.

Für Seriensieger und Weltmeister Sébastien Loeb wird es vom ersten Lauf auf der Grünen Insel, wo die WM zum ersten Mal seit 2007 wieder Station macht, nur ein Ziel geben: Persönliche Titelverteidigung und der erneute Markentitel für seinen Arbeitgeber. Dass er sich dabei in diesem Jahr nicht nur in erster Linie, sondern nach dem Rückzug der beiden japanischen Hersteller ausschließlich mit den Ford-Werksfahrern Mikko Hirvonen und Jara-Matti Latvala (beide Finnland) herumschlagen muss, ist eigentlich nichts Neues. Lediglich die akustische und optische Begleitmusik der dunkelblauen Subaru Impreza und der gelben Suzuki WRC wird in diesem Jahr fehlen.

Es wird ein interessantes Jahr werden und sehr eng zugehen. Mikko Hirvonen verbessert sich kontinuierlich und auch Latvala hat zur Spitze aufgeschlossen. Dazu kommen meine Teamgefährten Dani Sordo oder auch Chris Atkinson sagt Loeb, der sich vor dem Startschuss angriffslustig gibt: Vor zwei Jahren habe ich hier gewonnen, aber Irland hat ein Streckenprofil, das eine richtig anspruchsvolle Rallye ausmacht. Wir werden alles geben müssen, um bestehen zu können, sagt der Elsässer, der bei den Paddys seinen insgesamt 48. WM-Sieg einfahren möchte.

Seine Premiere gibt in Irland das neue Citroën-Juniorteam. An dessen Spitze der junge Monte-Sieger Sébastien Ogier, der in Frankreich bereits als der neue Loeb gehandelt wird. Nach dem Auftritt an der Mittelmeerküste steigt der Juniorenweltmeister aus dem Peugeot 207 S2000 nun wieder um in den Citroën C4 WRC. Es ist meine erste Saison in der WRC. Ich habe noch keinen Druck, möchte die erste Rallye hier beenden und die schwierigen Passagen gut meistern. Um diese Jahreszeit müssen wir mit Schnee und Eis rechnen, die Straßen sind eng und holprig. Mein Debüt wird nicht einfach werden.

Ford hat im vergangenen Jahr nach dem Karriere-Ende von Marcus Grönholm das Duell gegen Super-Seb Loeb lange Zeit offen halten können, obwohl 2008 eigentlich als Übergangsjahr gegolten hatte. In diesem Jahr will der Markenweltmeister der Jahre 2006 und 2007 wieder ganz vorn angreifen. Irland war schon 2007 ein schwieriges Terrain, in diesem Jahr wird es mit Sicherheit nicht einfacher werden, weiß der 28-jährige Vize-Weltmeister Hirvonen. Neben den beiden Finnen wird Khalid Al-Qassimi mit seinem Beifahrer Michael Orr in Irland einen dritten Werks-Ford pilotieren. Zudem starten sieben weitere Teams im Focus: Henning Solberg / Cato Menkerud und die estnischen Ford-Debütanten Urmo Aava / Kuldar Sikk sind ebenso von Stobart-Team nominiert wie dessen Stammbesatzung Matthew Wilson / Scott Martin.

Erstmals seit dem Jahr 2003 wird es in Deutschland in diesem Jahr keinen Lauf um WM-Punkte geben. Die Veranstaltung rund um Trier wird erst 2010 wieder gefahren werden, wenn der große Umbruch in der Rallye-WM kommt: Der Umstieg von den World Rallye Cars auf die Super2000-Fahrzeuge. Bis dahin üben sich auch die deutschen Fahrer – wieder einmal – in vornehmer Zurückhaltung. Der Rallyesport ist schon längst keine Domäne mehr im Autoland Deutschland.

Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Bernhard Schoke

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