Buchtipp der Woche

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Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer: Grönemeyers neues Hausbuch der Gesundheit.
Rowohlt Verlag; 19,90 Euro.

Der Titel verblüfft: Hausbücher – damit verbindet man wohl in erster Linie dicke, unhandliche Wälzer, die als Nachschlagewerk im Vergleich zur CD-ROM in unsere Zeit so gut passen wie die Pferdekutsche im Vergleich zum Mittelklassewagen. Und dann ein Hausbuch ausgerechnet zur Gesundheit, zu dem Thema also, in dem sich das Wissen etwa alle fünf Jahre verdoppelt. Ein unmodernes Autorenteam also? Ganz und gar nicht. Denn wesentliche Abläufe, die über Gesundheit und Krankheit entscheiden, sind doch im Laufe von Jahrhunderten gleich geblieben. Und der schnelle Griff ins Bücherregal ist bei plötzlichen Beschwerden sicher immer noch das Mittel der allerersten Wahl, wenn man sich informieren will. Entsprechend hat Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer ein großes Team von Experten um sich geschart, um die verschiedenen Fachgebiete moderner Medizin in einem stabil gebundenen Buch (das auch nach jahrelangem Benutzen nicht zerfleddert sein wird) umfassend darzustellen.

Das Spektrum dieses Hausbuches reicht von den ganz unterschiedlichen Abteilungen des menschlichen Körpers über eine Beschreibung der modernen Diagnoseverfahren bis zu einem Ausblick auf die Optionen der Medizin der Zukunft. Der menschlichen Seele übrigens, über die manche Naturwissenschaftler so gerne spotten als nicht vorhanden, da mit bildgebenden Untersuchungsverfahren nicht sichtbar zu machen, wird gleichfalls viel Raum eingenommen: Denn das, was Menschen im Inneren bewegt, positiv wie negativ, kann ganz direkt auf Vorgänge im Körper Einfluss nehmen, und die sind sehr wohl messbar.

Hilft eine Inhalation mit ordentlich viel Eukalyptusöl in heißem Wasser bei einer Bronchitis? Warum sind Kernspin und Computertomographie zur Diagnose so wertvoll? Warum muss ich sofort in ein Krankenhaus, wenn der Verdacht auf eine Blinddarmentzündung besteht? Ist Homöopathie medizinischer Humbug? Welche Ansätze werden zur Zeit verfolgt, um in Zukunft noch bessere Medikamente zur Behandlung von Diabetes zu haben?

All diese Fragen werden ausführlich behandelt und kurzweilig beschrieben. Manchmal gleicht die Reise durch den Körper fast schon einem Abenteuerurlaub. Damit erreichen Prof. Grönemeyer und sein Autorenteam etwas sehr Wesentliches: Sie zeigen, dass jede medizinische Behandung der eigenen Gesundheit dient, auch wenn das Mediziner-Fachchinesisch und ein rauer Ton im Krankenhaus dies bisweilen verschleiern können. Dann, so die Schußfolgerung, darf man als Patient eine angemessene Behandlung (im Umgang wie die der Erkrankung) sehr wohl auch einmal einfordern. Denn auch Ängste und Unsicherheit gehören zum medizinischen Alltag. So steht für viele Patienten eine entsetzliche Furcht vor der Röhre mit der Enge und den damit verbundenen lauten Geräuschen am Anfang, und solche Ängste überlagern die Erkenntnis, dass das, was in der engen Röhre geschieht, zum eigenen Wohl dient. Entsprechend widmet sich das Buch auch solchen Ängsten und baut sie mit klaren Worten und einleuchtenden Argumenten ab.

Ein lehrreiches Buch, das so gar nicht belehrend daherkommt. Ein handwerklich hervorragend gemachtes Buch zu einem eher niedrigen Preis. Und manchmal liefert es neue Erkenntnisse genau da, wo man unumstößliches Wissen vermutet hätte. Zum Beispiel ist die eingangs beschriebene Inhalation mit ätherischen Ölen (Eukalyptus u. a.) bei einer Bronchitis gar nicht so heilsam, wie man meinen könnte: Wer zu Allergien und Asthma neigt, sollte diese Zusätze tunlichst meiden, weil sie die Gefahr einer Verschlimmbesserung der Grunderkrankung mit sich bringen können. Die risikolose Alternative für jedermann und jederfrau besteht, ganz simpel, im Inhalieren von heißem Wasser ohne jeden Zusatz.

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