Legende zu Lebzeiten: „Schumi“ wird 40

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Für viele gilt er als der kompletteste Fahrer, den die Formel 1 jemals gesehen hat und dies nicht nur wegen seiner insgesamt sieben Weltmeister-Titel. Am Samstag, 3. Januar, feiert Michael Schumacher seinen 40. Geburtstag. Wie immer um diese Jahreszeit, hat er sich mit seiner Familie in sein Domizil irgendwo in der Einsamkeit der norwegischen Wälder zurückgezogen. In seiner Wahlheimat Schweiz, in der Nähe des Genfer Sees, gilt der Kerpener mit einem geschätzten Privatvermögen von mehr als einer halben Milliarde Euro als einer der reichsten und als Berater seines langjährigen Arbeitgebers Ferrari auch als einer der einflussreichsten Männer der Automobil- und Motorsportgeschichte. Die Frage, was man einem Mann, der inklusive Luxusvilla am Lac Leman, Privatjet, und Luxusyacht über alle Annehmlichkeiten des Lebens verfügt, zu einem runden Geburtstag schenken soll, erübrigt sich. Denn Schumacher, der sich vor zwei Jahren ins Formel-1-Rentendasein zurückzog, hat in erster Linie das, was ihm nach einem aufregenden Leben mit andauernder Jet-Setterei rund um den Globus am meisten gefehlt hat: Zeit, Ruhe, Harmonie und Muße für seine Frau Corinna und seine beiden Kinder Mick und Gina-Maria.

91 Siege, 68 Pole-Positions und sieben Titel haben den gebürtigen Rheinländer in der Formel 1 zu dem gemacht, was man eine Legende nennt. Schumacher steht nicht auf einer Stufe mit Größen wie Senna, Prost, Fangio, Ascari oder Caracciola. Die Frage muss anders rum gestellt werden: Steht noch einer auf einer Stufe mit Schumacher? Dass er irgendwann einmal mit einem millionenschweren Konto in dreistelliger Dimension seinen 40. Geburtstag feiern würde, war dem aus eher bescheidenen Verhältnissen stammenden jungen Mann aus dem Rheinland, der als Schumi zur weltweiten Marke wurde, nicht in die Wiege gelegt worden. Sein Vater war Kaminbauer im rheinländischen Kerpen gewesen, und später gemeinsam mit seiner Mutter Elisabeth Pächter einer Kartbahn gewesen. Um die Laufbahn ihres kartverrückten Enkels Michael zu sichern, musste auch die Oma mal in den Sparstrumpf greifen, denn erstens reichte das Geld für das teure Hobby bei den Eltern nicht und zweitens kam da auch noch der kleine Bruder Ralf, der ebenfalls der gleichen Leidenschaft frönte.

Bei der Eröffnung des neuen Nürburgrings im Jahr 1984 gewann der damals 15-Jährige ein Einladungsrennen auf der neuen Kartbahn. Erst als er in die Formel 3 einstieg, wo er 1989 Deutscher Meister wurde und Mercedes ihn später in das Juniorteam gemeinsam mit Heinz-Harald Frentzen und Karl Wendlinger lockte, nahm die Motorsportkarriere des jungen Michael greifbare Formen an. Einer seiner ersten Sponsoren war die Bananen-Marke Chiquita. Damals gab's am Tag dreimal Bananen. Zum Frühstück, Mittagessen und Abendessen, erinnerte er sich noch lange später. Die Bühne des großen Motorsports betrat er aber erst am 25. August 1991, als er im belgischen Spa-Francorchamps sein erstes Formel-1-Rennen in einem Jordan anstelle des Belgiers Bertrand Gachot fuhr. Den Ardennenkurs nannte er später mein Wohnzimmer. Dort fuhr Schumacher in eineinhalb Jahrzehnten – vor allem in Regenschlachten – zahlreiche großartige Rennen, die seinen Ruf als weltbesten Formel-1-Piloten aller Zeiten unterstrichen. Vor allem dann, wenn der Himmel seine Schleusen geöffnet hatte.

Mit Benetton wurde Schumacher 1994 und 1995 zweimal Weltmeister, einmal mit Ford-, einmal mit Renault-Motoren. Zur sportlichen Unsterblichkeit allerdings stieg er erst auf, als er die auf dem Boden liegende Scuderia Ferrari wieder auf Vordermann brachte und ihr im Jahr 2000, 21 Jahre nach dem letzten WM-Gewinn des italienischen Rennstalls durch den Südafrikaner Jody Scheckter, wieder einen Titel in der höchsten Liga des Motorsports bescherte. Fünf weitere sollten folgen. Heute arbeitet der Wahl-Schweizer als Berater für die Marke mit dem cavallino rampante, dem springenden Pferd. Sein Job indes könnte in diesem Jahr angesichts der weltweiten Wirtschaftskrise in Frage gestellt werden. Selbst wenn: Er könnte es verschmerzen. Und eine Flasche Schampus wird er sicher deswegen nicht weniger köpfen müssen an seinem 40. Geburtstag.

Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Bernhard Schoke

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