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Ralf Höcker: Langenscheidt-Wörterbuch Deutsch-Anwalt/Anwalt-Deutsch; 9,90 Euro.

Wörterbücher braucht man als Schüler(in), wenn man bei Klassenarbeiten in Fremdsprachen nicht sehr schlechte Noten haben will. Wörterbücher braucht man als Erwachsener, wenn man – etwa zwecks Urlaub – in ein Land reist, dessen Sprache man nicht oder kaum beherrscht. Nicht selten aber braucht man Wörterbücher auch dann, wenn es im Land der Muttersprache um ganz spezielle Terrains geht, auf denen Verständigung gefragt ist. Nach den spezifischen Hilfen zur Verständigung der Geschlechter und zum kommunikativen Überleben als Patient hilft Fremdsprachen-Spezialist Langenscheidt nun in einem neuen Wörterbuch beim Gelingen, wenn der Nicht-Jurist mit einem Anwalt sprechen muss.

Geschrieben hat es einer, der das Metier wirklich beherrschen muss: Ralf Höcker ist promovierter Jurist, in eigener Kanzlei auf Medienrecht spezialisiert – und bei alledem versteht er es tatäschlich, verständlich zu schreiben. Was keine Selbstverständlichkeit ist. Denn – das sagt Höcker selbst – zu allererst lernt der ehrgeizige Jurastudent, bereits ab dem ersten Tage, die ganz spezielle Sprache der Juristen zu verwenden. Wenn er sie einigermaßen verwenden kann, ohne sie deshalb beherrschen zu müssen, hat er zumindest den Code geknackt, um unter den Rechtsexperten und solchen, die es werden möchten, Ansehen zu gewinnen.

Das freilich hilft nichts, wenn der Normalverbraucher mit einem Anliegen an den sprachgewandten Rechtskundigen herantritt. Der Normalverbraucher freilich kann schon am Inventar der Kanzlei in etwa eine Richtung ausmachen, in der die Berufsphilosophie des gewählten Anwalts steht. Vom technikfeindlichen Traditionalisten bis zum ehrgeizigen Jungstar in einer Großkanzlei gibt es ein breites Spektrum, Anwalt ist schließlich nicht gleich Anwalt.

Tja, und mit den Mandanten ist das auch so eine Sache. Mit Ralf Höckers Hilfe können die jetzt erkennen, welche Anwaltsfragen oder -aussagen Ratlosigkeit, Strategiesicherheit, Selbstüberschätzung oder ganz einfach Interesse am eigenen Verdienst am Mandat ausdrücken. Zum Gelingen der Kommunikation können indes auch die Mandanten selbst beitragen, etwa durch den Verzicht auf einen täglichen Kontrollanruf in der Kanzlei, wie weit die eigene Sache denn nun gediehen sei. Merke: Wenn eine Behörde ins Spiel kommt, etwa Klage einzureichen war, sollten keine überzogenen Ansprüche an schnelle Fortschritte gestellt werden.
Spätestens aber, wenn die Anwälte sich untereinander austauschen, um die Interessen der ihnen Anvertrauten zu vertreten, ist doch wieder die Kunst des juristischen Sprachdschungels gefragt…

Dieses spezielle Wörterbuch ist, man ahnt es, nicht ganz und gar und völlig ernst gemeint. Dabei gelingt es dem Autor aber hervorragend, die Eigenarten des Berufsstands herauszustellen. Wer sich also schon einmal über einen Rechtsanwalt geärgert hat, warum auch immer, der wird die nächste Konfrontation sicher mit Hilfe dieses Büchleins besser bewältigen. Und verstehen, dass vielleicht nicht alles, was einmal nicht gut gelaufen ist, dann auch tatsächlich vom Rechtsvertreter versaubeutelt wurde.

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