Ältere Fahrzeuge – beliebt bei „Langfingern“

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Ältere Autos werden häufiger gestohlen als Neuwagen. Das belegt die jährliche Untersuchung zum Autodiebstahl der Deutschen Versicherer (GDV) in Berlin. Das höchste Diebstahlrisiko (pro 1.000) besitzen Fahrzeuge, die zehn Jahre oder älter seien. Dieser Trend bestätigt sich bereits seit Jahren. Die Sicherungstechnik kann im Gegensatz zu neueren Autos leichter überwunden werden. Das sagt im Gespräch mit KÜS-Online GDV-Pressesprecher Stephan Schweda. Unter den Top 15 der Lieblinge der Autodiebe sind elf Pkw, die zehn Jahre und älter seien. 2007 wurden insgesamt 16.502 Pkw gestohlen, ein Rückgang um 13 Prozent. Damit setze sich der Trend fort, dass immer weniger Autos auf Fahndungslisten stehen. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren wurden mehr als dreimal so viele Autos gestohlen, vor 15 Jahren sogar mehr als sechsmal so viele.

Insgesamt lag die Entschädigungssumme für entwendete Pkw bei 178,3 Millionen Euro, ein Rückgang von 15,7 Prozent. Damit sei erstmals seit neun Jahren die durchschnittliche Entschädigung wieder gesunken. Im vergangenen Jahr beträgt sie 10.802 Euro (- 3,1 Prozent). Zugleich ging die Klaurate pro 1.000 kaskoversicherte Fahrzeuge im Vergleich zum Vorjahr geringfügig von 0,6 auf 0,5 zurück.

2007 änderte sich die Rangfolge gestohlener Fahrzeuge: Der VW Caravelle Multivan 2.5 TDI, im Vorjahr noch auf Platz 3, wurde mit einer durchschnittlichen Entschädigungssumme von 18.943 Euro am häufigsten entwendet. Insgesamt elf pro 1.000 versicherte Fahrzeuge wechselten ungewollt den Besitzer. Auf Platz zwei und drei folgen der BMW X5 3.0D und der Porsche Cayenne 4.5 mit einer durchschnittlichen Entschädigungssumme von 35.334 Euro bzw. 50.580 Euro. Es folgen der Mercedes E 250 D und der BMW 725 TDS auf den Plätzen vier und fünf.

Die ersten beiden Plätze in der Statistik nach der durchschnittlichen Entschädigungssumme belegen zwei Porsche Carrera 911 (3.6 und S3.8) mit rund 94.000 Euro bzw. rund 74.000 Euro. Diese Fahrzeuge sind zwar in der durchschnittlichen Entschädigung sehr teuer, werden aber bei weitem nicht so häufig geraubt wie gängigere Pkw, die zudem einen höheren Fahrzeugbestand ausweisen. Die Plätze drei bis fünf belegen zwei Modelle von Mercedes und der Jaguar S-Type mit Entschädigungssummen von jeweils rund 70.000 Euro. Es ist davon auszugehen, dass diese Fahrzeuge gezielt für 'Auftraggeber' gestohlen werden, so Schweda.

Gemessen am Fahrzeugbestand der Automarken hatten Porschefahrer auch 2007 das höchste Diebstahlrisiko (Klaurate 1,6 von 1.000). Auf Platz zwei folgt der Exote Trabant (1,4 von 1.000). Allerdings wurden nur vier Trabant gestohlen, mit einer Entschädigungssumme von insgesamt nur rund 1.000 Euro. Die gute Platzierung ergibt sich durch die Relation zum geringen Fahrzeugbestand von nur noch 2.800 kaskoversicherten Fahrzeugen. Es folgen Audi, BMW, VW und General Motors. Weniger attraktiv für die Langfinger waren hingegen die Marken Mercedes, Seat, Rover und Saab.

Während die Diebstähle bei Mofas und Mopeds weiter anstiegen (+ 6,9 Prozent), ging der Diebstahl von Krafträdern und -rollern um über 13 Prozent auf 4.432 zurück. Die durchschnittliche Entschädigung bei Mofas und Mopeds betrug 1.154 Euro und bei den Krafträdern und -rollern 6.384 Euro. Leichtkrafträder und -roller wurden knapp 1.600 gestohlen mit einem Schadendurchschnitt von 1.611 Euro. Insgesamt ging die Entschädigungsleistung für die rund 16.800 gestohlenen Zweiräder um 8,3 Prozent auf rund 43 Millionen Euro zurück.
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 38.813 Kraftfahrzeuge geraubt – ein Rückgang von fast sieben Prozent. Die Gesamtentschädigungssumme ging 2007 im Vergleich zum Vorjahr um 13,6 Prozent auf rund 275 Millionen Euro zurück. Die durchschnittliche Entschädigungssumme verringerte sich im abgelaufenen Jahr um über sieben Prozent auf 7.082 Euro.

Wer in Berlin und Hamburg Auto fährt, muss besonders auf sein Fahrzeug aufpassen, denn in diesen beiden Bundesländern ist die Gefahr, Opfer eines Diebstahls zu werden, am größten. Die Klaurate pro 1.000 Pkw lag in Berlin bei 2,5, in Hamburg bei 1,4, in Brandenburg bei 1,0 und in Bremen bei 0,9. Schlusslichter sind Bayern und Baden-Württemberg, mit einer Klaurate von nur 0,2 pro 1.000 Pkw. Einer der Gründe, so Schweda, warum in der Bundeshauptstadt Fahrzeuge am unsichersten sind: Die Nachfrage nach Ersatzteilen bei älteren Fahrzeugen scheint besonders hoch zu sein. Fahrzeuge würden oft zerlegt und in Einzelteilen als Ersatzteile veräußert. Ferner seien die Transportwege für gestohlene Autos relativ kurz. Fahrzeuge würden für Auftragsgeber gestohlen.
Der Autodiebstahl ging in Nordrhein-Westfalen um zehn Prozent zurück. Dennoch wurden dort – wie auch 2006 – die meisten Autos (4.192) gestohlen. Es folgen Berlin (2.065), Niedersachsen (1.593) und Bayern (1.101).

Text: Erwin Halentz, Foto: Deutscher Verkehrssicherheitsrat e. V. (DVR)

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