Erste Erfahrungen: Ford Ka 2009

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Nicht immer wird der, der zu spät kommt, vom Leben bestraft. Manchmal hat es gute Seiten, sich Zeit zu lassen: Für Ford hat es sich offensichtlich gelohnt, mit der Markteinführung des neuen Ka gewartet zu haben. Zwar bezaubert das zweieiige Zwillingsmodell des Kölners, der Fiat 500, bereits seit über einem Jahr die Herzen der Käufer(innen), doch die anhaltende Diskussion um knappe Haushaltskassen, CO2 und nicht zuletzt der teure Sprit hat die Ausgangslage für handliche und kostengünstige Flitzer weiter verbessert. Und so steht der kleine Ka ab Mitte Februar 2009 bei den deutschen Händlern, bereit die Erfolgsgeschichte der ersten Generation zu wiederholen. Zum Trost, damit die Wartezeit nicht zu lange wird, können Kinobesucher ihn schon vorab im neuen James Bond-Film betrachten.

Nicht nur für seinen Filmauftritt hat sich der Ka fein herausgeputzt. Liebhaber der alten Formgebung werden allerdings enttäuscht sein. Das kultige New Edge-Design wurde zugunsten der aktuellen Ford-Linien aufgegeben. Selbstbewusst bringt er jedoch seine Länge von 3,63 m auf die Straße, der große Kühlergrill scheint dabei zu lächeln. Sicken und Kanten im gekonnten Wechselspiel und ein wohlgeformtes Heck geben dem Dreitürer zudem einen sportlichen Charakter. Ähnlichkeiten mit dem runden Fiat 500 sind durchaus zu erkennen, die gemeinsame Entwicklung lässt sich nicht leugnen. Aus Kostengründen teilen sich beide Kleinwagen nicht nur die Technik, sondern auch möglichst viele Blechteile und laufen zusammen im polnischen Tychy vom Band.

Der italienische Bruder hat es bereits gezeigt: Handliche Außenmaße müssen nicht zwangsläufig zu beengten Platzverhältnissen führen. Die Insassen des Ka brauchen nicht zu kuscheln, der Abstand zu den Mitfahrenden bleibt gewahrt. Selbst lang gewachsene Fahrer finden eine bequeme Sitzposition, und nehmen die Frontpassagiere ein wenig Rücksicht, wird es hinten auch nicht zu eng. Der Kofferraum fasst zwischen 240 und 720 Liter, die Rücksitzbank ist umklappbar. Unpraktisch ist allerdings, dass der Zugang zum Gepäckteil nur über die Fernbedienung oder den Schlüssel freigegeben wird. Ein einfacher Knopf zur manuellen Bedienung fehlt.

Das Interieur ist freundlich gestaltet. Von dezent bis peppig kann sich der Kunde sein Auto-Wohnzimmer gestalten. Die große Mittelkonsole mit den Schaltern und Drehknöpfen für die Audio- und Klimaanlage und Lüftungsdüsen dominiert den Instrumententräger. Allerdings lässt sich das Radio nur mit kleinen Fingern bedienen, die winzigen Schalter sind zudem noch fummelig.

Bei den Motoren deckt Ford nur die Grundbedürfnisse ab. Anders als beim Fiat 500 stehen nur die zwei Basis-Aggregate mit 51 kW/69 PS und 55kW/75 PS zur Auswahl. Schade eigentlich, denn das deutlich bessere Fahrwerk des Ka würde auch gut zu etwas leistungsstärkeren Motoren passen wie sie mit 100 oder sogar 135 PS beim runden Knuddel zum Einsatz kommen. Schließlich haben die Ford-Ingenieure dem Kleinen einen zusätzlichen Stabilisator an der Hinterachse spendiert und die Federn und Dämpfer deutlich komfortabler ausgerichtet als die italienischen Kollegen. So verändert, meistert der Ka auch schnelle Kurven souverän. Schlechte Fahrbahnen dagegen kommunizieren nicht ungefiltert mit den Bandscheiben der Insassen.

Die meisten Käufer werden sich wohl für den 1,2-Liter Ottomotor mit 51 kW/69 PS entscheiden. Das Aggregat gibt sich ganz flott, für die Kurzstrecken reicht er gut aus. (Spitze: 159 km/h, Verbrauch: 5,1 Liter, CO2-Ausstoß: 119 g/km) Wer ihn allerdings auf Autobahnen oder Schnellstraßen artgerecht bewegen möchte, muss beherzt zur Schaltung greifen und für hohe Drehzahlen sorgen. Der 1,3-Liter-Selbstzünder mit 55 kW/75 PS kostet 2.000 Euro Aufpreis und ist eher für Vielfahrer interessant. Sein Verbrauch liegt bei 4,2 Litern (CO2-Ausstoß: 119 g/km), die Höchstgeschwindigkeit ist bei 162 km/h erreicht.

Ab 9.750 Euro steht der Ka beim Händler, doch kleinwagentypisch ist er ziemlich mager ausgestattet. Investiert man aber weitere 1.000 Euro, erhält man unter anderem eine Klimaanlage, elektrische Fensterheber und Außenspiegel, Nebelscheinwerfer, Bordcomputer und 15-Zoll-Stahlräder. In Punkto Sicherheit erwartet Ford vier Sterne bei dem NCAP-Crashtest, einen weniger als der Fiat 500 erzielt hat. Denn einen Knieairbag haben die Kölner nicht im Angebot. ESP ist nicht serienmäßig und kostet 320 Euro Aufpreis. Wer möchte, kann sein Auto auch individualisieren. Grand Prix-, Tattoo- oder Digital-Design verwandeln den Kleinen in einen trendigen Flitzer.

Der Ka ist mehr als nur ein Trostpflaster und wird vermutlich nicht nur die Kaufinteressenten eines Fiat 500 oder die des weitgehend baugleichen Dreigestirns Citroën C1, Peugeot 107 und Toyota Aygo zum Nachdenken bringen, sondern auch dem größeren Bruder Fiesta Konkurrenz machen.

Text: Elfriede Munsch

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