Servus Bernd: „Mister DTM“ zieht den Rennoverall aus

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Finale, Höhepunkt und Abschied: Das letzte Saison-Rennen der Deutschen Tourenwagenmasters am Sonntag in Hockenheim steht für einen Piloten unter einem ganz persönlichen Stern: Bernd Schneider, fünffacher Champion, nimmt in Diensten von Mercedes-Benz Abschied vom aktiven Motorsport und wird in Zukunft als Markenbotschafter für AMG tätig sein. Die jahrzehntelange Karriere des Saarländers begann dort, wo viele andere erfolgreiche Motorsportler auch angefangen hatten. Im Kartsport und im Formelsport.

Mit 12 Jahren Deutscher Vizemeister bei den Kart-Junioren, danach bis 1983 nationale und internationale Meriten im Kart. Dann der Umstieg in Formel Ford und Formel 3, wo er sich 1987 den Titel als Deutscher Meister sicherte. Die Jahre in der Formel 3 haben mich geprägt. Sie haben mich gelehrt, was Konkurrenzkampf und Fairness bedeuten, aber sie haben mir auch gezeigt, dass der Motorsport keine Fehler verzeiht, wenn man ganz nach oben kommen will.

Nach 43 Siegen, nach fünf Titeln in der alten und der neuen DTM, ist für den gebürtigen St. Ingberter, der seit 20 Jahren in Monaco wohnt und nun in die Schweiz umziehen wird, am Wochenende Schluss. Nach dem Rennen in Le Mans vor ein paar Wochen habe ich zu Norbert Haug gesagt: Es reicht jetzt für mich. Da ist eine ganz andere Generation von Fahrern nachgekommen. Die sollen später nicht sagen, was will der Opa noch hier?

Doch als AMG-Markenbotschafter wird man den 44-Jährigen auch in Zukunft noch an den Rennstrecken sehen. Außerdem hat er ein eigenes Team beim ADAC Formel Masters, wo er zwei Junioren einsetzt. Kann sein, dass das neue Leben stressiger wird als das, was ich bisher geführt habe, meinte Mister DTM Mitte der Woche vielsagend.

Am Sonntag fährt er sein 227. DTM-Rennen für Mercedes. Es wird ein furchtbar emotionales sein. 30 Jahre Rennsport werden in den letzten Runden an mir vorbei ziehen. Aber ich komme nicht nach Hockenheim, nur um den Fans Tschüs zu sagen. Wir wollen hier den Meistertitel holen, gibt Schneider die Losung aus. Sein Markenkollege Paul di Resta liegt nur zwei Punkte hinter dem führenden Audi-Piloten Timo Scheider. Hockenheim wird aus allen Nähten platzen, bereits am Montag waren 65.000 Karten verkauft. Wir richten für Sonntag eine Zusatztribüne ein, wir haben mehr Zuschauer in diesem Jahr als die Formel 1 erläutert ITR-Chef Hans-Werner Aufrecht voller Stolz.
Eine ganze Serie wird Schneider nicht mehr bestreiten, aber ein zumindest zeitweiliges Comeback im Rennoverall schließt der Schumi der DTM nicht aus. Vielleicht bei irgend einem 24-Stunden-Rennen. Wobei sich vor allem Le Mans oder der Nürburgring anbieten.
Doch auch in den organisierten Kampf gegen Alkohol am Steuer und sinnlose Raserei auf der Straße will er sich einbringen. Alkohol und Auto vertragen sich nicht. Und wer die Möglichkeiten eines Autos einmal ausloten will, der sollte das in einem Fahrsicherheitszentrum oder auf der Rennstrecke tun. Aber niemals auf der Straße.
Der Rennsport, sagt Schneider, habe ihm in drei Jahrzehnten unheimlich viel gegeben, wenngleich auch die beiden Formel-1-Jahre für Zakspeed nicht so gelaufen sind, wie sich das beide Seiten vorgestellt hatten. Es war ein Traum, dass ich das alles erleben durfte, davon will ich jetzt einiges zurück geben.

Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Bernhard Schoke

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