Vermutlich haben die Winterreifen-Spezialisten der Reifenindustrie beim Lesen dieser Studie sofort an die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes gedacht. Denn gerade veröffentlichte das Bundes-Umweltamt sein in Auftrag gegebenes Klimaszenario REMO. In diesem Regionalmodell wird beschrieben, wie sich der Klimawandel in Deutschland auswirkt. Kurz zusammengefasst sieht die Prognose so aus: Je nach angenommenem Anstieg der Treibhausgaskonzentrationen könnten bis zum Ende des Jahrhunderts die Temperaturen in Deutschland – vor allem im Süden und Südosten – um mehr als vier Grad im Vergleich zu den letzten 50 Jahren steigen. Aber bis es soweit ist und die Ingenieure von winterlicher Ware auf Regenreifen umschulen müssen, dauert es noch ein wenig. Erst einmal stellen sie ihre Neuheiten für die (hoffentlich) kalte Jahreszeit 2008/2009 vor.
Bridgestone lässt seine Konzerntochter Firestone einen neuen Winterreifen in die Regale der Händler platzieren. Der Winterhawk 2 verfügt wie sein Vorgänger Winterhawk über ein laufrichtungsgebundenes Profil. Im Lastenheft standen während der Einwicklung des neuen Rundlings die Aspekte Sicherheit und Fahrkomfort ganz oben. Zahlreiche Lamellen und Griffkanten im Profilblock sorgen für optimale Traktion und Bremsleistung auf schneebedeckter Fahrbahn und Eis, während verlängerte Profilblock-Seitenkanten gutes Handling auf Schnee und maximale Stabilität bei Kurvenfahrten gewährleisten sollen. Der Winterhawk 2 ist in 21 Dimensionen für 13- bis 17-Zoll-Felgen mit den Geschwindigkeitsindices T und H (180 und 210 km/h) lieferbar.
Continental legt den Schwerpunkt beim neuen WinterContact TS 830 auf gute Brems- und Anfahreigenschaften, die sich besonders auf typisch winterlichen sowie regennassen Fahrbahnen bemerkbar machen sollen. Dazu wurde eine laufrichtungsorientierte Profilgestaltung mit funktionaler Trennung entworfen. Hierbei ist der mittlere Bereich der Lauffläche wichtig für den Grip auf Eis, der Schulterbereich hingegen für eine hohe Bremsleistung auf Schnee zuständig. Die laufrichtungsgebundene Auslegung des Profilsbewirkt eine schnelle Entwässerung bei Regenfahrten und eine direkte Ableitung von Schneematsch aus der Bodenaufstandsfläche. Der Neue ist zunächst in den gängigen Größen mit 15 und 16 Zoll Durchmesser erhältlich und bis zu einer Geschwindigkeit von 210 km/h freigegeben.
Semperit – eine Tochter von Continental – bringt den Master-Grip für die Kompakt- und Mittelklasse. Der Nachfolger des Winter-Grip setzt ebenfalls auf gute Eigenschaften beim Bremsen und Anfahren sowie auf sichere Seitenführung auf winterlichen Straßen. Die Entwickler haben dazu die Netzlamellen-Technik, die bereits beim großen Bruder, dem Speed-Grip zum Einsatz kommt, beim neuen Pneu angewendet. Bei dieser Technik bilden die einzelnen kleinen Einschnitte auf den Profilblöcken geneigte Rechtecke. Unter Belastung formen sich eine Vielzahl von Kanten heraus, die sich sicher mit dem Untergrund verzahnen und so für hohe Haftung sorgen. Der Reifen ist für Klein- und Mittelklassewagen geeignet und ist ab Start in 31 Dimensionen in den Größen für 13 bis 15 Zoll erhältlich.
Als dritte Neuheit offeriert Continentals Regenreifenmarke Uniroyal den MS plus 6, der den Vorgänger MS plus 5 ablöst. Der Neue richtet sich ebenfalls an Klein- und Kompaktwagen und verspricht gute Eigenschaften auf nassen, kalten und verschneiten Straßen. Für einen besseren Aquaplaningschutz wurden das Profil und die Reifenflanken so gestaltet, dass Wasser noch schneller aus der Aufstandfläche abfließen kann. Ab 135/80 R13 und in 23 weiteren Größen mit 13 und 14 Zoll Durchmesser ist der MS plus 6 zunächst bestellbar.
Dunlop hat sein Größen-Angebot für die Winterspezialisten SP Winter Sport 3D und SP Winter Response erweitert. Um insgesamt 33 Dimensionen wurde das Programm aufgestockt, so dass im Bereich zwischen 15 und 20 Zoll kaum noch Wünsche offen bleiben. Dunlop spricht damit die Fahrer von Kompakt-, Mittel- und Oberklasse sowie für Sportwagen an.
Fulda hat ebenfalls fleißig neue Größen gebacken und bietet nun seine Winter-Klassiker Kristall Montero2, Kristall Supremo und den Kristall 4×4 in neuen Dimensionen an. Die Größe 235/60 R18 107 H XL des Kristall 4×4 passen auf Touareg, Cayenne oder Volvo XC90. Für 1er BMW ist der Kristall Supremo 195/55 R16 gut geeignet. Für die steigende Anzahl von Kompaktfahrzeugen ist die nun verfügbare Größe 165/65 R15 gedacht.
Goodyear setzt auf den UltraGrip Performance 2. Er gehört zu der Produktfamilie UltraGrip und zielt auf sportliche Fahrzeugen und leistungsstarke Limousinen. Der schnelle Pneu verspricht mehr Traktion bei Schnee, Eis und Nässe. Außerdem soll er bessere Haftung und kürzere Bremswege auf Schnee und Eis haben, gleichzeitig aber durch mehr Leistung bei Steigungen und Beschleunigung glänzen. Dabei lag ein besonderes Augenmerk auf den Lamellen. So erfolgt ihre Ausrichtung der Form der Reifenaufstandsfläche, um einen optimalen Bodenkontakt der Lamellen und damit eine gute Traktion bei winterlichen Verhältnissen mit Nässe, Eis und Schneematsch zu gewährleisten. Der neue UltraGrip Performance 2 wird in verschiedenen Größen bis zu 19 Zoll angeboten und ist für Geschwindigkeiten bis zu 240 km/h zuglassen.
Ebenfalls auf Sportlichkeit setzt die Michelin Tochter BFGoodrich. Der g-Force Winter ist speziell auf die Anforderungen sportlicher Autofahrer ausgelegt. Die Neuentwicklung will sich durch gute Traktion, präzises Handling und effektives Bremsverhalten auszeichnen. Im Vergleich zum Vorgänger Winter G verfügt der neue Pneu über eine 50 Prozent höhere Lamellendichte und hat über 2.000 Lamellen. Sie sorgen dafür, dass sich der Reifen optimal mit dem Untergrund verzahnt und steigern so deutlich den Grip. In insgesamt 19 Dimensionen für Felgendurchmesser von 14 bis 18 Zoll und in den Geschwindigkeitsklassen T (190 km/h) bis V (240 km/h) wartet der g ForceWinter auf seinen Kälteeinsatz. Er deckt damit die wichtigsten Segmente von der Kleinwagen- bis zur oberen Mittelklasse ab.
Kleber – ebenfalls zu Michelin gehörend – präsentiert den Krisalp HP2. Er soll die guten Vorgaben seines Vorgängers in Punkto Nässeeigenschaften übertreffen. Außerdem will er durch Sicherheitsreserven auf Eis und Schnee überzeugen. Mit 40 Prozent mehr Lamellen gegenüber seinem Vorgängermodell verfügt der Neue über eine hohe Zahl von Gripkanten, die vor allem auf verschneiten Straßen griffige Traktion ermöglichen. 18 Reifendimensionen von 14 bis 18 Zoll und Geschwindigkeitsfreigaben von 190 bis 240 km/h stehen zur Auswahl.
Der finnische Reifenhersteller Nokian hat mit dem neuen WR G2 Sport Utility die vielen sportlichen Geländewagen im Visier. Besonderer Wert wurde auf gute Handling-Eigenschaften auf den verschiedensten Straßenbelägen gelegt. Der Pneu soll also selbst bei hohen Geschwindigkeiten sicher sowohl auf verschneiten Straßen als auch auf trockenem Asphalt unterwegs sein kann. Niedriger Rollwiderstand und damit Spritsparen standen ebenfalls im Lastenheft. Außerdem will der Pneu durch gutes Aquaplaning-Verhalten überzeugen. Es gibt zunächst 27 Dimensionen von 15-Zoll-Reifen der Geschwindigkeitsklassen H und V (210 und 240 km/h) bis zu einer 22-Zoll-Alternative. Die Größe der Run-Flat-Version beträgt 255/50 R 19.
Außerdem haben die Finnen das Größensortiment des WR2 fast verdoppelt. 61 Größen von 14 Zoll der Geschwindigkeitskategorie T bis zu 20 Zoll-W-Reifen mit 270 km/h Spitze sind nun erhältlich.
Der italienische Reifenspezialist Pirelli offeriert – ganz seinem sportlichen Image verpflichtet – den Winter Sottozero Serie II: Dieser wird in zwei Versionen hergestellt, die für unterschiedliche Anforderungen in Sachen Höchstgeschwindigkeit optimiert wurden. Die Versionen W210/W240 sind für leistungsstarke Fahrzeuge der oberen Mittelklasse bestimmt, der W270 dagegen wurde für die Ansprüche von Höchstleistungs-Sportwagen wie beispielsweise Porsche, Maserati, Lamborghini oder Ferrari abgestimmt.
Beide Versionen verfügen über eine 2 Ribs and 3 Grooves-Profillösung, die eine verbesserte seitliche Stabilität und gute Handling-Eigenschaften auf nassem oder rutschigem Untergrund – insbesonders bei Schneematsch oder geschmolzenem Eis – verspricht. Zwei Reihen von Profilblöcken werden hier mit drei Rillen kombiniert. Das gewährleistet sowohl eine bessere Haftung als auch die Ableitung von Wasser und Schneematsch. Die Dimensionen für den W210/W240 beginnen ab 215/45 R17, der W270 startet ab 275/40 R19.
Der Neue bei Vredestein heißt Snowtrac 3. Bei seiner Entwicklung haben die Ingenieure großen Wert auf den Sicherheitsaspekt gelegt. Durch eine nach außen verlaufende Querrille wurde der Selbstreinigungseffekt des Reifens optimiert und durch die Verwendung einer neuen Laufflächenmischung konnten die Leistungen auf nasser wie trockener Straße und bei Winterwetter gegenüber dem Vorgänger erheblich verbessert werden. Außerdem reduziert die nach außen verlaufende Querrille das Laufgeräusch. Der Snowtrac 3 hat keine herkömmlichen durchgehenden Längsrillen mehr, so dass die gesamte Breite des Reifens für die Brems- und Antriebskraft genutzt wird. Der Pneu deckt zunächst mit den Formaten 155/65 R13 T (180 km/h) bis zu 205/55 R16 H (210 km/h) die wichtigsten Größen für Kleinwagen und die Kompakt- und Mittelklasse ab.
Text: Elfriede Munsch