Formel 1 in Spa: „Fritten und Bier …“

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Die Grenzlandregion zwischen Deutschland und Belgien im Formel-1-Fieber. Trotz frühherbstlicher Witterungs-Unbilden lassen sich die Fans ihre Vorfreude auf den Großen Preis von Belgien am Sonntag nicht vergällen. Der Traditionskurs in den Ardennen, aber auch das ganz besondere Spa-Gefühl, stehen bei den Fans immer noch hoch im Kurs.

Neun von zehn Autos, die auf der A 60 in Richtung Norden unterwegs sind, fahren im Allgemeinen an der Anschlussstelle Prüm ab. Zielvorgabe NRW oder darüber hinaus. Bis Sonntag ist das zumindest etwas anders. Da darf's dann hinter dem kümmerlichen Rest einstiger Zollbaracken ein Blick hinunter von der Ourtalbrücke sein. Gut 30 Kilometer weiter weist der Hinweis Francorchamps dem Suchenden den Weg.

Spa-Francorchamps, da sparen sich weniger frankophil vorbelastete Besucher das lästig lange Wortungetüm. Auch weil Spa, und nur Spa und sonst nix, einfach ein Begriff ist. Für Wiesen, für Hügel, für dunklen Tann, für Zelte, für Gleichgesinnte, für Camping. Für Nebel, für feinen, scheinbar nie enden wollenden, Nieselregen. Und für Kerosin-Duft mit kreischender akustischer Untermalung. Spa ist Belgien, ist Ausland, und doch so nah. Und deswegen beherzigen so viele Hartgesottene in diesen Tagen die leicht abgewandelte musikalische Vorgabe: Ein bisschen Spa muss sein.

Die Wallonie, Heimat des zum Teil aus öffentlichen Straßen bestehenden Kurses, ist nicht eben ein Ausbund malerischer Postkarten-Idylle. Die kleinen, halb verlassenen, Orte versprühen den spröden Charme mystischer Abgeschiedenheit. In dem leicht maroden Bretterbuden-Labyrinth der Rue des Consoux, die die Ortsteile Spa und Francorchamps miteinander verbindet, wird Neuankömmlingen kundgetan, wo sie die Grundbedürfnisse menschlicher Motorsport-Leidenschaft befriedigen können. Was mittels großen Lettern auf ebenso großen Schildern geschieht: Mousel – Amstel – Friture. Unter Zuhilfenahme der Produkte eines solchen belgischen Survival-Camps lässt sich ein Formel-1-Wochenende schon einmal schadlos an Leib und Leben überstehen.

Etliche Anwohner haben aus dem Spektakel eine Gewinn bringende Tugend gemacht und bieten Äcker und Wiesen als Stellplätze für Campingwagen an. Wobei der Großteil dieser wallonischen Ureinwohner sich bei der Preisgestaltung nicht gerade höfliche Zurückhaltung auferlegt. Was der Auslastung des ansonsten landwirtschaftlich genutzten Areals kaum zum Nachteil gereicht. Sinn und Zweck der globalen Verbrüderung sind offensichtlich nicht (nur) vom Rennergebnis abhängig. Steht so jedenfalls groß auf einem bunt geschmückten Wohnwagen mit Vorzelt geschrieben: Fritten und Bier, dafür sind wir hier. Na denn, Prost!

Text: Jürgen C. Braun

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