50 Millionen Euro Minimum, so Andrew Leuchtmann, Leiter Produktentwicklung Sitze beim Internationalen Technischen Entwicklungszentrum der Adam Opel AG, müssten für die Entwicklung und Fertigung einer neuen Generation von Sitzen für eine neue Modellreihe veranschlagt werden. Eine Summe, die vielen Autofahrern ungeheuer hoch vorkommen mag, doch der Thron für den Allerwertesten und die Fläche für die Wirbelsäule verschlingen etwa zehn bis zwölf Prozent der Entwicklungskosten für eine neue Modellgeneration, wie der Opel-Fachmann auf einem Workshop der Rüsselsheimer erklärte. Bei genauer Überlegung sicherlich eine gut veranschlagte Summe, denn nach den Ergebnissen einer Studie sitzen die meisten Autofahrer/innen pro Tag mindestens 90 Minuten und mehr hinter dem Steuer.
Fast 70 oder 80 Jahre tat sich bei der Entwicklung des Gestühls im Automobil nicht viel, erinnert vieles noch an die aufrechte Küchenstuhl-Haltung wie beim Opel Lutzmann Ende der Neunziger Jahre des 19. Jahrhunderts. Danach aber, als die ersten längs verschiebbaren Sitze mit umklappbarer Rückenlehne auftauchten, wurde auch der Sitz immer mehr zum High-Tech-Produkt in Sachen Komfort und Sicherheit. Worauf die Rüsselsheimer jetzt beim neuen Insignia, der als Vectra-Nachfolger Maßstäbe setzen soll, besonderen Wert gelegt haben.2003 erhielt Opel für die Sitze des Vectras das Gütesiegel der Aktion Gesunder Rücken (AGR). Beim Insignia verfügt bereits der serienmäßige Komfort-Sitz über die Möglichkeit, ihn in der Längsrichtung um 270 Millimetern zu verstellen, in der Höhe beträgt die Spanne 65 Millimeter. Zudem verfügt er über eine Vier-Wege-Lordosenstütze. Bei der Variante Sport lässt sich zusätzlich noch die Länge der Sitzfläche verstellen. Hinzukommt eine aktive Kopfstütze, die im Falle eines Unfalls den Weg des zurückschleudernden Kopfes verkürzen soll, um so das Risiko eines Schleudertraumas zu minimieren.
Etwa 14 Milliarden Euro per anno, so Professor Dr. Erich Schmitt, leitender ärztlicher Direktor und Vorstands-Vorsitzender des Forums gesunder Rücken – besser leben e. V. koste das Kreuz mit dem Kreuz heute das bundesdeutsche Gesundheitswesen. Zeit also, etwas gegen die durchaus zutreffende Thema zu unternehmen, die Schmitt treffend umschrieb: Wir sitzen uns krank.
Text: Jürgen C. Braun