Wer keines hat, dem fehlt nicht nur etwas, der ist auch niemand. Ein Sports Utility Vehicle, kurz SUV genannt, nämlich. Und weil Renault, im vergangenen Jahr (gemeinsam mit der Tochter Dacia) immer noch größter Importeur hierzulande war, wollte man offenbar der Gefahr vorbeugen, mit dem Makel der Unvollkommenheit leben zu müssen. Also kommt im September das erste Krabbeltier mit Raute auf den deutschen Markt. Volkswagen Tiguan und Co. haben Zuwachs bekommen im Rennen um die Käufergunst: Der Renault Koleos ist da. Wohl auch deswegen, weil sich die vielseitigen Abenteuer-Fahrzeuge, die sich sowohl für den Schlamm wie auch fürs Schauspielhaus eignen, großer Beliebtheit erfreuen. Dies alles trotz immer noch horrender Spritpreise.
Warum sich die Franzosen so lange gegen Fahrzeuge dieser Art gewehrt haben, bleibt immer noch unergründlich. Vor einem Jahr kamen dann Peugeot mit dem 4007 und Citroën mit dem C-Crosser zum ersten Mal auf die Idee, etwas in der eigenen Modellpolitik versäumt zu haben. Auch der Koleos, der dritte Frankreich-SUV, müsste mittlerweile eigentlich ausgereift sein. Denn immerhin kam der Urvater dieser Fahrzeug-Gattung, der Toyota RAV4, vierzehn Jahre vor dem Koleos auf den Markt und diese Zeit kann man schon einmal sinnvoll nutzen, um sich Gedanken über ein etwaiges eigenes Konzept zu machen. Wobei schließlich im Falle des Renault Koleos dem dualen System das Wort geredet wird.
Von Renault stammen nämlich das Design und die Dieselmotoren, von Nissan das aus dem X-Trail und dem Qashqai bekannte Allradsystem All Mode 4X4, die Hinterachskonstruktion und die Benzin-Triebwerke. Der im südkoreanischen Werk in Busan gebaute 4,52 Meter lange und sehr geräumige Koleos ist damit ein echter Weltbürger im Zeitalter globaler Netzwerke. Der Innenraum versprüht viel Behaglichkeit und Annehmlichkeiten für ein mobiles Laissez faire. Dazu gehören neben bequemen Sitzen mit hoher Auflagefläche und guter Seitenführung auch viele Ablagen und Staufächer. Der Beifahrersitz weist eine umlegbare Lehne auf, die Rückbank lässt sich mit einem einzigen Griff umlegen. Man muss nur kräftig ziehen und schon entsteht aus der Rückbank und der Lehne flugs eine ebene Ladefläche. Der untere Teil der Heckklappe klappt nach unten und kann bis zu 200 Kilo tragen, sollte also auch zu Picknick und anderen Outdoor-Annehmlichkeiten wertvolle Dienste leisten können. Crossover nennen sich die geländegängigen Spaßautos mittlerweile. Automobile Diener zweier Herren. Synthese aus zwei Welten. Etwas für Abhang und Asphalt.
Unsere ersten Fahreindrücke sowohl auf Asphalt wie auch auf weniger zivilem Gelände. Der Koleos tut sich auch abseits des kartographierten Straßennetzes nicht schwer, marschiert zuverlässig über Schotterpisten und schmale Pfade. Und gibt sich dabei betont ruhig, was die Motorengeräusche angeht. Je nach Schlupf überträgt das Allradsystem bis zu 50 Prozent der Antriebskraft automatisch auf die Hinterräder Bei normalen Straßenverhältnissen geht die Kraft an die Vorderräder. Außerdem bietet der Koleos eine Berganfahrhilfe sowie einen Bergabfahr-Assistenten. Für preisbewusste Kunden gibt es den Koleos auch als reinen Fronttriebler. Womit es sich dann dank der Outdoor-Optik um eine Art Placedo-SUV handeln dürfte.
Zur reichhaltigen Ausstattung des SUV gehören Zweizonen-Klimaautomatik, Panorama-Glasdach, Navigationssystem, ein gekühltes Handschuhfach und Bi-Xenonscheinwerfer mit Kurvenlicht. Kleine Stauräume sind im ganzen Interieur geschickt verteilt. Für den Antrieb sorgen ein Zweiliter-Diesel mit 150 oder 173 PS und ein 2,5 Liter Benziner mit 171 PS. Die Preise liegen zwischen 24.500 und 33.600 Euro.
Text: Jürgen C. Braun