EM: Wenn’s flattert zwischen Ösis und Piefkes…

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Die Bilder sind uns allen vom Sommermärchen 2006 her noch in guter Erinnerung: Ganz Deutschland schien ein einzig Volk von Fähnchen schwingenden Automobilisten zu sein. Aus dem kleinen Ford Fiesta oder Opel Corsa flatterte genau so munter ein Schwarz-Rot-Goldener Stofffetzen wie aus einem 40er Tonner Lkw. Und sogar Dein Freund und Helfer zeigte auf dem Höhepunkt des allgemeinen Klinsi-Hypes im Polizei-Auto plötzlich Flagge. Jetzt geht es wieder los, wenn Jogis Jungs am Sonntag zum Auftakt der Fußball-EM auf Polen treffen. Und schon fahren sie, bevor der erste Ball überhaupt rollt, wieder munter durch unsere Straßen. Autos aller Marken und aller Couleur, sogar Importe aus Frankreich und Italien. Fiat Punto oder Renault Clio, Fahrzeuge aus Nationen, die ja immerhin auch nach dem EM-Titel gieren, werden stolz hupend im Korso, geschmückt mit bundesdeutschen Fahnen über bundesdeutsche Straßen fahren.

Doch, leider, ist das so: Alles, was Spaß macht, kostet Geld im Leben, zumindest ein bisschen. So ist das auch mit den kleinen bunten Signalen, die aus den Seitenfenstern unserer Autos baumeln. Ein bisschen Nationalstolz darf es ruhig sein, aber dafür muss man halt auch in die Tasche greifen. Denn, wer's baumeln lässt, der braucht auch mehr Sprit. Heißt im Klartext: Je weiter unsere Kicker kommen, umso teurer wird das für unsere Fans.

Und woher kommt diese Weisheit? Nein, nicht die Schweizer haben es erfunden in diesem Fall, sondern die Österreicher. Aber die sind ja ab Samstag gemeinsam mit den Eidgenossen Gastgeber beim Eurogipfel zwischen Großglockner und Gotthard. Wer nämlich an seinem Wagen kleine flatternde Nationalfähnchen befestigt, der müsse mit höherem Spritverbrauch seines Autos rechnen. Diese Mahnung tut uns ein gewisser Stefan Kerbl kund. Der Mann ist ausgerechnet Techniker des Österreichischen Automobilclubs ÖAMTC. Ja gönnen die uns denn gar nix, die Ösis?

Und so beeilt sich Herr Kerbl, im Brustton der Überzeugung zu warnen: Je mehr es flattert und je schneller man fährt, umso mehr Sprit verbraucht man, auf Überlandfahrten oder auf der Autobahn könnten die Fan-Mobile ungefähr einen halben Liter mehr Kraftstoff auf 100 Kilometer verbrauchen. Besonders Autos mit kleineren Motoren, so der schlaue ÖAMTC-Mann, müssten durch die wehenden Fan-Fähnchen stärker gegen den erhöhten Luftwiderstand kämpfen. Und schließlich kommt der kluge Rechner noch zu der Erkenntnis: Auch die Größe der Fahnen sei entscheidend für den tatsächlichen Mehrverbrauch.

Dunnerkeil, mit dieser Erkenntnis hätte nun wirklich keiner gerechnet. Doch immerhin hat die freundliche Warnung an die Adresse unseres Geldbeutels auch noch einen positiven Seitenhieb: Der gute Mann sieht zumindest durch die Fahnen keine Gefährdung des Straßenverkehrs, weil die Halterungen meist recht stabil seien. Wenn die kleinen Flaggen jedoch bei hoher Geschwindigkeit zerreißen, könnten sie auf der Windschutzscheibe oder am Kühlergrill des nachfolgenden Fahrzeugs landen und so einen folgenschweren Unfall verursachen, heißt es weiter. Also, stabil müssen sie sein, die Dinger, damit nix passiert.

Bleibt uns abschließend nur der gut gemeinte Ratschlag an die Bewohner der Alpenrepublik: Liebe Ösis, lasst uns doch einfach unsere Fähnchen so wie sie sind. Bezahlt werden wir die lustige Flatterei aus dem Seitenfenster irgendwie auch noch kriegen. Wenn's nicht mehr reicht für den zusätzlichen Sprit, dann sparen wir eben an der Milch, die es sowieso bald nicht mehr gibt. Und eines sei Euch in Eurer großmütigen Sorge um das finanzielle und körperliche Wohlergehen der Piefkes gesagt, bevor Eure Schrammeln-Kicker zum ersten Mal bei dieser EM gegen den Ball getreten haben: Stabiler als Eure Abwehr sind unsere Fähnchen allemal!

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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