Owen Rossan: Das Harley-Biker's-Kochbuch.
Heel Verlag; 9,95 Euro.
Bei Motorradfahrern denken Sie vermutlich an jede Menge Sachverstand in puncto Zweirad und Auto, besorgte Mütter und Ehefrauen denken möglicherweise zunächst an jede Menge Angstschweiß, der ihnen auf die Stirn getrieben wird, wenn Söhne oder Ehemänner wieder mal mit ihrem Lieblingsspielzeug unterwegs sind. Aber so wie es in der Männerdomäne Motorradfahren längst auch begeisterte Frauen gibt, mischen ihrerseits die Motorradfahrer in einer Domäne mit, die noch bis vor nicht gar so langer Zeit als reine Frauenwelt gab: Sie machen auch als Köche eine exzellente Figur, wie das Harley-Biker's-Kochbuch von Owen Rossan beweist.
Nun darf man sich, das sei vorweg gesagt, keine Rezepte vorstellen, die auf eine schlanke Linie abzielen. Den Rezepten liegt aber auch zugrunde, dass Motorradfahren eben nicht nur beträchtliche körperliche Arbeit ist, sondern ein hohes Maß an Konzentration verlangt – nur so lässt sich der oben erwähnte Angstschweiß reduzieren oder verhindern. Und weil das, was an der Autobahnraststätte (hier heißt es natürlich Truckstop!) angeboten wird, recht häufig weder dem Körper noch der Konzentration, schon gar nicht den Geschmacksnerven zuträglich ist, nimmt Mann die Sache selbst in die Hand. Also: Es geht durchaus üppig zu, aber den Rezepten ist halt die Motorradtour als Ausgleich quasi mit eingerechnet. Nicht-Bikern sei vorsichtshalber geraten, alternative sportliche Betätigungen einzuplanen.
Die Palette reicht vom Frühstücksgericht über Hauptmahlzeiten bis zu Kuchen und Desserts. Die überbackenen grünen Bohnen dürften auch Grünzeugmuffel überzeugen, ein pikant gewürzter Hackbraten eignet sich zur Gästebewirtung im großen Stil, und wenn man dann noch ein Stück Bananenkuchen zum Abschluss nimmt, kann die Tour starten.
Die Rezepte sind samt und sonders in den USA entstanden, so erklären sich auch Spezialitäten wie ein mit Kaffee und braunem Zucker verfeinertes Steak. Auch zahlreiche Tipps und Tricks sind zu finden, die nicht nur für die hier gesammelten Rezepte gelten. Einer davon passt besonders gut in die Jahreszeit: Wer hätte sich nicht schon mal gefragt, wie man einem ganz und gar festgefrorenen Eiscremeblock den Geschmack zurückgeben kann (die Geschmacksnerven sollen ja betört und nicht via Kälte betäubt werden), ohne eine lange Wartezeit fürs Antauen auszuhalten? Ganz einfach: Für ganz wenige Sekunden in die Mikrowelle. Und wenn man etwas Erdnussbutter mit Milch verrührt (vielleicht wieder die Mikro zur Hilfe nehmen), hat man gleich eine feine Sauce zum Eis. Owen Rossan jedenfalls schwört drauf. Na dann: Guten Appetit und Gute Fahrt!