Formel 1 – Force India, mehr als ein Maharadscha-Märchen

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Nichts ist in der Formel 1 so ungewöhnlich und unglaublich, dass es nicht noch getoppt werden könnte. So wie die Geschichte vom schwer reichen Maharadscha-Nachfahren, der sich einen eigenen Rennstall leistet. Und das nicht nur, weil er die ewigen Elefanten-Rennen satt ist.

Vijay Mallya mag aufgrund seiner massigen Statur und seines höflich und verbindlich wirkenden Auftretens als ein Mensch von eher geringer Vitalität gelten. Doch der Eindruck täuscht. Der indische Milliardär (52) ist ein finanzstarker Multi-Unternehmer und hat bei allen finanziellen Transaktionen ein festes Credo: Das, was ich anfange, ziehe ich auch bis zum Ende durch.

Und weil spätestens in zwei Jahren der Zirkus Ecclestone auch auf dem Subkontinent seine Zelte aufschlagen soll, was zusätzliche Marktpotenziale verspricht, hat sich Mallya Ende September 2007 für 88 Millionen Euro gemeinsam mit einem Konsortium den damaligen Rennstall Spyker einverleibt. Unter dem Namen Force India treten die mit Ferrari-Motoren ausgerüsteten Boliden in diesem Jahr an. Als Hinterbänkler sicherlich noch, doch mit einer wohl klingenden Fahrer-Kombination. Adrian Sutil hat sein Talent bereits im vergangenen Jahr im Spyker unter Beweis gestellt und mit der Verpflichtung des dreimaligen Grand-Prix-Siegers Giancarlo Fisichella (Italien) hat sich der Inder einen richtig großen Fisch an Land gezogen.
Für den 25jährigen Oberbayer Sutil neue Motivation und neue Herausforderung zugleich: Wir haben jetzt mehr Budget zum Ausprobieren und um neue Sachen zu entwickeln. Mit Vijay Mallya ist jetzt eine Person da, die für das Team steht. Gegen seine bisherigen Teamkollegen Christijan Albers, Markus Winkelhock und Sakon Yamamoto gab der gelernte Konzert-Pianist stets klar den Ton an. Jetzt gilt es, sich gegen den ehemaligen Teamkameraden von Weltmeister Fernando Alonso im eigenen Stall durch zu setzen.
Die Ziele für das Team, dessen Besitzer fast jährlich wechselten, ordnet der Deutsche dennoch bescheiden ein: Erst einmal konstant ins zweite Qualifying rein kommen und dann die Rennen nicht unbedingt als Letzte beenden. Ein oder zwei Teams sollten wir schon hinter uns lassen können, lautet die Zielsetzung für den ersten indischen Rennstall seit Bestehen der Formel 1.
Was so unmöglich nicht erscheint, denn wenn wir einmal etwas anfangen, steigen wir nicht mehr aus. Wir werden in Ordnung bringen, was in Ordnung gebracht werden muss, gibt Mallya als Parole aus. Was wahrlich nicht nach exotisch-romantischem Maharadscha-Märchen klingt.

Text: Jürgen C. Braun

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