CD-Tipp der Woche

Beitragsbild
Foto 1

Kristin Asbjørnsen: Wayfaring Stranger.
Emarcy/ Universal Music 60251 7050617
Live:
08.02.2008 Berlin Quasimodo
09.02.2008 Halle/Saale Women in Jazz
10.02.2008 Herne Flottmannhallen
07.03.2008 St. Ingbert Festival
08.03.2008 Nürnberg Jazzstudio

Die 1971 geborene Kristin Asbjørnsen begann ihre Karriere vor rund zehn Jahren als Mitglied des weiblichen Gesangsquartetts Kvitretten, das sie zusammen mit Solveig Slettahjell, Eldbjørg Raknes und Tone Åse bildete. Alle vier Sängerinnen haben seitdem unterschiedliche musikalische Wege beschritten, doch eines verbindet sie nach wie vor: das Faible für äußerst originell gewählte Texte. Nachdem sich die Kvitretten aufgelöst hatten, verfolgte Asbjørnsen ihre Karriere als Sängerin der Bands Krøyt und Dadafon weiter. Vertont wurden dabei unter anderem Texte von Walt Whitman und Charles Bukowski sowie norwegischen Dichtern wie Anne Bøe, Ragnhild Lund Ansens und Tale Næss. Asbjørnsen wirkte als Vokalistin außerdem an der Aufnahme von Pianist Ketil Bjørnstads politisch gefärbtem Album Seafarer's Song (Universal, 2004) mit und schrieb die Musik für den Film Factotum. In diesem porträtierte der norwegische Regisseur Bent Hamer das harte Leben Bukowskis. Der Soundtrack, den Asbjørnsen u. a. mit ihren Kollegen von Dadafon und dem Pianisten Tord Gustavsen einspielte, erschien 2006 bei Milan Records.

Mit Wayfaring Stranger legt Kristin Asbjørnsen nun also endlich ihr erstes Album unter eigenem Namen vor. Es ist eine Kollektion von größtenteils kaum bekannten afro-amerikanischen Sprituals, die Asbjørnsen durch die aus Chicago stammende schwarze Sängerin Ruth Reese kennenlernte, die 1960 nach Norwegen ausgewandert war und dort bis zu ihrem Tod im Jahr 1990 lebte. Reese vermachte Asbjørnsen vor ihrem Tod ihr umfangreiches Songbook mit Spirituals. Als Spirituals bezeichnet man die religiösen Volkslieder, die von den Nachfahren der Sklaven stammen. Die ersten entstanden im 17. Jahrhundert und wurden durch mündliche Überlieferung von Generation zu Generation weitergereicht. Die Lieder erzählen von Sehnsucht, Trauer, Einsamkeit und Überlebenskampf, aber auch von Hoffnung und freudigen Ereignissen.

Bis 1998 interpretierte Kristin, die am Konservatorium in Trondheim Musik studiert hat und u. a. westafrikanische Griot-Sänger als Inspirationsquelle nennt, diese Spirituals vor allem in Zusammenarbeit mit dem mittlerweile weltweit gefeierten Pianisten Tord Gustavsen, danach integrierte sie einige der Songs in das frühe Repertoire ihrer Band Dadafon. Im Laufe der Jahre wurden die Arrangements natürlich immer wieder modifiziert.

Die Spirituals dienten ursprünglich dazu, die Fesseln der Sklaverei zu 'lockern'. Und ich stellte immer wieder fest, dass diese Songs sich auch auf unsere heutigen Probleme, auf unsere eigene Suche nach persönlicher Freiheit, Entwicklung und Schutz übertragen lassen.

Scroll to Top