Cadillac CTS: Neuauflage des europäischen Amerikaners

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Vor über 30 Jahren machte die Gruppe America das Pferd ohne Namen auf seinem Ritt durch die Wüste berühmt. Ebenfalls auf einem langen, steinigen und durstigen Weg befindet sich Cadillac. Längst hat der Name Cadillac seinen großen Klang verloren. Trotz großer Anstrengungen kommt die Marke nur sehr langsam aus ihrem Verkaufstief heraus. Immerhin zeigen die Zahlen in den USA wieder nach oben, aber weltweit entschieden sich im vergangenen Jahr nur rund 250.000 Autofahrer für einen Cadillac. In Europa gingen in den ersten neuen Monaten dieses Jahres gerade Mal 4.000 Bestellungen ein, über die in Deutschland legt man am besten den Mantel des Schweigens (keine 300)

Trotzdem: Aufgeben gilt nicht, Durchhalten ist angesagt, man will Präsenz zeigen. Seit 2002 haben die Amerikaner 13 neue Modelle entwickelt und die Qualität ihrer Produkte verbessert. Jüngstes Modell ist der komplett überarbeitete CTS. A Horse With No Name? Bei seiner Neuauflage, die im Dezember bei den deutschen Händlern steht, wurde außer der Plattform kaum ein Karosserie- oder Technikteil nicht verändert.

Wie gehabt gibt sich die Limousine bullig markant. Nichts für Leute, die unentdeckt im Straßenverkehr bleiben wollen. Man sollte vielmehr schon eine leicht exhibitionistische Ader haben. Kaum sitzt man aber im Wagen betritt man eine andere Welt. Hier sind die Bemühungen des Unternehmens am deutlichsten zu spüren, verbesserte Qualität und Ausstattung zu bieten. Das Armaturenbrett wirkt aufgeräumt und die Anordnung der Bedienungsknöpfe erfolgte nach einem logischen Muster. Leder, Chrom und Licht bilden hier ein angenehmes Wohnfühl-Ambiente. Die Verarbeitung der Testautos war tadellos. Besonders stolz sind die Amerikaner auf ihre Bose-Soundanlage der neuesten Generation, die den Wagen in einen kleinen Konzertsaal verwandeln kann. Apropos klein: Manchen Herstellern gelingt ja das Kunststück aus einer kleinen Grundfläche viel Raum zu zaubern. Beim CTS muss der Zauberstab verkehrt gepolt worden sein. Anders ist nicht zu verstehen, wo besonders im Fond und im Kofferraum bei einer Fahrzeuglänge von 4,87 m der Platz geblieben ist. Außerdem könnten die Auflagen der Sitze für langbeinige Menschen ruhig etwas großzügiger geschnitten sein.

Neben dem bekannten 2,8-Liter-Sechszylinder mit 155 kW/211 PS steht nun ein 3,6-LiterV6 mit 229 kW/311 PS zur weiteren Auswahl. Das neue Aggregat zeigte bei ersten Testfahrten gute Manieren. Das Fahrwerk ist europäisch straff abgestimmt. Besonders in Verbindung mit der Sechsgang-Automatik lädt der Motor zum entspannten Cruisen ein, hat aber genügend Kraftreserven für flotte Überholmanöver. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 248 km/h erreicht, der Durchschnittsverbrauch liegt bei 12 Litern mit dem Sechsgang-Schaltgetriebe und 11,1 Liter bei der Automatik (CO2-Austoß: 285/264 g/km) Immerhin begnügt sich der Amerikaner mit Normalbenzin. Für 2009 soll es endlich einen für diese Klasse unverzichtbaren leistungsstarken Dieselantrieb mit 250 PS geben.

Um gegen die Platzhirsche 5er BMW oder Mercedes E-Klasse zu punkten, steht der CTS vergleichsweise günstig in der Preisliste. Ab 36.290 Euro beginnt der Einstieg in die 2,8-Liter-Version, der 3,6 Liter ist ab 44.490 Euro zu haben. Im Preis inbegriffen ist eine ordentliche Sicherheits- und Komfortausstattung. Und über die Bose-Anlage klingt auch Horse with no name alles andere als deprimierend.

Text: Elfriede Munsch

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