Erste Erfahrungen: Cadillac STS-V und XLR-V

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Wer ein seltenes, exquisites Automobil sein eigen nennen möchte, muss hierzulande nicht unbedingt zu den teuren Exoten aus Italiens Sportwagenschmieden greifen. Viel rarer dürfte auf dem deutschen Markt der Cadillac XLR-V sein. Der kantig-elegante US-Roadster gehört mit 331 kW/450 PS zur Leistungselite und außer eingefleischten US-Fans bekommt es kaum jemand mit. Die Modelle mit dem Zusatz V sind für Cadillac das, was AMG für Mercedes oder die M-Modelle für BMW sind: Die jeweils leistungsstärksten ihrer Baureihe. Neben dem Zweisitzer XLR-V debütiert dieser Tage auch die 350 kW/476 PS starke Limousine STS-V auf dem deutschen Markt.

Für die üppige Leistung sorgt bei beiden V-Cadillac das bekannte Northstar-V8-Triebwerk. Allerdings wird es per Kompressor zwangsbeatmet. Die komprimierte Luft wird zudem mit einem Ladeluftkühler optimal temperiert. Die Kombination aus starkem Sauger und Kompressor kann sich sehen und hören lassen. Akustisch dezent, aber durchweg sportiv tönend, macht sich der Motor mit der Gewalt von 595 Nm in der Limousine und 561 Nm im Roadster über die Hinterachse her. Die Kraftübertragung erfolgt, typisch amerikanisch, über eine Sechstufen-Automatik, die weich schaltet und mit einem relativ lang übersetzten sechsten Gang Sprit sparend agiert. Natürlich darf man genau in diesem Punkt von aufgeladenen Motoren dieser Leistungsklasse keine Wunder erwarten und so gibt Cadillac 14,9 Liter für den Roadster und 15,9 für die Limousine an. Viel, aber bei den geringen Stückzahlen der V-Serie sicher zu verschmerzen.

Im STS dürften sich nicht nur die Fans amerikanischer Limousinen wohl fühlen. Das Auto ist eine Winzigkeit länger als ein Audi A6, bietet aber etwas weniger Platz. Die kantige Form täuscht an dieser Stelle etwas, aber Raumökonomie ist sicher keine amerikanische Paradedisziplin. Das Fahren selbst ist völlig unspektakulär. Die für den europäischen Geschmack etwas zu leichtgängige Lenkung erlaubt präzises Fahren auch auf kurvigem Geläuf. Zu Beachten ist allerdings, dass der Cadillac immerhin 1,9 Tonnen auf die Waage bringt, was sich beim Anbremsen enger Ecken schon mal störend bemerkbar macht. Der STS-V ist sportiv, aber nicht sportlich. Die üppigen Kraftreserven nutzt man am besten, um Überholvorgänge schneller abzuschließen. Ansonsten empfiehlt sich ein gelassener Cruising Stil. Dann verzeiht man auch dem Fahrwerk kleine Abstimmungsschwächen, die den Technikern auf der Suche nach dem richtigen Kompromiss zwischen sportlich und komfortabel unterlaufen sind. Alles in allen ist der STS-V eine reizende Alternative, für diejenigen, die einen Kraftwagen im wahrsten Sinne des Wortes suchen und denen es 74.850 Euro Wert ist, den stärksten Cadillac der Welt zu fahren.

Der XLR-V Fahrer muss mit 86.150 Euro noch ein bisschen tiefer in die Tasche greifen. Dafür gibt einen Roadster mit praktischen Klappdach in der Leistungsklasse eines SL von AMG, aber mit größerem Seltenheitswert und durchaus vergleichbarem Fahrspaß. Allerdings zieht auch hier der Fahrer den größten Teil des Vergnügens aus gelassenem Cruisen mit dem Wissen, zu können wenn man wollte.

Text: Günter Weigel

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