Kleine Stückzahlen – und fein darf es sein: Nach diesem Motto baut Saab seit 60 Jahren Autos. Fertigte man zunächst Flugzeuge, begann 1947 die Pkw-Herstellung. Seitdem erarbeiten sich die Schweden den Ruf eines innovativen Autoproduzenten, dem es gelang, zeitloses Design mit moderner Technik zu verbinden. Doch seit 1990 der amerikanische Autokonzern GM die Geschäfte übernahm, mussten Erfindungsgeist und Designansprüche oftmals hinter wirtschaftlichen Aspekten zurückstehen, was weder den Kundenansprüchen noch den Absatzzahlen unbedingt gut tat. Mittlerweile scheint jedoch ein Umdenken einzusetzen. Die Studie Aero X vom Genfer Autosalon 2006 zeigt zumindest wieder Mut zu einer kraftvollen Formensprache und lässt für zukünftige Autos hoffen. Auch in puncto Technik gibt es bei den Schweden Neues zu vermelden wie bei der Präsentation des überarbeiteten Saab 9-3 zu erfahren war.
Für den Bestseller im Saab-Programm gibt es ab Anfang 2008 ein aktives Allradsystem, Cross Wheel Drive oder XWD genannt. Das Besondere daran ist die Vorabaktivierung der Hinterräder beim Start sowie ein aktives elektronisches Sperrdifferenzial, das eine variable Drehmoment-Verteilung zwischen den Hinterrädern erlaubt. Letzteres kommt erstmals in einem Mittelklasse-Modell zum Einsatz und ermöglicht dass bei Fahrbahnen mit unterschiedlichen Reibwerten wie Eis oder Nässe, bis zu 40 Prozent des Drehmoments an das Rad mit dem meisten Grip zu liefern. Außerdem gewährleistet das Sperrdifferenzial eine bessere Kontrolle bei schnellen Kurvenfahrten oder bei einem abrupten Spurwechsel, da eine blitzschnelle Steigerung oder Verringerung des Drehmoments an einem der Hinterräder dafür sorgt, dass das Heck brav der von den Vorderrädern vorgegebenen Richtung folgt. Anders ausgedrückt: Man kann auch bei schwierigem Untergrund richtig schnell und sicher durch Kurven eilen.
Zunächst gibt XWD nur für die Limousine und den Combi in Verbindung mit der Topmotorisierung. Der Sechszylinder mobilisiert hier 206 kW/280 PS, immerhin 25 PS als beim normalen Fronttriebler. Das Motorenangebot für Limousine, Combi und Cabrio umfasst insgesamt sieben Benziner und drei Diesel-Aggregate. Bei den Ottomotoren beginnt die Leistungsspanne bei 90 kW/122 PS. Neu sind zwei Flexi-Fuel-Motoren. Der 1,8 t BioPower leistet 129 kW/175 PS, der 2,0 t BioPower 147 kW/200 PS. Beide Motoren können entweder mit Bio-Ethanol (E85) oder mit Super-Kraftstoff betankt werden. Im Superbetrieb liegt der Verbrauch bei 7,5 und 7,9 Litern (CO2-Ausstoß: 178 und 189 g/km). Spurtet der Tiger im Tank mit E85, steigt der Durchfluss um rund 30 Prozent. Dafür kostet ein Liter hier knapp 90 Cent. Allerdings ist das Tankstellennetz mit rund 100 Zapfmöglichkeiten noch sehr dünn.
Bei den Selbstzündern gibt es ebenfalls einen Neuen zu vermelden. Neben den bekannten 120 und 150 PS-Triebwerken bringt nun ein 1,9 TTiD mit 132 kW/180 PS frischen Wind in den Motorraum. Der zweistufige Turbo überzeugt mit einem maximalen Drehmoment von 400 Nm, bis 1.500 Umdrehungen sorgt der kleinere Turbo für Durchzug, danach übernimmt der größere die Arbeit. Der Fahrer bemerkt davon nichts, außer dass bei jeder Gasstellung die Leistung sofort abrufbar ist. (Spitze: 225 km/h, Verbrauch: 6,7 Liter (CO2-Ausstoß: 181 g/km)
Neben den technischen Veränderungen glänzt der 9-3 mit einem neuen Styling, das mehr Chrom, Lack und modifizierte Leuchteinheiten aufweist und Elemente der Studie Aero X Concept aufgreift. Im Inneren hatten bereits vor einen halben Jahr diverse Aufpoliermaßnahmen statt gefunden. Insgesamt haben die Saab-Ingenieure mehr als 2.000 Teile getauscht. Auf einen ganz neuen 9-3 müssen sich die Kunden aber noch ein wenig gedulden.
Ab dem 7. September stehen die überarbeiten Saab-Modelle beim Händler. Mindestens 25.350 Euro sind für die Limousine fällig, der Combi beginnt bei 26.950 Euro und für das Vergnügen auf Knopfdruck Oben Ohne zu fahren, müssen mindestens 34.400 Euro investiert werden.
Text: Elfriede Munsch