Erik Truffaz: Archangelsk. (EMI)
Das neue Album des Quartetts um den französischen Trompeter Erik Truffaz ist da und birgt manche Überraschung, so die umfangreiche Mitwirkung des Sängers Ed Harcourt und je einmal von dem piepsigen Christophe (verzichtbar), sowie dem Rapper Nya von Silent Majority (von dem man sich durchaus mehr vorstellen könnte) im Nebeneinander mit Erik Truffaz´ gestopfter Trompete.Archangelsk – so der Name des Albums – ist ein raffiniertes grenzüberschreitendes Produkt, was sich nicht allein auf den Namen der russischen Stadt am Ende der Welt bezieht. Jazz, Elektronik und Pop-Elemente vermischen sich zu einem spannenden Erlebnis, einem Album, das trotz seiner unterschiedlichen Klangfarben durchgängig als Konzeptalbum gehört werden will.
Fiebrig-nervös steigt Truffaz mit Miss Kaba ein, man vermeint den Pulsschlag der Musik zu spüren. Die Stimme Ed Harcourts in dem folgenden Red Cloud hat magische Anziehungskraft, weckt Neugier und scheint, wie der Titel suggeriert, aus einer Wolke zu kommen. In den folgenden Stücken Snake Charmer Man, Nobody Puts The Baby In The Corner, spätestens jedoch in Anonymus erweist sich Harcourt vom Vortrag her als ein neuer Sting. Zu gerne hätte man die Texte der Songs, und ich hoffe, daß sie bei fertigen Album im Booklet stehen, den sie scheinen ebenso Substanz zu haben wie die melancholische Musik von Truffaz, die von Anfang bis Ende ruhiges Hörvergnügen mit wenigen Fieberschüben bietet. Der Titelsong ist so ein Schub: funky, zwischen Beats, Hammond B 3-Intervallen und ruhigen Trompeten-Passagen taumelnd – und auch Akiko ist so ein Stück, das in Unruhe versetzt.
Doch Truffaz löst jegliche Aufregung immer wieder durch versöhnliche Töne ab, so auch nach den beiden oben genannten mit Entre le Ciel et l´Eau. Mit Ed Harcourt allerdings hat Truffaz den Vogel abgeschossen – allein die Tracks mit ihm werden dem Album gebührende Beachtung verschaffen.