100 Jahre DKW

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Eine Legende der automobilen Welt feiert dieses Jahr hundertsten Geburtstag: DKW. Dampfbetriebene Automobile wollte man bauen, doch das Unternehmen aus dem sächsischen Zschopau wurde schlussendlich durch seinen Zweitakt-Motor berühmt.

1907 nahm der Däne Jörgen Skafte Rasmussen in Zschopau im Erzgebirge eine kleine Metallwarenfabrik in Betrieb. Nach der anfänglichen Fabrikation von Abdampfentölern, Dampfmaschinenzubehör und anderen Metallwaren begann man 1916 mit Dampfautomobilen zu experimentieren. Das Projekt kam über das Prototypenstadium nicht hinaus. Was jedoch blieb war der aus diesem Projekt abgeleitete Markenname: DKW = Dampfkraftwagen. 1919 übernahm Rasmussen eine Zweitaktmotorenkonstruktion, die er als Spielzeugmotor verkaufte: Des Knaben Wunsch. Das Motörchen wurde vergrößert und als Fahrradhilfsmotor eingesetzt, bevor dann 1922 ein richtiger Motorradmotor daraus wurde: Das Kleine Wunder. Unter der Leitung von Jörgen Skafte Rasmussen mit Manager Carl Hahn und Chefkonstrukteur Hermann Weber entwickelte sich DKW in den 1920er Jahren zum bedeutendsten Motorradhersteller der Welt – 1928 war das Zschopauer Werk die größte Motorradfabrik weltweit. Im gleichen Jahr übernahm Rasmussen die Audi Automobilwerke in Zwickau, um zwei Jahre später bei den Audi Konstrukteuren ein kleines Automobil mit folgenden konstruktiven Merkmalen in Auftrag zu geben: DKW Zweizylinder-Zweitakt-Motorradmotor mit 600 ccm, selbsttragende Holzkarosserie mit Kunstlederbezug, Schwingachsen vorn und hinten und Frontantrieb. Der daraus entstandene DKW Front wurde zu einem der beliebtesten deutschen Kleinwagen seiner Zeit.

Am 29. Juni 1932 wurde, ausgelöst durch die Weltwirtschaftskrise, die Auto Union AG mit Sitz in Chemnitz gegründet. Dabei handelte es sich um den Zusammenschluss von den vier bis dahin unabhängigen Unternehmen Zschopauer Motorenwerke J. S. Rasmussen AG (DKW), Zschopau, Audiwerke AG, Zwickau (seit 1928 bereits im Besitz von J. S. Rasmussen), Horchwerke AG, Zwickau und der Automobilabteilung der Wanderer Werke AG, Chemnitz.

So wichtig, wie Jörgen Skafte Rasmussen und seine Zschopauer Motorenwerke für die Gründung der Auto Union AG waren, so wichtig waren auch die DKW Produkte für die wirtschaftliche Entwicklung des neuen Konzerns. Die DKW Motorräder und Automobile mit ihren typischen Zweitaktmotoren bedienten das untere Marktsegment (Preisklasse zwischen 345 und 3.400 Reichsmark) und bildeten die Volumenmodelle der Auto Union. So wurden zum Beispiel von den DKW Automobilen mit Frontantrieb Ende der 1930er Jahre bis zu 4.800 Stück pro Monat gefertigt. Die DKW Motorräder wurden in so großen Stückzahlen gebaut, dass die Auto Union mit ihrem DKW Werk in Zschopau 1937 mit 55.470 produzierten Motorrädern erneut zum größten Motorradhersteller der Welt avancierte. Ein weiterer wichtiger Produktionszweig waren die DKW Stationärmotoren, die in einer unglaublich breiten Palette angeboten wurden und vielfältig einsetzbar waren (Landwirtschaft, Straßenbau, Feuerwehr, Militär und Behörden).

DKW Produkte galten als einfach, zweckmäßig, zuverlässig, wirtschaftlich, langlebig und leistungsfähig. In technischer Hinsicht erwies sich das Zschopauer Unternehmen als innovativer Pionier auf dem Gebiet des Zweitaktmotors, des Frontantriebs und des Karosseriebaus (Holz- und Kunststoffkarosserien). Dieser Pioniergeist beseelte auch das Innovationspotenzial der Auto Union AG, die ab 1936 in Chemnitz ein Zentrales Konstruktionsbüro (ZKB) und eine Zentrale Versuchsanstalt (ZVA) für alle Marken der Auto Union einrichtete.

Wie bei keiner anderen Marke innerhalb der Auto Union kultivierte man bei DKW die Verbundfertigung von Automobilen: die Motoren entstanden im Stammwerk Zschopau, die Karosserien wurden im DKW Karosseriewerk Berlin-Spandau gefertigt, wo auch der Bau der Vierzylinder-Modelle mit Heckantrieb vorgenommen wurde. Die Montage der Frontantriebs-Modelle erfolgte im Zwickauer Audi Werk. Die hierzu notwendige logistische Leistung war für damalige Zeiten äußerst beachtlich.

Mit der Marke DKW, deren Hauptkonkurrent in den 1930er Jahren Opel war, besaß die Auto Union ein Potenzial, mit dem man ganz bewusst der zu erwartenden Konkurrenz durch den KdF-Wagen (Volkswagen) etwas Ebenbürtiges (DKW F 9) entgegensetzen wollte. Damit wäre die Auto Union das einzige Automobilunternehmen in Deutschland gewesen, das rechtzeitig eine Antwort auf den Volkswagen parat gehabt hätte.

Nach dem Krieg war es die Marke DKW, mit der die in Westdeutschland neu gegründete Auto Union GmbH an den Standorten Ingolstadt und Düsseldorf im Kraftfahrzeugbau wieder Fuß fassen konnte. Bis 1965 wurden die DKW Automobile in Westdeutschland gebaut, bevor bei der Auto Union in Ingolstadt die Zweitakt-Ära zu Ende ging und man sich dem Viertaktmotor zuwandte.

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