CD-Tipp der Woche

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Eurovision Song Contest 2007. All The Songs From The Show. (CNC)

Bunter war die Mischung nie: Gab es noch bis Mitte der 90er Jahre ein einigermaßen sicheres Rezept, um beim europäischen Songwettbewerb wenigstens nicht vollends abzuschmieren, gilt heute: Alles ist möglich, Prognosen von daher vielleicht amüsant, aber in keiner Weise ernstzunehmen. Zu groß ist mittlerweile die Vielfalt dessen, was da geboten wird. Die Regel, nach der es vor allem auf einen dreiminütigen Ohrwurm ankommt, um Publikum und vor allem die (televotenden) Juroren zu becircen, ist längst überholt. Und ein Land, das zum ersten Mal an den Start ging, sich zuvor in der Zwischenrunde überhaupt qualifizieren musste, verwies alle Mitbewerber auf die Plätze: Serbien hieß der große Gewinner des Contest 2007.

Anno 2007 halten sich Länder des ehemaligen Ostblocks an italienische Vorbilder und entsenden feierlich gekleidete Herren mit einem melodramatisch angebotenen Beitrag, entsendet das beliebte Familien-Urlaubsland Dänemark einen Transvestiten, gegen den Mary alias Georg Preusse fast wirkt wie der Traumschwiegersohn schlechthin, entscheidet sich das ungarische Publikum für eine Bluesröhre, die ihrem wahrlich beeindruckenden Stimmvolumen ein ganz unspektakuläres Outfit entgegenhält … kurz: Ob man den Interpreten-Wettbewerb als Comedy-Bühne, als Gesangsplattform oder vielleicht sogar als Testgelände verstanden wissen will, auf dem sich entscheiden mag, was beim Publikum ankommt – mehr denn je ist der Eurovision Song Contest eine offene Bühne für verschiedene Nationen. Das mag Puristen entsetzen, entspricht aber letztlich genau der Intention, mit der dieser Wettbewerb vor über 50 Jahren ins Leben gerufen wurde.

Dass der Trend übrigens schon länger immer mehr in Richtung Osteuropa geht – mit 15 von 24 Teilnehmern – muss keineswegs an der gefürchteten Vetternwirtschaft unter Nachbarn liegen. Sondern: Auch wenn nicht jeder der von dort kommenden Beiträge vor Originalität sprüht, zeigten die osteuropäischen Länder durchweg mehr Mut als die etablierten Länder wie Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Spanien. So haben sich die großen Eurovisions-Länder offensichtlich in diesem Jahr genau von solchem Mut inspirieren lassen. Wer trotzdem das pure Kalkül für den breiten Publikumsgeschmack in Tönen und Choreopgraphie umzusetzen versucht, hat da keine Chance: Das galt 2006 für Kate Ryan aus Belgien und gilt heuer für DJ Bobo. Gegen eine Mitbwerberschaft mit Neigungen zu klassischem Gesang, mit viel Rock'n'Roll und Anleihen bei der E-Musik wirkte die Vampir-Nummer des Schweizers zwar handwerklich solide gemacht, aber eben doch blass.

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