Der „kleine“ Bruder des „großen“ Michael

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Seine erste Saison ohne Bruder Michael ist für Toyota-Pilot Ralf Schumacher die insgesamt elfte in der Königsklasse des Motorsports. Doch der jahrelang als Schumi II betitelte 31-Jährige weiß, dass er auch in dieser Saison mit seinem unterlegenen Toyota keine Chance hat, einmal in die Fußstapfen des großen Bruders treten zu können.

Seit Jahren schon verpulvert der japanische Toyota-Konzern, derzeit mit einer Marktkapitalisierung von geschätzten 250 Milliarden Dollar die Nummer zwei unter den Autobauern weltweit, Millionen und Abermillionen, um ein in der Spitze wettbewerbsfähiges Formel-1-Fahrzeug auf die Beine zu stellen. Doch angesichts der vielen Pleiten und Pannen bei der Vorbereitung auf die Saison 2007 dürfte auch die nächste Saison der Japaner im F1-Zirkus nicht dorthin führen, wo Toyota seine Fahrzeuge gerne sehen würde. Auf das Siegertreppchen nämlich, und dies am liebsten in zufrieden stellender Konstanz.

Vor dem Saisonstart am Sonntag beim Großen Preis von Australien in Melbourne geht der gebürtige Kerpener denn auch mit dem neuen Toyota TF 107 nicht gerade zimperlich um. Wir hatten eine katastrophale Rennvorbereitung. Tendenziell zeigt sich eine Lücke zur Spitze, die wir schließen müssen. Wir werden wahrscheinlich einen schwierigen Saisonstart haben. Die Wüstentests in Bahrain dokumentierten die Schwachstellen des japanischen Boliden auf erdrückende Art und Weise. Mehrfach quittierte der TF 107 den Dienst. Mal spielte das Getriebe nicht mit, mal war der Gaszug defekt, mal ging die Kupplung kaputt. Kleinlaut gibt Schumacher denn auch zu: Ich würde mich eher auf den Saisonstart freuen, wenn wir ein paar Probleme weniger hätten. Nur dabei sein, zählt für uns auf Dauer eben nicht.

Der kleine Schumacher, der sich selbst immer noch fahrerisch unter den besten drei Piloten sieht, steht mit seiner Kritik jedoch nicht alleine da. Für das, was Toyota in den letzten fünf Jahren geleistet hat, fehlen mir die Worte. Das hätte kein anderer Konzern überstanden, befindet auch Ex-Formel-1-Fahrer Hans-Joachim Stuck. Mit einem geschätzten Budget von 350 Millionen Dollar steht der Konzern hinter dem eigenen Formel-1-Team (siehe dazu eigenen Bericht auf www.toyota.de), doch der Erfolg lässt sich offenbar nicht kaufen.

Schumachers hoch dotierter Dreijahres-Vertrag bei den Japanern läuft in diesem Jahr aus, über seine Zukunft machte sich der mit seiner Familie in Salzburg lebende Rheinländer aber kurz vor dem Saisonstart offenbar noch kein Kopfzerbrechen: Was eine mögliche Verlängerung des Vertrages angeht, warten wir jetzt erst einmal ein paar Rennen ab, dann werden wir weiter sehen. Realistisch gesehen, gehe ich davon aus, dass die Saison für uns erst bei den ersten Rennen in Europa richtig losgehen wird. In den Ruhestand aber will er Bruder Michael auf keinen Fall folgen: Ich liebe meinen Job, aber ich muss auch sehen, dass ich erfolgreich bin. Die Ergebnisse diktieren den Markt, sagt Schumacher, der – Probleme hin oder her – endlich das Image des kleinen Bruders vom großen Michael loswerden will.

Text: Jürgen C. Braun

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