Erste Erfahrungen: Dacia Logan MCV

Beitragsbild
Foto 1
Foto 2

Welche Schreckensszenarien wurden doch vor etwas mehr als einem Jahr bei der Vorstellung des Billigauto Dacia Logan beschrieben, dabei fast der Untergang der westeuropäischen Autokultur prognostiziert. Doch die Gemüter haben sich längst beruhigt, was wohl auch daran liegt, dass der Logan hier zu Lande mit gut 6.000 verkauften Einheiten im Jahr 2006 ein Exot in der Zulassungsstatistik geblieben ist. Mittlerweile ist das Billig-Schreckgespenst weiter nach Osten in Richtung China gewandert. Am 19. Januar kommt nun die Kombi-Version des Dacia Logan zu den Händlern und will mit einem Einstiegspreis von 8.400 Euro und reichlich Platz für bis zu sieben Personen für mehr Akzeptanz der Marke in Deutschland sorgen.

Die Frage sei gestellt: 8.400 Euro, ist das – rein automobil anno 2006 – realistisch? Im Prinzip ja, aber dann erhält der Kunde außer einem 75 PS-Motor, der Blechhülle und fünf Sitzplätzen nicht viel mehr. Keine Servolenkung, keine Zentralverriegelung, keine elektrischen Helfer für die Fenster oder die Außenspiegel, keine Klimaanlage, kein Radio und keine Sonnenblende für den Beifahrer sind auch nur gegen Aufpreis zu ordern. Sozusagen zurück zu den Anfängen… Aber mit ein wenig mehr Geldeinsatz verwandelt sich der Kombi zu einem wohnlicherem Gefährt. Investiert man rund 12.000 Euro, gibt es eine manuelle Klimaanlage, Radio, elektrische Fensterheber und auch eine Servolenkung. Gegen eine Zuzahlung von 280 Euro kann man sogar die magere Sicherheitssausstattung durch Seitenairbags aufbessern. Ansonsten bietet der Rumäne nur ABS und Frontairbags, hinten gibt es nur Trommelbremsen. ESP kommt im rumänischen Wortschatz nicht vor. Das Auto wurde eben für Schwellenländer konzipiert und erfüllt die dortigen Sicherheitsstandards. Insgesamt erhofft man sich drei Sterne bei NCAP-Crashtest, so bleibt dann auch der Abstand zu den Renault-Modellen gewahrt.

Und ansonsten? Der Dacia Logan Kombi ist ordentlich verarbeitet, die verwendeten Materialien machen einen robusten Eindruck. Kein Hightech, aber alltagstauglich. Der größte Pluspunkt ist sein Platzangebot. Bis zu sieben Personen können in dem 4,45 m langen Fahrzeug bewegt werden (Aufpreis dritte Sitzreihe: 500 Euro). Der lange Radstand von 2,90 m, eine Höhe von 1,74 m und eine kastenförmige Linienführung bewirken, dass alle Passagiere recht bequem untergebracht sind. Allerdings beträgt das Kofferraumvolumen bei voller Bestuhlung nur 198 Liter, doch bei der Fünfer-Konfiguration beeindruckt das Gepäckteil mit 500 Liter Fassungsvermögung. Ist die zweite Reihe nach vorne gestellt, steigert sich der Wert sogar auf 2.350 Liter. Man muss nur noch auf die maximale Zuladung von 540 Kilogramm achten. Selbstverständlich verfügen die Sitze nicht über moderne und flexible Variabilitätseinstellungen. Dafür ist die Hecköffnung als praktische Zweiflügeltür gestaltet.

Für den Antrieb stehen vier bekannte Renault-Motoren zur Auswahl. Bei den Benzinern reicht die Leistungsspanne von 75, 87 bis zu 105 PS. Der 1,5-Liter-Selbstzünder bringt muntere 68 PS an die Vorderräder. Alle Aggregate sind nicht dazu gedacht, den Kombi möglichst schnell und sprintstark zu bewegen. Fahrer mit Gasfußzuckungen sind hier fehl am Platz, Gemütlichkeit und Gelassenheit heißen vielmehr die Zauberwörter. Durchschnittlich fließen bei den Benziner zwischen 7,5 und 7,8 Liter durch die Leitungen, der Diesel genehmigt sich 5,3 Liter. Die Höchstgeschwindigkeiten liegen zwischen 150 km/h beim Selbstzünder bis zu 174 km/h beim 105-PS-Benziner. Fahrwerk und Lenkung sind ebenfalls mehr auf betuliches Fahren ausgelegt.

Und wer soll nun den Wagen kaufen? Sicherlich niemand, der aufs Prestige achtet oder beim Kauf eines Autos nach den (Sicherheits)-Sternen greift. Aber wer wenig fährt und/oder genau auf die Euros schaut, erhält viel Auto für wenig Geld.

Text: Elfriede Munsch

Scroll to Top