Tom Zé: Estudando o Pagode. (Luaka Bop/Rough Trade)
Er betreibe keine Kunst, sondern gesprochenen und gesungenen Journalismus, hat Tom Zé einmal über sein Schaffen gesagt. Das ist untertrieben, denn der inzwischen 69jährige ist Multi-Instrumentalist und zugleich einer der innovativsten unter den brasilianischen Musikern. Kein Wunder, dass er gerne mit Frank Zappa verglichen wird. Estudando o Pagode ist wie eine Operette angelegt, mit drei Akten und einem umfangreichen Libretto. Die Pagode ist eine schnelle Form des Sambas, zugleich ein politischer Ausdruck schwarzen Selbstbewusstseins. Tom Zé verbindet Mythologie, Rituale, Wortspiele, Zitate jeglicher Art, Klangexperimente und Botschaften sozio-ökonomischer Natur. Musikalisch inspiriert Estudando o Pagode durch Tom Zés Beobachtungen in seiner Nachbarschaft in dem Stadtteil Perdizes in São Paulo. Die musikalische Palette reicht von der einfachen Pagode über das Pagó-Duett und dem Cha-Cha-Cha bis zum metaphysischen Exempel – immer mit avantgardistischem Charakter.