Chamäleon, Zauberkünstler, Überraschungsei: Was hat man dem Autochen bloß für Namen gegeben, als es vor gut drei Jahren erstmals auf die Räder gestellt wurde. Für viele ist es aber auch heute noch ganz einfach der kleine Bruder des großen Zafira und ein ebenso liebenswerter wie praktischer Alltagsbegleiter. Jetzt hat Opel den Meriva runderneuert.
Am chicen Blechkleid des variablen Fünfsitzers wurde ein wenig rum gefeilt, die Rüsselsheimer haben ihm ein paar feine Mitbringsel aus höheren Fahrzeugsegmenten spendiert und auch unter der Haube hat sich Erstaunliches getan. Galt Opel jahrelang als ausgewiesene Schlaftablette in Sachen Dieseltechnik, so gehört jetzt ein 75 PS starker 1.3 CDTI mit serienmäßigem Partikelfilter zum Angebot in Sachen Antriebsaggregaten und ganz oben thront gar das neue Hochleistungsmodell des Opel Performance Centers (OPC) mit 180 Turbo-PS und 222 km/h Spitze. Wow, da legt sich die mightey mouse aber mächtig in die Puschen.
Einer, der mit einem solchen Power-Triebwerk bestens umgehen kann, ist Manuel Reuter. Der langjährige Opel-Pilot aus der Deutschen Tourenwagenmasters (DTM) wurde nach dem Ausstieg des Herstellers aus der Serie nun kurzerhand zum Markenbotschafter umfunktioniert und lobt das aufgeblasene Aggregat (zu Recht, wie wir meinen) über den grünen Klee. Der neu entwickelte 1.6-Liter-Turbomotor beschleunigt den nur 1.330 Kilogramm leichten multivariablen Blitz nicht nur in acht Sekunden von Null auf Hundert, jagt ihn nicht nur zu besagten 222 km/h, sondern ermöglicht auch eine lässige und schaltfaule Fahrweise. Kein Wunder bei einem maximalen Drehmoment von 230 Newtonmeter.
Agilität und Durchzugsvermögen sind aber auch die Stärken des neuen 1.3 CDTI, des kleinsten Vierzylinder-Common-Rail-Turbodiesel, dem Opel bescheinigt, mit fünf Liter Dieselkraftstoff auf 100 Kilometer auszukommen. Diese Erfahrungen haben wir bei unseren ersten Begegnungen mit dem neuen City-Van machen können. Der kleine Saubermann besticht durch 170 Newtonmeter Drehmoment und kommt trotz seines relativ kleinen Hubraums richtig kraftvoll aus dem Keller. Hinzu gesellt sich mit dem auch in Astra und Zafira eingesetzten 1.6-Liter-TWINPORT-Motor mit 105 PS ein weiterer Neuzugang in der Motorenpalette des Opel Meriva.
An der Optik wurde nur dezent gearbeitet. Kein Wunder, will man doch den Erstkäufern nicht unbedingt das Gefühl vermitteln, nach nur drei Jahren bereits ein altes Auto durch die Gegend zu kutschieren. Zum Gesicht: Im neuen Kühlergrill dominieren eine breite Chrom-Querspange sowie Stoßfänger mit integrierten runden Nebelscheinwerfern. Auch in das Heck wurde ein wenig zusätzlicher Chrom implantiert, zudem erscheinen die Rückleuchten dunkel getönt.
Im Interieur geht's eine Spur peppiger zu als bisher: Neue Farben, neue Stoffe und auch hier und da ein wenig Chrom. Ohne geht wohl nicht mehr. Erstmals im Meriva und damit auch in dieser Fahrzeugklasse ist jetzt ein Halogen-, Kurven- und Abblendlicht erhältlich. Gleiches gilt für eine Handy-Vorbereitung mit Bluetooth-Schnittstelle und Sprachsteuerung und das Begrüßungslicht: Per Fernbedienung können Fahrlicht und Innenraumbeleuchtung für 30 Sekunden eingeschaltet werden und weisen so auch im Dunkeln den Weg zum Auto.
Die Stärke des Opel Meriva ist jedoch nach wie vor seine Verwandlungsfähigkeit. Von einem bis zu fünf Sitzen ist alles drin, ohne dass man dafür vorher einen langatmigen Lehrgang unter dem Motto: Wie baue ich den Innenraum meines Autos um? hätte absolvieren müssen. Ein paar mühelose Handgriffe und so wird aus dem nur 4,05 Meter langen Opel Meriva entweder ein City-Car für fünf Personen oder ein Waschmaschinen-Transportiergerät. 56.000 Merivas verkaufte Opel im vergangenen Jahr allein in Deutschland. Mit den neuen Motoren und den zusätzlichen Hightech-Elementen wird die Mightey mouse sicherlich zusätzliche Käuferschichten finden. Die Preise für das in vier Ausstattugsrichtlinien erhältliche Fahrzeug liegen zwischen 14.520 und 23.000 Euro für den OPC.
Text: Jürgen C. Braun