Buchtipp der Woche

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Hanno Beck: Der Alltagsökonom. (dtv; 8,50 Euro)

Diese Situation ist wohl jedem Autofahrer ebenso vertraut wie verhasst: Wechselt man im Stau auf der Autobahn (der an sich schon ärgerlich genug ist) auf die andere Spur, stellt man fest: Da geht's auch nicht schneller, das hat gerade eben bloß so ausgesehen. Groß angelegte psychologische Untersuchungen bestätigen dies übrigens.

Trotzdem haben Warteschlangen auch ihr Gutes, und vom ganz alltäglichen (oft nervigen) Kram wie Warteschlangen handelt dieses Buch. Ein wenig ist es auch Ehrenrettung für einen Berufsstand, dem bisweilen mißtrauisch begegnet wird: Diplom-Volkswirte – sitzen die nicht im sprichwörtlichen universitären Turm und brüten dort Empfehlungen für den Alltag anderer Menschen aus, dem sie selbst kaum mehr angehören?

Hanno Beck kennt diese Auffassung aus eigener Erfahrung – er ist selbst diplomierter Volkswird. Und er widerspricht ihr – nicht mit Argumenten, sondern mit Beispielen. Genau dadurch überzeugt er.

Wie ist es denn nun mit den Warteschlangen? An der Supermarktkasse sind sie effizient: Weil nicht nur Kunden, sondern auch die Kassierer(innen) sie als Ärgernis empfinden, werden beide Seiten sich bemühen, das Ärgernis zu beseitigen: An der Kasse bemüht man sich, zügiger und dabei fehlerfrei zu arbeiten. Die Kunden ihrerseits trödeln nicht beim Auflegen ihrer Einkäufe aufs Band. Die Warteschlange ist also ein positiver Anreiz.

Nicht alle Erkenntnisse sind so verblüffend wie diese – manchmal ruft Hanno Beck auch in Erinnerung, was eigentlich schon bekannt ist. Zum Beispiel das nur vermeintlich billige, tatsächlich aber sehr teure Freizeitvergnügen des Fernsehens. Von den Anschaffungskosten fürs Gerät und von den GEZ-Gebühren einmal abgesehen, ist zumindest das Programm privater Sender teuer durch die Werbeblöcke: Die bezahlt zu einem guten Teil der Zuschauer, indem er die Produkte der Hersteller kauft, deren Werbespots gesendet werden. So gesehen relativiert sich, zum Beispiel, der Preis für eine Kinokarte. Und im Kino kommt die Werbung ohnehin vor dem Hauptfilm, und die Dauer kann man sich vorher einigermaßen ausrechnen.

So nimmt sich Hanno Beck ganz verschiedene Phänomene vor, mit denen wir täglich zu tun haben. Sogar die (im Gesetz verankerte) Monogamie untersucht er aus volkswirtschaftlicher Sicht. Das Buch ist nicht zuletzt deshalb vergnüglich, weil man beim Lesen nebenbei etwas dazu lernt und nie das Gefühl hat, belehrt worden zu sein.

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