Fünf Millionen für den Papst-Escort

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Egal ob eine E-Gitarre von Elvis, eine Staffelei von Picasso oder ein abgewetztes Kleidungsstück von Hemingway: Der Wert von alltäglichen Gebrauchsgegenständen, die berühmte Zeitgenossen nach ihrem Tod der Nachwelt hinterlassen haben, steigt bei Sammlern um das Zigfache, der reale und reelle Wert spielt da überhaupt keine Rolle mehr. Das ist auch bei hohen kirchlichen Würdenträgern nicht anders. 190.000 Euro gingen kürzlich für den gebrauchten Golf des ehemaligen Kardinals Josef Ratzinger und jetzigen Papst Benedikt XVI. über den Ladentisch. Peanuts jedoch gegen den blauen Ford Escort, den sein Vorgänger Johannes Paul II. einst gefahren hatte und der jetzt unter den Hammer kommt.

Der blaue Ford Escort GL von 1975 (das Foto zeigt ein Vergleichsmodell) soll dem Geschäftsmann Jim Rich aus Illinois geschätzte fünf Millionen Dollar einbringen. Rich hatte den Wagen 1996 für 102.000 Dollar ersteigert.

Er erinnere sich noch gut an den Tag, an dem Johannes Paul ihm den Wagen übergeben habe, sagte Rich. Ich gab ihm den Scheck, und er gab mir die Schlüssel, erklärte er. Ich habe ihn gefragt, ob ich ein Foto von ihm mit den Schlüsseln machen könnte, und er hat gelacht. Mit dem Geld finanzierte Karol Wojtyla den Ausbau eines Hauses für polnische Pilger in Rom, Stipendien und die Erweiterung der Katholischen Universität im polnischen Lublin. Der Papst fuhr mit dem Ford mehr als 100.000 Kilometer, Rich fügte noch einige hinzu. Er überlegt noch, ob er den päpstlichen Rosenkranz, den er mit dem Auto übernahm, behalten wollte.

Der Auktionator Jim Kruse erklärte, der Ford Escort könnte am 3. und 4. Juni im Hotel Mandalay Bay in Las Vegas sogar noch mehr als fünf Millionen Dollar einbringen. Ohne den päpstlichen Vorbesitzer wäre der Wagen nach seiner Schätzung höchstens 1.200 Dollar wert. Von einem Vatikan-Mitarbeiter habe er gehört, dass Johannes Paul gern in unauffälliger Kleidung aus dem Vatikan geschlichen sei, um eine Spritztour zu unternehmen, sagte Kruse.

Text: Jürgen C. Braun

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