Test-Tour: Alfa Romeo 2.0 JTD

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Dieselmotoren sind in. Sie sind wirtschaftlich, leistungsstark und haben das Nagelbett früherer Jahre verlassen. Und sie machen auch vor großen Namen mit sportlicher Attitüde nicht halt. Beispielsweise beim Alfa Romeo GT mit 1.9 JTD-Motor. Igitt! Ist das nicht wie saurer Hering mit Erdbeer-Marmelade? Das prägnante scudetto, wie die Tifosi die Kühlernase eines Alfa nennen, dazu noch ein sportliches Coupé wie der GT, und darunter werkelt ein Diesel. Diesel, wirklich Diesel. Ein Treibstoff, mit dem die Ackersleut' im kargen Apulien ihre rumpelnden Trecker befüllen? Darf man dergestaltige Schändung von Ton und Tempo einem Alfa GT angedeihen?

Doch, man darf. Um nicht zu sagen, man soll. Und das bei einem 2+2-Sitzer, der ein brillantes rollendes Exponat von Meister Bertone ist. Aalglatt, flach und dennoch wuchtig, harmonisch und dennoch aggressiv. Ein echter Granturismo eben, wie er im mittleren Preissegment lange vermisst worden war. Und in diesen blumigen Auftritt verpackt modernste Dieseltechnik.

Ein 1,9 Liter großer Vierzylinder-Commonrail-Diesel sorgt für den Vortrieb des 4,50 m langen Alfa GT. Multijet-Einspritzung und 16-Ventiltechnik gestatteten uns einen Durchschnittsverbrauch von 6,9 Liter auf 100 Kilometer. Mit ungebremstem Fahrspaß versteht sich. Denn die 150 PS sorgen für eine Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h und erlauben den Sprint von Null auf 100 in 9,6 Sekunden. Im Interieur setzt sich das sportliche Ambiente mit viel Leder und Chrom fort. Tiefe, gut konturierte Sitze sorgen für sportives Feeling. Das Sechsgang-Getriebe machte indes auf uns mitunter einen etwas bockigen Eindruck beim Herunterschalten und könnte durchaus noch etwas kürzer abgestuft sein. Gewöhnungsbedürftig auch der etwas eingeschränkte Blick nach hinten. Ein Attribut an die optische Vorgabe.

Mit dem strammen, aber nicht unkomfortablem Fahrwerk des Alfa GT macht die wilde Hatz über kurvige Landstraßen mächtig Spaß. Wenn es die Umstände erlauben, versteht sich bei aller Euphorie. Angesichts eines Radstandes von 2,60 Meter sind der Fronttriebler-Technik des Alfa in engen Spitzkehren jedoch fühl- und erfahrbare Grenzen gesetzt. Die 320 Liter Gepäckraum sowie eine umlegbare Rückbank sind für ein Coupé akzeptabel. Die Ausstattungsvariante Distinctive unseres Testwagens beinhaltet Klimaautomatik, beheizte Ledersitze, Tempomat oder CD-Soundsystem. In dieser Version kostet der Alfa GT 29 950 Euro. Serienmäßig sind Stabilitätsprogramm, Front-, Kopf- und Seitenairbags.

Praktizierenden Puristen unter den strenggläubigen Alfisti aber, die immer noch jegliche Vorzüge der Selbstzünder-Technik mannhaft verleugnen, sollten sich eines Zitates unseres 05er Jahrhundert-Helden Albert Einsteinerinnern: Ein Vorurteil ist schwerer zu spalten als ein Atom!

Text: Jürgen C. Braun

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