Moderne Allzweckautos im dezenten Geländewagenlook sind heiß begehrt. Da macht auch der Volvo XC 90 keine Ausnahme. Immerhin 5.200 Stück von dem noblen SUV (Sport Utility Vehicle) gehen an deutsche Kunden. Die nehmen dafür sogar Wartezeiten in Kauf. Das Gros der Modelle geht aber in die USA. Dort fehlte dem Volvo bislang der standesgemäße Antrieb. Erst mit einem Achtzylinder gilt der Allzweckvolvo dort als vollwertiges Mitglied der Autofamilie. Nun sollte es für ein Unternehmen, das zum Ford-Konzern gehört, ein leichtes sein, aus den vielen amerikanischen Achtzylindern einen passenden zu finden und in den großen XC 90 zu montieren. Die schlichte Baukastendenke der Amis scheitert aber am Sicherheitsbewusstsein der Schweden. Der Motor muss quer eingebaut werden, damit er im Chrashfall möglichst viel Platz für die Knautschzone lässt. Gesucht wurde also ein möglichst kompakter Motor. In Zusammenarbeit mit Yamaha in Japan wurde ein solcher Antrieb für den XC 90 neu entwickelt.
Die japanisch schwedische Koproduktion kann sich sehen lassen. Mit 4,4 Litern Hubraum, 315 PS und 440 Nm Drehmoment bei 3.900 Umdrehungen bietet Volvos erster Achtzylinder reichlich Kraft um den schweren XC 90 angemessen zu beschleunigen. Trotz eines für Achtzylinder untypischen Zylinderwinkels von 60 Grad statt der üblichen Neunzig klingt der Motor wie ein echter V8 und arbeitet Dank einer gegenläufigen Ausgleichwelle auch weitgehend vibrationslos. Zudem ist der Benziner, wie Volvo Sprecher Uli Andree betont, der sauberste Achtzylinder weltweit und erfüllt schon heute die noch nicht verabschiedete Abgasnorm Euro 5. Sauber ist er, sparsam leider nicht. 13,3 Liter gibt Volvo für die Normrunde an, bei ersten Testfahrten zeigte der Bordcomputer schon bei einem sehr behutsamen Umgang mit dem Gaspedal Werte um 14 Liter an. Sonst waren es eher 17. Im Hauptmarkt für den V8, den USA, spielt das trotz gestiegener Spritpreise keine Rolle. Dass die Höchstgeschwindigkeit trotz reichlich vorhandener Leistung auf 210 km/h begrenzt wurde, stört dort auch nicht und hier nur wenige. Der XC 90 ist auch mit dem V8 eher ein schneller Gleiter denn ein sportliches Auto. Der Begriff Sport in der Abkürzung SUV meint ja schließlich hauptsächlich ein Auto, mit dem man zu sportlichen Freizeitaktivitäten aller Art angemessen fährt.
Für die USA ist auch das neue Sechsganggetriebe mit langem sechsten Gang ausgelegt. Es schaltet auf deutschen Landstraßen ruckfrei aber häufig, was den Spritspareffekt der langen Übersetzung konterkariert. Der Allradantrieb für den XC 90 wurde in Zusammenarbeit mit der Firma Haldex überarbeitet. 95 Prozent der Antriebsleitung gehen im Normalfall an die Vorderräder. Bei Schlupf können bis zu 65 Prozent nach hinten umgeleitet werden. Dieser Vorgang erfolgt automatisch und im neuen System AWD mit Instant Traktion schneller als bislang. Zum V8 gehört auch eine dezente optische Auffrischung wie ein anderer Kühlergrill, schickere 18-Zoll-Felgen und ein Audio-Paket. Die Preise für den XC 90 V8 beginnen bei 59.000 Euro und liegen damit in etwa auf dem Niveau des Wettbewerbs. Volvo rechnet nicht damit, dass der V8 in Deutschland, wo 70 Prozent der Kunden einen Diesel ordern, mehr als 5 bis 6 Prozent des Volumens erobert.
Text: Günter Weigel