Frühlingserwachen am Lac Leman

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Der Genfer Salon feiert in diesem Jahr ein doppeltes rundes Jubiläum

Was vor 100 Jahren mit der ersten nationalen Automobil- und Fahrradausstellung begann, hat sich mittlerweile zu einer der weltweit größten Bühnen der Automobilindustrie entwickelt. Genau ein Jahrhundert nach der Premiere in der beschaulichen Schweiz findet im Palexpo (Palais des Expositions = Ausstellungshallen) am Genfer See ab Freitag, 3. März bis zum Sonntag, 13. März gleich ein doppeltes Jubiläum statt. Die 75. Show steht unter dem Motto Genfer Salon – 100 Jahre automobiler Fortschritt. Große Worte für ein kleines Land, das keinen einzigen Automobil-Hersteller sein eigen nennt, und dennoch in der PS-Weltliga dank des alljährlich wiederkehrenden Spektakels am Lac Leman ganz oben an der Tabellenspitze mitspielt.

Nach Detroit, wo die Auto-Industrie Anfang Januar traditionell das Messenjahr eröffnet, ist Genf der erste Gradmesser auf europäischem Boden und geizt auf einem überschaubaren Ausstellungsgelände, dem jegliche Form von Gigantismus fremd ist, nicht mit Weltpremieren, einem bunten Strauß neuer Ideen und technischer Innovationsvielfalt. In diesem Jahr – dem Jubiläum sei Dank – dürfen nicht nur die neuesten Exponate der weltweiten Ingenieurskunst bewundert werden, sondern es geht auch ein wenig beschaulich und historisch informativ zu. So kann der Besucher in einer Art Zeitreise sich die Geschichte des Salons nicht nur vor Ort plakativ zu Gemüte führen, sondern in Form einer hochwertigen Buch-Sonderausgabe auch gleich mit nach Hause für das Regal nehmen.

Der Schwerpunkt der 75. Auflage liegt in diesem Jahr in erster Linie auf erschwinglichen Modellen in den klassischen Segmenten. Denn angesichts der weiterhin anhaltenden Absatzflaute wollen die Hersteller die Kunden in die Schauräume der Händler locken und endlich wieder mehr Autos verkaufen. Aus deutscher Sicht interessant ist vor allem das Duell in der Mittelklasse zwischen dem BMW 3er und dem neuen VW Passat, das direkt im Anschluss an die Messe in den Verkaufsräumen fortgesetzt wird. Kompaktsportler wie der Ford Focus ST 220, der Opel Astra OPC und der BMW 130i werden in Zukunft um den Ruf als GTI-Jäger Nummer eins buhlen.

Hochkonjunktur haben aber auch weiterhin die vielseitigen und praktischen Familienautos. Vans, also Großraumlimousinen mit einem flexiblen Nutzungskonzept, stehen beim Verbraucher weiterhin hoch im Kurs. Erweitert wird die Familie der zahlreichen Kompaktvans durch die zweite Generation des Opel Zafira, den Mazda5 und die mit viel Spannung erwartete neue B-Klasse von Mercedes. Ihre Privilegien auf dem Gebiet der eleganten Formen stellen auch heuer wieder die französischen Hersteller unter Beweis. Citroën etwa zeigt voller Stolz den neuen C6, der an die ruhmreichen Traditionen der Marke mit dem Doppelwinkel anknüpft, und Peugeot stellt mit dem 407 Coupé den Nachfolger des bildschönen 406 Coupé vor.

In Zeiten knapper Kassen und fortdauernder Schwindsucht in den Geldbörsen der zukünftigen Kunden hat der 75. Genfer Salon aber auch für den schmalen Geldbeutel einiges zu bieten. Dazu gehören etwa Produkte wie der Peugeot 107, der Citroën C1 und der Toyota Aygo, eine französisch-japanische Co-Produktion. In die gleiche Kerbe (erschwinglich, sparsam in der Unterhaltung und dennoch alltagstauglich), schlagen auch künftige Kleinwagen wie der Winzling Z17 von Renault mit drei Sitzen oder das Minicar R1 von Subaru.

Glänzte Detroit vor wenigen Wochen noch mit einer Heerschau von Fahrzeugen mit alternativen Antriebstechnologien, so beschränken sich die Aktivitäten der Aussteller in Genf auf bekannte Konzeptfahrzeuge oder auch Exponate wie Mitsubishis Wasserstoff-SUV Nessie. Für Aufsehen bei den Öko-Freaks dürfte dagegen das Hybrid-SUV RX400h von Lexus sorgen, das mit einem Benziner und zwei Elektromotoren seinen Verbrauchsvorteil in der mitunter recht durstigen Offroad-Klasse demonstrieren soll. In die Reihe des automobilen Kuriositäten-Kabinetts dürfte dagegen der Rinspeed Senso, das erste fühlende Auto, fallen. Das Fahrzeug ist mit einem Erdgas-Hybrid-Motor auf Basis eines Boxermotors von Porsche ausgestattet. Rinspeed behauptet, ein System entwickelt zu haben, das auf die Stimmungen und Gefühle des Fahrers reagiert und mit wechselnden Farben, Düften und Musik mal beruhigt und mal anregt.

Der Genfer Salon ist montags bis freitags von 10 bis 20 Uhr sowie samstags und sonntags von 9 bis 19 Uhr geöffnet. Die Eintrittspreise betragen für Erwachsene umgerechnet acht Euro für eine Tageskarte, Jugendliche von sechs bis 16 Jahren zahlen fünf Euro.

Text: Jürgen C. Braun

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