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Que Bella Machina der schon fast sprichwörtliche Entzückungsruf der Italiener beim Anblick eines schönen Autos hat beim Maserati Coupé seine volle Berechtigung. Einerseits ist das Coupé der italienischen Nobelmarke ohne Zweifel eines der hübscheren Autos auf unseren Straßen, andererseits hat es auch tatsächlich einen im Wortsinne schönen Motor. Dieser muss sich nämlich nicht, wie heute üblich, unter einer schnöden Kunststoffabdeckung verstecken. Der 4,2 Liter V8 aus dem Haus Ferrari glänzt mit all seiner maschinenbautechnischen Pracht und roten Zylinderkopfdeckeln sobald man die Motorhaube öffnet. Weil die Machine nicht nur formidabel aussieht sondern auch reichlich Leistung bietet, nimmt Maserati das Aggregat gleich für alle Modelle als Antrieb. Auch die Quattroporte genannte Limousine wird von dem 390 PS starken Motor bewegt. Im Coupé entzückt der Motor mit reichlich Kraft in allen Lebenslagen und mit einem der schönsten Laufgeräusche, die derzeit auf dem Markt sind. Kein blubbernder Ami-V8, kein säuselnder Hightech-Motor deutscher Herkunft und kein flüsternder Lexus-Motor gehen rein akustisch so ans Herz wie dieser Italiener. Vom tiefen Knurren bis zum heißeren Schreien gibt die Tonlage alles her, was Menschen mit Benzin im Blut mögen, ohne dabei auf langen Strecken nervig zu werden. Das Coupé klingt zwar schön, aber nicht übermäßig laut und ist auch auf Langstrecken ein adäquates Reisemittel. Da verzeiht man auch die durchaus ausgeprägte Trinkfestigkeit der Maschine, schließlich kommt auch das Klangvolumen eines Luciano Pavarotti nicht vom Fasten. In unserem Alltagstest gab sich das Coupé mit 13,4 Litern noch fast bescheiden. Nutzt man die Drehzahlreserven und entlockt dem Motor höhere Töne sind es gleich ein paar Liter mehr. Das spielt in dieser Autoliga allerdings keine Rolle, weshalb man sich auch besser wieder den schönen Dingen zuwendet statt über hohe Verbrauchswerte zu lamentieren.

Dazu gehört ganz eindeutig das Interieur des Maserati. Üppige Lederpolster schmeicheln Hände und Hintern. Das verwendete Leder wirkt richtig edel und sieht eben nicht aus, als seien die Kühe auf der Wiese vor BASF groß geworden. Das Auge freut sich zusätzlich an schönen Armaturen, zu denen auch eine analoge Uhr gehört, die auch in den Fünfziger Jahren schon in ein italienisches Luxus-Coupé gepasst hätte. Nicht ganz stilvoll ist dafür die Navigations-, Telefon- und Audioeinheit, die in ähnlicher Form auch im Fiat Stilo Dienst tut. Da gibt es auf dem Markt sicher Lösungen, die besser zu einem Auto der 100.000 Euro-Klasse passen, allerdings nicht im Fiat-Konzern und da gehört das Coupé ja letztlich hin seit Ferrari die kränkelnde Marke übernommen hat.

Zum Modelljahr 2005 hat Maserati den automobilen Schönling übrigens dezent überarbeitet. Ein breiterer Grill und blaue Armaturen zieren jetzt das Coupé. Zu den sinnvollen Neuerungen gehört auch eine kleine Modifikation an der Cambiocorsa-Schaltung des Coupés. Man kann jetzt mit dem Minischalthebel auf der Mittelkonsole nicht nur den Rückwärtsgang einlegen, sondern auch einen Vorwärtsgang auswählen. Das erleichtert das Rangieren, weil man nicht zwischendurch an die Schaltpaddel am Lenkrad greifen muss. Ansonsten erweist sich die Schaltung als ziemlich gelungen. Im Automatikmodus reist es sich gut und wer lieber sportlich schaltet, ist ebenfalls gut bedient. Da gibt es nichts mehr zu Meckern. 91.900 Euro schreibt Maserati mindestens auf die Rechnung für ein neues Coupé. Hinzu kommen noch die üblichen Extras wie Navi oder Telefon. Auch das ein oder andere Individualisierungspaket ist sicher reizvoll, obwohl dieses Coupé auch im Serientrimm sicher keine Massenware ist.

Text: Günter Weigel
Fotos: Michel de Vries

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