Erste Erfahrungen: Chrysler 300 C 2,7

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Imageträger mit kleinem Sechszylinder und altem Getriebe

München: Chrysler erweitert das Motorenangebot bei der im Sommer dieses Jahres neu eingeführten Limousine 300 C. Als neue Einstiegsmotorisierung bieten die Amerikaner ab sofort einen V6-Motor mit 2,7 Litern Hubraum und 193 PS/142 kW an. Der Motor ist aus anderen Chrysler-Modellen bekannt. Chrysler gibt den Einstiegspreis mit 34.900 Euro an. Damit unterbietet der 300 C 2,7 seinen etwas stärkeren Bruder mit 3,5 Litern Hubraum um 3.700 Euro bei ansonsten gleicher Ausstattung.
In den USA ist die Modellreihe 300 C der Renner im Chrysler Angebot. Die Produktionskapazität im kanadischen Ontario ist voll ausgelastet, das Auto praktisch ausverkauft. In Deutschland fanden seit Juni rund 800 Einheiten einen Käufer. Damit liegt der mutig designte Fünf-Meter-Wagen nur auf dem Anfangsniveau seines Vorgängers, dem 300 M. Bei der deutschen Chrysler-Dependance in Berlin zeigt man sich trotzdem zufrieden. Schließlich verschafft der Wagen mit dem bulligen Auftritt der hierzulande eher kleinen DaimlerChrysler Tochter Pluspunkte beim Image, weil er einfach auffällt. Bislang entschieden sich 35 Prozent der Käufer sogar für den V8 Hemi-Motor mit 340 PS. Der Anteil der Sechszylinder dürfte jetzt allerdings steigen. Der neue, kleinere Motor passt zum Auto, wenn man einen Wagen zum gelassenen Gleiten sucht. Typisch amerikanisches Cruisen liegt der Limousine mehr als eilige, deutsche Autobahnhatz. Dafür ist der 193 PS-Motor zu schwach dimensioniert. Mit über 1,8 Tonnen Leergewicht haben es maximal 257 Nm Drehmoment nicht leicht. Entsprechend fällt die Beschleunigung mit 11,1 Sekunden auf 100 km/h im Klassenumfeld eher zögerlich aus. Der größere V6 kann das besser. Wie dieser leidet auch der 2,7 an einer Viergang-Automtik mit lang übersetztem vierten Gang. Das sorgt zwar für niedrige Drehzahlen bei mittleren Autobahngeschwindigkeiten, aber auch für große Drehzahlsprünge wenn man beschleunigt. Das Getriebe schaltet schon bei leichtem Druck aufs Gas einen Gang herunter um im dritten Gang bis über 200 km/h zu beschleunigen. Das erhöht Verbrauch und Lautstärke und ist ein echtes Komfortmanko des 300 C mit V6-Motor. Bei ersten Testfahrten um den Tegernsee zeigte der Bordcomputer Verbrauchswerte um 11,8 Liter an. Den Normverbrauch gibt Chrysler mit 10,8 Litern an. Den gleichen Motor kombiniert Chrysler im Voyager auch mit einem Fünf-Gang-Automaten. Diese Kombination würde auch dem 300 C besser stehen. Chancen zur Realisierung bietet die geplante Europaproduktion. Ab Ende März rollen die für Europa vorgesehenen Limousinen in Graz vom Band. Dort ist man flexibel genug, ein anderes Getriebe und Anfang 2006 auch einen Dieselmotor zu montieren. Beides fehlt dem Imageträger, der ansonsten mit amerikanisch kompletter Ausstattung und einem vorzüglichen Sound-System (320 Euro) glänzt. Den Diesel ird es erst geben, wenn Mercedes die neue Motorengeneration von V6-Dieseln in der M-Klasse und anderen Konzernmodellen eingeführt hat.

Der Nachfolger des Chrysler Neon kommt Anfang 2006 als erstes Auto der Marke Dodge auf den deutschen Markt. Dodge ist in den USA die größte Marke des DaimlerChrysler Konzerns, spielt aber in Europa keine Rolle. Während die bisherigen Dodge-Modelle eher für die Fans großer Pickups und SUVs gebaut werden, sollen der Neon-Nachfolger und seine Geschwister im mittleren und unteren Größensegment von 4,35 m bis 4,80 m mit Leistung und günstigen Preisen für Furore sorgen. Auf der IAA in Frankfurt dürfte der erste neue Dodge zu sehen sein. Bis dahin wird auch die deutsche Chrysler Dependance wissen, wie sie die hierzulande unbekannte Marke präsentiert.

Text: Günter Weigel

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