Erste Erfahrungen: Porsche Carrera 2004

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Warum nicht gleich so? – möchte man die Porsche Designer fragen. Die gerade vorgestellte sechste Generation der Sportwagen-Ikone 911, interner Code 997, sieht endlich wieder so aus, wie ein Elfer auszusehen hat. Nicht dass sich viel geändert hätte, die Silhouette beispielsweise ist weitgehend gleich geblieben, aber die lichternen Spiegeleier sind wieder klassischen Rundscheinwerfern gewichen und damit hat der Neue eben wieder ein Elfer-Gesicht und unterscheidet sich deutlich vom Boxster. Ansonsten hat der Elfer einen breiteren Hintern bekommen. Wie es sich gehört, verbergen sich darunter reine Muskeln. Speck hat er nicht angesetzt. Die größeren Radhäuser bieten Platz für größere Räder und größere Bremsen. Damit sichert sich Porsche auch weiterhin die Bestmarke beim Thema Verzögerung.

Gründlich renoviert wurde das Interieur. Sachlich klassische Linien haben das Bio-Design des 996 verdrängt. Der große Farbbildschirm in der Mittelkonsole gehört jetzt zum Serienumfang. Die Uhrensammlung mit dem traditionell mittig platzierten Drehzahlmesser wirkt übersichtlicher. Ganz neu konstruiert wurden die Sitze, die sich jetzt noch besser der Fahrerstatur anpassen lassen und den Komfortbedürfnissen der Kundschaft mehr entgegen kommen. Andererseits bieten sie auch hervorragenden Seitenhalt, was wiederum der Sportlichkeit nützt. Apropos Sport.
Der neue Carrera ist nicht nur der komfortabelste Porsche bislang, sondern auch der sportlichste Elfer. Ein neues, elektronisch geregeltes Fahrwerk ermöglicht bislang nicht gekannten Federungskomfort bei allerbester Straßenlage. Porsches Lieblingsteststrecke, die Nordschleife des Nürburgrings, wird 20 Sekunden schneller umrundet als mit dem Vorgänger, was auch für Sportwagen Welten sind. Mit dem Carrera S ist man annährend so schnell wie mit dem GT3 des Vorgängers, der ja im Grunde schon ein Rennauto war.
Womit wir bei der nächsten Neuerung wären. Erstmals seit den Siebziger Jahren gibt es wieder zwei Motorvarianten für den Carrera. Ein 3,6 Liter, der weitgehend dem bisher verwendeten Boxer entspricht und auf 325 PS erstarkte und ein 3,8 l mit 355 PS. Mit diesem Motor nennt sich der Elfer Carrera S. Bei der Motoren-Entwicklung haben die Techniker vor allem Wert auf die Fahrbarkeit gelegt. Mehr Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen zeichnet vor allem den S-Motor aus. Schon im Leerlauf liegen 300 Nm an, Werte die früher das Maximum für Elfer-Motoren waren. Das Resultat ist Kraft im Überfluss. Man kann den neuen Carrera ganz gelassen schnell bewegen, dann verbraucht er rund 11,5 Liter. Die mögliche Höchstgeschwindigkeit von 293 km/h beim S sollte man für Sparfahrten nicht zu häufig aufsuchen. Der Reiz des Porsche-Fahrens liegt aber ohnehin nicht in der möglichen Spitze sondern in der Beschleunigung von Kurve zu Kurve und im möglichen Kurventempo. Bei beidem ist der Carrera diesseits der Supersportwagen ziemlich konkurrenzlos.

Entgegen früherer Gewohnheit hat Porsche die Preise für den Carrera nicht angehoben. Im Basispreis von 75.200 Euro ist mittlerweile eine Teillederausstattung und endlich auch eine Klimaanlage sowie das Kommunikationspaket enthalten. Das aktive Fahrwerk kostet 1.300 Euro extra, ist aber im Carrera S Serie, wie auch Xenon-Scheinwerfer (890 Euro) und 19 Zoll-Felgen. Der S kostet 85.176 Euro. Für den klassischen Porsche-Fahrspaß ist der normale Carrera mehr als ausreichend, trotzdem wird sich die Hälfte der Kunden für den S entscheiden, glaubt das Porsche-Marketing. (Text: Günter Weigel)

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