Erste Erfahrungen: Seat Altea

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Sie kommen spät mit einem solchen Auto, die Spanier, aber sie glauben, dass sie rechtzeitig kommen, weil im Moment einfach ein Boom auf diese Fahrzeuge stattfindet. Und deswegen hat VW-Tochter Seat mit dem Kompaktvan Altea auch Großes vor. 10.000 Einheiten will der Hersteller in diesem Jahr noch zulassen und damit vor allen Dingen auf Raubfang gehen, wie man öffentlich zugibt. Natürlich nicht bei der hausinternen Konkurrenz, beim Volkswagen Touran, denn VW-Chef Bernd Pischetsrieder hat zitatgetreu für diesen Fall die Losung ausgegeben: Wenn wir uns gegenseitig die Haare schneiden, können wir kein Geld verdienen. Erfolgreich in fremden Gewässern fischen will Seat eigenen Angaben zufolge bei Ford und Opel und bei den Franzosen.

Ein sportlicher Schönling mit inneren Werten: Seat setzt auch beim Altea auf die Attribute, die die Marke in den vergangenen Jahren stark gemacht haben, nicht umsonst flimmert die Botschaft Auto emoción über die Bildschirme. Emotionen, also Gefühle wecken, das kann der fast schon ein wenig futuristisch geschnittene Altea mit Sicherheit. Unverkennbar schlummern in ihm die Gene der Aufsehen erregenden Studie Salsa, von der man einst angenommen hatte, sie könne so nie auf der Straße umgesetzt werden. Unverkennbar ist die Handschrift von Walter da Silva beim Blechkleid des Altea zu lesen. Jener Mann, der einst für die sportiven Auftritte der Fahrzeuge des Hauses Alfa Romeo gesorgt hatte, gibt dem spanischen Kompaktvan, den Seat selbst als Multi Sports Vehicle (MSV) bezeichnet, ein unverwechselbares Äußeres. Kein Wunder, dass es da auch schon Designerpreise abgestaubt hat, bevor es überhaupt zu den Händlern kam. Hinter dem Kühlergrill in Form eines umgekehrten Trapezes folgt ein aufregend geschnittener, schwungvoller Wagen, der alle Vorzüge eines Familien-Vans mit sich bringt und doch so gar nicht nach braver Kinderkutsche aussieht. Die gegensätzlich konvex und konkav verlaufenden schwungvollen Linien erwecken den Eindruck als wollten sie nie aufhören, sondern immer wieder in ein neues Design-Element übergehen. Die Tatsache, dass die Dachlinie des Altea, anders als bei anderen Kompaktvans, im Schlussbogen noch ein wenig abfällt, verstärkt noch einmal den sportlichen Charakter des Fahrzeugs.

Im Innenraum herrscht dagegen pragmatische Nüchternheit a la Made in Germany vor. Hohe Funktionstüchtigkeit der sinnvoll angebrachten Instrumente dominiert neben hochwertigen, griffigen Materialien. Allerdings ist auch hier mit den sportwagenähnlichen Rundinstrumenten wieder die Handschrift da Silvas klar zu erkennen. Doch der Seat Altea besticht nicht nur durch seinen optischen Auftritt, sondern auch durch die Tatsache, dass er ein sinnvoll durchdachter mobiler Alltagsbegleiter ist. Mehr als 30 verschiedene Staufächer und Ablagemöglichkeiten unterstreichen den Anspruch der Vielfältigkeit. Die Rückbank des Altea lässt sich getrennt umklappen, das Sahnehäubchen in Sachen Familientauglichkeit verbirgt sich jedoch in Form eines doppelten Bodens unter dem Kofferraumboden. Bei umgelegter Rückbank bietet sich ein Stauraum von gut 1.300 Liter. Die Passagiere nehmen auf sehr gut konturierten Sitzen mit großer Auflagefläche für die Beine Platz, in der zweiten Reihe herrscht große Bein- und Armfreiheit. Eine sechssitzige Version ist übrigens nicht geplant.

Fast schon traditionell greift Seat bei den Antriebseinheiten für den auf der Golf-Plattform aufbauenden Altea in die wohl bestückten Wolfsburger Regale. Zwei Benziner, ein 1.6-Liter mit 102 PS, ein Direkteinspritzer mit 150 PS, sowie zwei TDI mit 1.9 und 2.0 Liter Hubraum sowie 105 und 140 PS befeuern den spanischen Kompaktvan. Bei beiden Dieselvarianten sowie dem größeren Benziner wird die Kraft über ein manuelles Sechsgang-Getriebe übertragen. Dabei soll es jedoch nicht bleiben, vor allen Dingen nach oben ist wohl noch Luft. Deswegen wird, analog zu den Cupra Modellen beispielsweise beim Leon oder Ibiza noch eine leistungsstärkere Version unter der Haube dazu kommen, kündigte Seat an.

Unsere ersten Erfahrungen vermittelten trotz der hohen Dachlinie von 1,57 Meter den Eindruck eines sehr zügigen und sportlichen Vorwärtskommens. Kleine Nick- und Wankbewegungen waren bei schnellen Kurvendurchfahrten zwar nicht zu leugnen, doch die Tatsache, dass ein Audi-Fahrwerk, das aus dem Rennsport abgeleitet ist, im Altea verwendet wird, macht sich für dessen Handling-Eigenschaften positiv bemerkbar. Um die Zugehörigkeit zu Audi auch visuell zu verstärken, haben die Ingolstädter dem Spanier für dessen Schreibweise auch das markante A des Hauses Audi ausgeliehen. Die 1.6-Liter-Variante mit 102 PS sorgt bereits für ausreichenden Vortrieb, richtig sportliches Fahrempfinden kommt dabei allerdings nicht auf. Das ist bei beiden Tdi-Modellen und beim großen Benziner jedoch in hohem Maße der Fall. Vor allen Dingen dann, wenn das optional erhältliche DSG-Getriebe geordert wird.

Zur umfangreichen Sicherheitsausstattung des neuen spanischen Kompaktvans gehören ABS, elektronisches Stabilitätssystem und Traktionskontrolle. Ist es denn einmal nötig, dann greift auch ein Bremsassistent bei Notbremsungen ein. Die Preispalette des Altea reicht von 16.890 bis 22.870 Euro, wobei vor allem der Preis des Einstiegsmodells als echtes Schnäppchen bezeichnet werden darf.

Text: Jürgen C. Braun

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