CD-Tipp der Woche

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Otis Taylor: Double V (telarc /inakustik)

Seine Musik klingt auf Platte so hervorragend und authentisch, dass man meinen müsste, der Mann wäre schon seit 40 Jahren tot. Dieses ebenso skurrile wie euphorische Kompliment machte ein Rezensent der San Jose Mercury News dem Blues-Interpreten Otis Taylor. Der freilich ist 56 Jahre alt, quicklebendig und putzmunter. Otis Taylor ist nicht nur Sänger, er spielt auch Gitarre, Mundharmonika und Mandoline. Seine Texte sind so, wie man es vom Blues erwartet: zornig, deutlich und mit so brisanten Themen wie der Behandlung sozialer Abgründe befasst.

Und abgesehen davon, dass Double V wirklich eine reine, unverfälschte und unverdünnte Blues-Platte ist, die diesem musikalischen Genre alle Ehre macht, ist sie auch Zeugnis eines eindrucksvollen Comebacks. Denn eigentlich hatte Otis Taylor dem Musik-Business schon abgeschworen. Voller Euphorie hatte er 1969 seine Karriere gestartet, doch wegen diverser Enttäuschungen wenige Jahre später das Handtuch geworfen. Ry Cooder, seit Jahren im Nebenberuf überaus erfolgreicher musikalischer Geburts- und Comeback-Helfer, lud ihn 1986 zu den Aufnahmen für Crossroads ein. Erst zur Jahrtausendwende veröffentlichte er ein eigenes neues Album. Mit Double V dürfte die entgültige Rückkehr des zeitweiligen Antiquitätenhändlers Otis Taylor – der übrigens so aussieht, wie er singt: bärig – ins Studio und auf die Bühne besiegelt sein. Double V nimmt gerne auch Elemente aus Blues und Rock auf, zeigt also, dass dem begeistert wiederaufgenommenen und schon verloren geglaubten Sohn die Einfälle noch nicht so bald ausgehen dürften. Und das ist auch gut so.

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