Kombis hießen bei Opel eigentlich seit Menschengedenken Caravan. Wer einen Caravan fuhr, von dem wusste man nicht nur, dass er einen Kombi besaß, sondern sich auch einen Opel zugelegt hatte. Doch seitdem der über Jahrzehnte eingefleischte Begriff, der eigentlich für Kontinuität und Wertbeständigkeit stand, offenbar eher Altväterlichkeit und die Attitüde biederen Transportwesens ausstrahlte, besann man sich bei den Marketingstrategen anders. Kombis wurden peu à peu ihres Attributes als Limousine mit Gepäckabteil, als praktische Alltagskutsche für den Handwerksmeister beraubt.
Stattdessen wurden sie, auch um sich gegen die neue Macht der Vans durchzusetzen, zu Lifestyle-Fahrzeugen für Menschen, die in schmucken, „aufgebrezelten“ Fahrzeugen mit Ladeeigenschaften ihre Freizeit-Utensilien oder die Familie mit Kindern samt Strandzubehör transportierten. Und so wurde aus dem Caravan der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts ein Sports Tourer. Einen solchen fuhren wir jetzt: den Opel Insignia Sports Tourer 2.0 CDTI mit Partikelfilter und einer Leistung von 160 PS.
Dass er reichlich „Nehmerqualitäten“ hat und dennoch elegant und schnittig zugleich sein kann, beweist der Insignia-Kombi gleich auf den ersten Blick. Langgestreckte, flache Silhouette, in sich harmonisch geschnitten. 4,90 Meter lang, schmale Fensterpartie, dezente Dachreling. Das ist Understatement eines Mittelklässlers, der alleine schon vom Auftritt her nach Höherem strebt. Der Sports Tourer ist keine Limousine mit angeflanschtem Gepäckabteil.
Hinter der Rückbank stehen mindestens 540 Liter Stauraum zur Verfügung. Ein ausgeklügeltes Fixierungssystem sorgt dafür, dass die mitgeführten größeren und kleineren Gebrauchsgegenstände nicht verrutschen und im Innern des Fahrzeugs herum poltern. Bis auf den Beifahrersitz sind alle Plätze umklappbar. Wer dies tut, erhält dann eine nutzbare ebene Fläche von etwa 1.530 Liter bis unters Dach. Zwei Handgriffe genügen, um die Lehnen der Rücksitzbank zu klappen und eine ebene Fläche herzustellen.
Auf Knopfdruck am Schlüssel öffnet sich in der Ausstattung unseres Testwagens die erst weit oben arretierende Heckklappe elektronisch und schließt auch wieder auf diese Weise. Das erleichtert das Beladen mit vollen Händen ungemein, zumal die Ladekante nicht sehr hoch ist und genügend Stabilität ausstrahlt, um das eine oder andere größere Teil beim Beladen des Fahrzeugs auch einmal abzusetzen. Unter dem Kofferraumboden ist ein weiteres kleines Staufach angebracht. Hinzu kommen weitere Staufächer an beiden Seiten. Ein in Schienen laufendes Sichtschutz-Rollo sorgt dafür, dass ungebetene Interessenten nicht erkennen, was sich da alles Im Fahrzeug befindet. Es kann ohne große Fummelei auf- und zugezogen werden.
Der Insignia Sports Tourer bietet nicht nur dem Gepäck, sondern auch den Mitreisenden viel Platz. Auch in der zweiten Reihe kann man es sich bei genügend Kopf- und Beinfreiheit auf langen Reisen ohne größere Einschränkungen bequem machen. So wie der gesamte Innenraum einen guten, im wahrsten Sinn des Wortes, aufgeräumten Eindruck, mit hochwertigen und gut verarbeiteten Materialien, macht.
Der 160 PS starke Dieselmotor wurde für das aktuelle Modelljahr noch einmal überarbeitet. Zwar wurde auch an der Geräuschdämmung gearbeitet, dennoch herrscht immer noch ein etwas knarriger Unterton vor und trotz 350 Newtonmeter Drehmoment ertappt sich der Fahrer im unteren Drehzahlbereich immer wieder beim Griff zum Schalthebel. Wobei man den Eindruck hat, dass der Kraftfluss nach jedem Schaltvorgang immer mal wieder kurzzeitig „die Luft anhält“. Dennoch: Vor allem auf langen Autobahnfahrten offenbart der Insignia Sports Tourer mit flotter Dynamik und problemlosem Handling seine Qualitäten als modernes Reisefahrzeug mit Nehmerqualitäten. Wir kamen im Schnitt auf einen Kraftstoffverbrauch von 7,2 Liter. Die Höchstgeschwindigkeit gibt der Hersteller mit 212 km/h an. Doch ist dieser Wert weder relevant noch von irgendeiner Aussagekraft für die eigentlichen Qualitäten des Fahrzeugs.
Die Preisliste für den Insignia Sports Tourer mit dem 160 PS Diesel beginnt als Handschalter in der Ausstattungsvariante Design Edition bei 31.965 Euro. In der hochwertigen Version „Innovation“ sind es 35.155 Euro. Die Angebotspalette umfasst weiterhin die Spritspar-Version „Ecoflex“ mit Start/Stopp-Automatik und eine Variante mit 4X4-Allrandantrieb.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun