Test-Tour: Mazda MX-5 Kaminari

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Vor etwas mehr als zwanzig Jahren galt der Mazda MX-5 als die automobile Erscheinung des Jahres. Der kleine sportliche Zweisitzer war eine Reminiszenz an den klassischen englischen Roadster. Fahrzeuge wie verschiedene Derivate aus dem Hause Jaguar, Triumph Spitfire, oder Morgan +4 und +8 waren die genialen Vorbilder. In dieser illustren Welt setzte sich Mazda mit seinem kleinen Winzling durch. Das Auto wurde eine feste Größe, an der sich alle anderen messen lassen mussten, die danach noch in diesen Markt drängten.

Dass der Hersteller bei einem Fahrzeug, das mittlerweile längst Kultstatus erreicht hat, sich mit Neuauflagen oder Modifikationen schwer tut, liegt auf der Hand. Die Gefahr, den Urahnen ohne Not zu „verwässern“, und in bloßen Aktionismus zu verfallen, ist nicht von der Hand zu weisen. Da Mazda von seinem Roadster mittlerweile weltweit über 900.000 Einheiten verkauft hat, wird es wohl auch – wenn überhaupt – bei vorsichtigen Retuschen am MX-5 der politischen Wendezeit bleiben. Ein solches Sondermodell ist der MX-5 Kaminari.

Das japanische Wort „Kaminari“ bedeutet so viel wie Donner. Was man nicht ungefiltert auf den Antriebsstrang der Edition übertragen kann. Denn der Mazda MX-5 Kaminari ist lediglich in der kleineren Motorisierung (1,8 Liter Benziner mit 126 PS) erhältlich. Ansonsten ist das Fahrzeug reichhaltig ausgestattet, bietet den gewohnten Fahrspaß mit dem „Go-Kart-Effekt“ und direktem Kontakt zur Fahrbahn, der dem Roadster seit dem Jahre 1989 zu eigen ist.

Allerdings ließe sich dieses sportliche Potenzial, das ja im Hause durchaus vorhanden ist mit der größeren, 160 PS starken Zweiliter-Variante, wohl noch weitaus angenehmer genießen. Im unteren Drehzahlbereich wollen die Pferde unter der Haube geweckt werden. Erst nach fleißiger Handarbeit am Schaltknüppel setzt das 126-PS-Aggregat sich „oben“ fest.

Dabei macht die manuelle Schaltung durchaus Spaß. Sie ist führig und wie eh und je mit kleinen, knackigen und präzisen Schaltwegen ausgestattet. Zum Fahrspaß tun die direkte Lenkung und die ziemlich straffe Federung ihr Übriges. Vor allem in rasch aufeinander folgenden Kurvenkombinationen lässt sich der kaum 1,2 Tonnen schwere Japaner mit Verve um die Ecken driften. Der auf der Hinterachse angetriebene Roadster beschleunigt in 9,9 Sekunden von Null auf Tempo 100, bei Tempo 194 ist Schluss mit Vortrieb.

Unser Testfahrzeug war mit einem optionalen Klappdach ausgestattet. Mit einem einzigen Handgriff lässt sich das Dach am Abschluss der Frontscheibe entriegeln. Danach übernimmt die Schließ-Elektronik für ein paar Sekunden den Rest der Arbeit. Puristen werden sagen, zu einem solchen Fahrzeug passe nur eine Stoffmütze, doch der Hartschalen-Komfort macht den MX-5 auch zum Ganzjahres-Fahrzeug. Mit gerade mal 150 Litern hält sich der Kofferraum in Grenzen. Allerdings gehören die Transport-Qualitäten auch nicht unbedingt zum Leistungskatalog eines sportlichen Zweisitzers.

Das Cockpit ist übersichtlich gestaltet. Das Gefühl, in den straffen Sitzen Platz zu nehmen, ist seit mehr als zwei Jahrzehnten bestens bekannt und nicht verändert worden. Technisch unterscheidet sich das Sondermodell nicht vom normalen MX-5. Es bietet jedoch eine reichhaltige Ausstattung. Dazu gehören beispielsweise Tempomat, Bluetooth-Freisprecheinrichtung, Klimaautomatik, Sitzheizung, graue Lederausstattung mit dunkelgrauen Kontrastnähten, Metalliclack und 17-Zoll-Leichtmetallfelgen. Der Kaminari ist in Plutossilber, Anubisschwarz oder Uranosgrau zu haben.

Die Preisrange für das Sondermodell beginnt bei 23.490 Euro (mit Stoffdach) und 25.090 Euro als Roadster Coupé.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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