Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!
Wenn Sie in einer größeren Stadt wohnen oder zumindest öfter mal in einer solchen zu Besuch sind, und sich (tagtäglich?) mit dem Auto durch die Beton-Schluchten quälen müssen, haben Sie sich vielleicht auch einmal überlegt, ob unsere Großstädte nicht schon bald an dem Punkt angelangt sind, den man mit dem schnöden Begriff „Verkehrsinfarkt“ bezeichnet. Das ist dann nichts anderes, als beim Herzen oder beim Hirn: Da geht dann nichts mehr durch, alles ist zu, alles verstopft. Aus, Ende der Durchsage.
Man kann die Problematik aber auch anders herum sehen. Was müssen unsere Verkehrsplaner erstens anregen und zweitens im Verbund mit Politik und Industrie auch durchsetzen, damit in späteren Jahrzehnten in Städten, in denen ein paar Hunderttausend Menschen wohnen, arbeiten und persönlich mobil sein wollen, diese individuelle Freiheit überhaupt noch existiert? Ich habe dieser Tage in einem interessanten Schriftstück geblättert. Eine Studie des renommierten Marktforschungs-Unternehmens Frost & Sullivan mit dem Titel „Strategic Analysis of the European Microcars Market“. Es geht also um die strategische Analyse des Marktes sogenannter Microcars.
Noch nie gehört, so etwas, werden Sie jetzt vielleicht sagen? Nun, Sie werden sich daran gewöhnen müssen. Oder zumindest Ihre Kinder oder Ihre Enkel. Microcars sind quasi die „kleinen Brüder“ von Polo, Corsa und Co. Autos, denen gegenüber ein Peugeot 106 oder ein Hyundai Atos wie Riesen wirken. Die Forscher sprechen in dieser Studie von einer „neuen Ära der Mikromobilität“, die es in den nächsten Jahren geben werde, und die sich immer weiter entwickeln und perfektionieren würde.
Es handelt sich bei diesen sogenannten Microcars immer noch um Fahrzeuge, die – zum Teil zumindest – einen Verbrennungsmotor als Antriebsquelle ihr eigen nennen, aber sie „spielen in einer ganz anderen Größenliga“. Die Rede ist dabei von Fahrzeugen, die sich etwa an den Elektro-Winzlingen von Peugeot, Citroën oder Mitsubishi anlehnen. Das bedeutet, sie sind zwischen 2,50 und 3,50 Meter lang, haben zwei bis vier Sitzplätze, ihre Höchstgeschwindigkeit differenziert von 75 bis zu 150 km/h. Die Motoren leisten in der Regel zwischen 20 und 55 PS und die Preise dürften je nach individueller Ausstattung und Gestaltung zwischen 7.000 und 15.000 Euro liegen.
In der Studie heißt es unter anderem, dass sieben der zehn weltweit größten Automobilhersteller ein solches Microcar bis zum Jahr 2013 planten. In Deutschland werden vor allem Berlin, Hamburg, München, Frankfurt und das Ruhrgebiet mit den umliegenden Ballungsräumen als mögliche Szenarien genannt, wo solche Fahrzeuge sich durchsetzen könnten. Wenngleich auch anfänglich noch auf fossile Energien gesetzt wird, so dürfte sich zumindest Hybrid-Technik und vielleicht bis zur Jahrzehnten-Wende reine Elektro-Mobilität in unseren Millionenstädten durchgesetzt haben.
Aber wie immer das ist bei solchen Studien: Ihr Wahrheitsgehalt wird sich erst dann überprüfen lassen, wenn der betreffende Zeitraum auch wirklich eingetreten ist. Warten wir es also ab, es wird auf jeden Fall spannend werden, wie wir uns in Zukunft im „Moloch“ Verkehr in den großen Megacitys bewegen werden.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, auch wenn Sie vielleicht im Siebensitzer-Familienvan unterwegs sein sollten, ein angenehmes Wochenende.
Ihr Jürgen C. Braun