Juleska Vonhagen: Groß.Stadt.Fieber. 33 Geschichten vom Auswandern in die Hauptstadt – Neu-Berliner aus ganz Deutschland erzählen. Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag; 9,95 Euro.
Der Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag hat seinen Sitz mitten im Stadtteil Prenzlauer Berg, und das seit vielen Jahren. Das hält den Verlag nicht davon ab, mit diesen Geschichten eine überaus kritische Hommage an die eigene Heimat anzubieten. Eine Einladung im Sinne von kommet zuhauf, um in der Hauptstadt zu leben, ist es nicht.
Die da erzählen, sind Mitte/Ende 20, teils noch im Studium, teils Berufsanfänger. Juleska Vonhagen selbst wurde bei ihrer Ankunft in Berlin gleich von einem äußerst betrunkenen älteren Herrn lautstark beschimpft: Sie sei hier nicht erwünscht, ohnehin werde sie Berlin hassen (wenn sie erst mal dort lebe).
Man muss sicherlich jung sein, um einer solchen Erfahrung die positive Neugier auf das Leben in Berlin entgegenzusetzen. Bereits die Wohnungssuche verlangt Nerven, wenn der Makler sage und schreibe vierzig (!) Interessentinnen und Interessenten zu einem einzigen Termin bestellt. So hat es Linda (23) aus Detmold erlebt. Und der 26-jährige Paul aus Bielefeld erzählt freimütig, wie er sein Studium geschmissen hat und jetzt sein Geld als Barkeeper verdient, man wird den Verdacht nicht los, dass der Bruch im Lebenslauf an ihm nagt.
Es hat sicher seine guten Seiten, das Leben in der nunmehr seit über 20 Jahren wieder vereinten Hauptstadt, aber über allen Kapiteln des Buchs steht zwischen der Überschrift: Berlin ist Stress. Das mag es manchem, wie dem 25-jährigen Christian aus Mönchengladbach, erleichtern, doch wieder nach Hause zurückzukehren, wo es vielleicht nicht immer so hip, laut und schmissig zugeht – aber eben weniger stressig.
Wobei die Geschichten, die Juleska Vonhagen zusammengetragen hat, durchaus dazu anregen, Berlin mal als Besucher (mal wieder) zu erleben. Nur wer hier dauerhaft leben möchte, sollte sich Erwartungen, erst recht hochtrabende, eher sparen.