Deutsche Post: Erste Ergebnisse mit Elektro-Autos

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Volker Rosenstein hat mit seinem Mercedes-Benz Vito E-CELL weit über 3.500 Kilometer bisher zurückgelegt. Seit 1981 arbeitet er bei der Post und sammelt gegenwärtig im Berliner Zentrum Briefe ein. Täglich legt Rosenstein mit seinem Elektromobil in drei Touren um die 100 Kilometer zurück. Wenn er das Briefzentrum erreicht, fährt er sofort an die „Tanke“ zum Aufladen. Dieser Vorgang dauert rund 40 Minuten. Danach startet der Postler wieder unbesorgt in die nächste Tour. „Ungewohnt sind in den ersten Wochen die fehlenden Motorgeräusche, das Auto ist sehr spritzig, es fährt sich fast wie jedes andere Fahrzeug“, sagt Rosenstein im Gespräch mit KÜS-Online. Zum Feierabend werden dann die Autos aufgeladen, damit diese am nächsten Tag wieder rollen.

„Wir entschieden uns für den Vito“, wirft Post-Sprecher Rolf Schulz ein. Er erfüllt die technischen Anforderungen an Reichweite und Nutzlast im Postbetrieb. Der Elektromotor leistet 70 kW, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 80 km/h und die Reichweite liegt bei 130 Kilometer. Rund 900 Kilogramm können zugeladen werden. Das Fahrprofil mit ausgeprägtem Start-Stop-Verkehr und einer geringen Tagesfahrleistung eigne sich, um die Vorteile elektrischer Antriebe zu nutzen und die Leistungsfähigkeit dieser Fahrzeuge zu testen. Deutsche Post und Mercedes-Benz erfassen und prüfen Energiebedarf und Reichweite kontinuierlich und nehmen gegebenenfalls Modifikationen vor.

Die Deutsche Post baut ihre Flotte alternativ angetriebener Fahrzeuge weiter aus und testet bundesweit insgesamt 15 Mercedes-Benz Vito E-CELL. Für eine Dauer von vier Jahren werden die Elektrofahrzeuge vollwertig in den Postbetrieb integriert. Fünf Vito E-CELL sind in der Berliner Innenstadt zur Briefkastenentleerung eingesetzt, weitere zehn Transporter sind in der Region Waiblingen im Posttagesgeschäft. Schwerpunkt der Erprobung sind das Leistungsvermögen der Batterietechnik, das Ladeverfahren und die zugehörige Ladeinfrastruktur. Der Konzern kooperiert mit Automobilherstellern und –Zulieferern, um den Zukunftsbedarf für grüne Logistik transparent zu machen und Lösungen zu entwickeln. Weltweit rollen bereits über 3.000 Fahrzeuge mit Hybrid-Antrieben, Elektromotoren und alternativen Kraftstoffen für den Logistikriesen.

Auch der 49-jährige Postler Peter Saft ist seit Februar 2011 im Elektrofahrzeug in Berlin Spandau in der Paketzustellung unterwegs. Täglich bewältigt er mit dem 3,5 Tonnen Elektrofahrzeug von Iveco Electric Daily rund 20 Kilometer in der Altstadt des Bezirks, insgesamt legte er bisher mehr als 1.000 Kilometer damit zurück. Saft meint, die Fahrzeuge bieten sich für die meisten Zustellbezirke in der Stadt geradezu an. Ein Nachteil besteht jedoch: Sie sind sehr leise, man hört sie nicht oder kaum. Aber, es wird nachgerüstet. Experten bauen ein „Geräusch“ ein, damit auch Passanten das Fahrzeug akustisch beim Anfahren und Bremsen wahrnehmen. Peter Saft gefällt seine neue Tätigkeit: „Es ist für mich eine neue Herausforderung, die Post setzt auf neue Technologien, und ich bin dabei. Prima.“ In Berlin rollen drei solcher Fahrzeuge, weitere sieben sind in Bonn, Düsseldorf und Hamburg im Einsatz.

Mit einer Reichweite von 90 Kilometer sind die Batterien der Iveco Electric Daily großzügig dimensioniert und können über Nacht in den Deutsche Post DHL Depots oder Zustellstützpunkten aufgeladen werden. Der Elektromotor ist geeignet für das häufige Anfahren bei der Paketzustellung: Beim Bremsen setzt der als Generator laufende Motor die Bewegungsenergie wieder in Fahrstrom um und verringert bei vorausschauender Fahrweise den Feinstaub erzeugenden Abrieb, indem er die Betriebsbremse entlastet.

Die Deutsche Post DHL will bis 2020 die CO2-Effizienz (Ausgangspunkt ist das Jahr 2007) seiner eigenen Geschäftsaktivitäten und die seiner Subunternehmer um 30 Prozent reduzieren.

Text und Fotos: Erwin Halentz

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