Als in den sechziger und siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts Fahrzeuge vom Schlage eines Peugeot 504 – eines soliden Mittelklasse-Fahrzeugs – unsere Straßen bevölkerten, da machte ein solches Auto noch gut und gerne die Hälfte des gesamten Jahresabsatzes der französischen Automarke in Deutschland aus. Heute, „ein paar Jahre“ später, im Zeitalter der Coupé-Cabriolets, der kompakten, weniger kompakten und gar nicht mehr kompakten Großraumlimousinen, der Nischenmodelle und Crossover-Mobile, sind Mittel- und Oberklasse zwar nicht zu einem Gesamtsegment verschmolzen. Numerisch gesehen haben sie aber dennoch jede Menge an Präsenz im täglichen Straßenbild verloren.
Dass die Bedeutung von Autos, die als komfortable Reiselimousine, als repräsentatives Geschäfts-Fahrzeug oder als hübsch modelliertes Familienmodell mit viel Platz gelten, aber nach wie vor nicht unterbewertet werden darf, das will Peugeot mit seinem neuen Flaggschiff, dem 508, jetzt unter Beweis stellen. Ab 12. März wird er auf „Brautschau“ gehen, sowohl als Limousine, wie auch als Kombi, der bei Peugeot „SW“ heißt. Beide Aufbauformen zur gleichen Zeit als Neuheit auf dem Markt: das ist ungewöhnlich und nicht ohne Grund bei Peugeot. Bisher wurde die SW-Variante meist einige Monate später hinterher geschoben. Wichtig ist die Kombi-Variante vor allem deshalb für den Frankreich-Importeur, weil er mit ihr stärker als bisher am Flottengeschäft partizipieren will.
Dennoch sind die 11.500 508-Einheiten, die in diesem Jahr in Deutschland noch verkauft werden sollen, ein prozentual zwar weitaus geringerer Prozentsatz als dies beim 504 zu Beatles- und Koteletten-Zeiten der Fall war. Wirtschaftlich und fürs Renommee gesehen, ist das neue Flaggschiff, das gerade mal noch zehn Prozent des Gesamtabsatzes ausmachen dürfte, jedoch von weitaus größerer Aussagekraft: Die Botschaft ist simpel und lautet: Seht her, unsere Kompetenz erstreckt sich nicht nur auf wirtschaftliche, solide und aufgehübschte Kompaktfahrzeuge sowie auf pfiffige Frischluft-Renner: Wir können mehr. Baureihen wie 405, 304 oder 504 sind vielleicht auch ein wenig Vermächtnis. Der 508 tritt jetzt als Limousine und als SW an die Stelle von 407 und 607. Mittel- und Oberklasse sind um eine Variante reicher geworden.
Nicht nur bei Peugeot ist es mittlerweile gängige Praxis, dass bei einer neu eingeführten Produktlinie, die sowohl zur gleichen als Limousine wie auch als Kombiversion angeboten wird, dem Kombi die größeren Absatzchancen eingeräumt werden. Was auch daher rühren mag, dass diese Autos längst keine lieblos dahin gezimmerten Überlandfrachter mit Personenabteil sind, sondern schicke Fahrzeuge mit Lifestyle-Charakter. Da auch im Flottengeschäft Kombis immer stärker dominieren, geht Peugeot von einem 70-prozentigen SW-Anteil bei den Verkaufszahlen aus. Im Flottengeschäft tendiert der Hersteller sogar zu Prognosen bis an die 90 Prozent. Was den Hersteller dazu veranlasst hat, eine eigene „Businessline“ für eben diese Zielgruppe im 508 SW anzubieten.
Der Peugeot 508 muss in beiden Karosserie-Varianten keinen Vergleich mit Produkten deutscher Hersteller scheuen. Zum ebenso wohl aufgeräumten wie übersichtlichen Interieur gehören hochwertige Materialien mit erstklassiger Verarbeitung, genau so wie bequeme Sitze mit ausgezeichnetem Seitenhalt und vielen sinnvoll angebrachten Ablagemöglichkeiten. Beibehalten von früheren „SW“-Versionen hat man bei Peugeot das große Panorama-Glasdach im SW bereits ab der zweiten von vier Ausstattungsvarianten, das für einen lichtdurchfluteten Innenraum sorgt.
Peugeots große Stärke in der Antriebstechnik sind fraglos die Dieselmotoren, waren die Franzosen doch auch Vorreiter in Sachen Rußpartikel-Filter. Deshalb dominiert das Selbstzünder-Angebot. Neben zwei Vierzylinder-Benzinern mit 120 oder 156 PS bietet der Hersteller für den 508 vier Dieselmotoren von 1,6 bis 2,2 Liter Hubraum zwischen 112 und 204 PS an. Das „e-Hdi“ genannte System mit Start/Stopp-Automatik umfasst diese Technik erstmals auch bei einem Selbstzünder. Hinzu kommt als umweltfreundliche technische Variante der sogenannte „E-booster“. Ein Energiespeicher, mit dessen Hilfe ein noch höheres Einsparpotenzial erreicht werden kann.
Die Serienausstattung ist sowohl unter Sicherheits-, wie auch unter Komfortaspekten sehr umfangreich im neuen Mittelklasse-Fahrzeug aus dem Hause Peugeot. Dazu gehören in beiden Karosserievarianten jeweils sechs Airbags, ABS, ESP, ein Tempomat, ein übersichtlich gestaltetes Multifunktionslenkrad sowie eine Berganfahrhilfe. Mit Hilfe diverser optionaler Ausstattungspakete lässt sich das Fahrzeug beliebig in Sachen Multimedia, Vernetzung oder weiteren Komfortdetails aufwerten.
Vier Ausstattungslinien mit den Bezeichnungen Access, Active, Allure und GT sind im Angebot. Die Preisliste beginnt bei der Limousine bei 23.050 Euro und endet bei 37.650 Euro. Der preisgünstigste Kombi kostet 24.100 Euro. Hier geht die Preisliste bis zu 39.100 Euro.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun