Dakar 2011: Viel Pech – vor und nach dem Ruhetag

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Einen Tag vor dem Ruhetag am 08. Januar erwischte es den bis dahin Gesamt-Zweiten Stéphane Peterhansel gleich mehrfach: 4 (!) Reifenschäden waren dann des Bösen zuviel, der knappe Vorsprung auf Al-Attiyah (VW Touareg) schmolz dahin und verwandelte sich in einen Rückstand. Peterhansel (Monster Energy-BMW X3 CC): Wir haben zwar 3 komplette Ersatzräder an Bord, wenn aber auch das 3. Rad noch mal einen Puncture (Reifenschaden) einfängt, wird es schwierig, da wir dann nur noch das Reifen-Reparaturset mit Kompressor nehmen können. Der zweite Platz ist erstmal dahin, wir werden den nunmehr 3. Rang dazu nutzen, uns wieder nach vorne zu orientieren.

Mein Freund Emporio Mendoza schickte mir seinen Erlebnisbericht vom 6. Wettkampftag, dem einzigen Ruhetag und dem 1. Tag nach dem Restart:Guter Freund, hier spielen sich unsägliche Dramen ab. Wenn ich Peterhansel gewesen wäre, hätte ich das Lenkrad abgezogen, meinem Teamchef in die Hand gedrückt und ihm etwa gesagt Das war's, Sven Quandt, ich bin nicht hierher gekommen, um Dritter zu werden. Über die Ursachen wird vor Ort in den Servicezelten eifrig spekuliert. Könnte es eine faule Palette mit Reifen gewesen sein, denn Peterhansel gilt nicht gerade als Materialfahrer. Der Pilot selbst vermutete scharfkantige Felsbrocken unter dem Sand. Aber auch die Konkurrenz musste da drüber. So gab er seinen spektakulär errungenen 2. Platz wieder an Al-Attiyah ab. Der freute sich sichtlich, war aber so ehrlich und fair, seinen Hauptgegner zu bedauern und mit ihm einen Energy-Drink zu schlürfen. Da beide von unterschiedlichen Konkurrenz-Getränkeherstellern gesponsert werden, hatte die Begegnung abseits der Piste einen friedlich-freundlichen Charakter. Im harten Tagesgeschäft eine bemerkenswerte Geste von beiden. Der Samstag (08.01.) war nun Ruhetag, alle aktiven Teams und der ganze Tross konnten sich mal etwas ausruhen, um neue Kräfte für eine zweite, noch schwerere Woche zu sammeln. Auch ich selbst bin etwas platt, die Rumdüserei in meinem Leihwagen geht an die Substanz. Sainz war also zu seinem 4. Tagessieg geflogen, ziemlich problem- und vor allem fehlerfrei. Das X-Raid-Team Holowczyc hat sich auf einen unglaublichen 5. Gesamtrang vorgebaggert, Teamkollege Terranova liegt auf Platz 7 und Chicherit auf dem Monster-All4-Mini nach Platz 78 am 2. Tag inzwischen auf Platz 9. Das ist etwa so, wie wenn Vettel vom 24. Startplatz noch aufs Treppchen fährt. Nein, NOCH stärker! Der privat gemeldete Race-Lancer unter Spinelli hat sich auf Rang 8 eingenistet, alle Achtung und Laveille auf dem ebenfalls privaten Nissan Dessoude liegt auf Rang 10. Respekt! Der dritte X-Raid-BMW mit Dos Santos belegte den 11. Rang, weil er dem mit Stoßdämpferbruch havarierten deutschen Teamkollegen Schott/Schmidt geholfen hatte. Nun ist der erste Tag nach der Ruhezeit auch schon gelaufen.

In Kürze: Das Tagesziel am Pazifik in Antofagasta wurde über verkürzte Wertungsprüfungen erreicht. Al-Attiyah holte sich seinen zweiten Tagessieg vor Sainz und liegt nun nur noch 1:22 Minuten hinter ihm. Peterhansel (Monster-Energy-BMW X3) begann flott, holte auf und steckte fortan im fetten Sandstaub – kein Wind vertrieb die Staubwolken – fest, sah fast nichts mehr und fing sich erneut 2 Reifenschäden ein. So wurde er nur Tagesfünfter, behielt aber seinen 3. Gesamtrang. Terranova warf seinen X3 irgendwann abseits ab und musste aufgeben. Chicherit, schon auf dem 9. Gesamtrang liegend, wollte vom Ruhecamp aus nochmals seine Bremsen testen vor dem Restart, hatte seinen Chefmechaniker dabei und legte seinen Mini nach 3-facher Rolle ebenfalls endgültig ab. Teamchef Quandt not very amused: Wenn er diesen blöden und unnötigen Unfall wenigstens während der Wertungsprüfungen gehabt hätte, würde ich noch Verständnis aufbringen, aber SO: absoluter Mist. Erfreulich jedoch für den enttäuschten Teamchef immerhin, dass mit Peterhansel auf Platz 3 (22 Minuten auf Sainz zurück), Holowczyc, Dos Santos und: ja, es ist Wirklichkeit, dem deutschen X3-Team Schott/Schmidt noch 4 von ehedem 7 Rennern gut im Gesamtklassement liegen. Einer von denen muss mindestens auf's Treppchen, meinte Quandt und zeigte Zähne, schließlich sind noch alle 4 gestarteten VW-Werkswagen aussichtsreich im Rennen.

Text: Frank Nüssel/E. Mendoza
Bilder: Neil Perkins

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