Wenn es ein Automobil gibt, bei dem Umweltschützern und Gleichheits-Aposteln der Kamm schwillt, dann ist es der BMW X6. Denn er ist der Metall gewordene Überfluss. Nicht genug damit, dass der nicht eben preisgünstige Allradler dank seiner gewaltigen Reifen/Felgen-Kombinationen wohl schon auf einer nassen Wiese haltlos herumrutschen würde; er leistet sich zudem noch die Eleganz einer Coupéform, mit welcher der theoretisch nutzbare Raum im Vergleich zum etwas kompakteren, dafür aber deutlich praktischeren Schwestermodell X5 nochmals eingeschränkt wird. Dass unter dem martialischen Fahrzeugkörper zumindest bei den Dieselversionen ein hocheffizienter Antrieb ans Werk geht, wird gerne übersehen.
Damit sich die X6-Gegner nicht völlig grundlos ärgern, hat BMW die Baureihe mit einer Motorvariante gekrönt, die nur noch wenige Fragen offenlässt. Der 4,4-Liter-V8-Biturbo, der unter der hochgewölbten Haube des X6 M sitzt, leistet im Segment bislang unübertroffene 408 kW/555 PS. Damit wird die 100-km/h-Marke in 4,7 Sekunden durchmessen; bei 250 km/h wird abgeregelt, der passionierte Fahrer bestellt aber gerne das sogenannte Driver's Package mit, bei dem die Spitzengeschwindigkeit auf noch immer abgeregelte 275 km/h steigt. Für die Kraftübertragung sorgt eine Sechsgang-Automatik. Der 85-Liter-Tank leert sich dabei mit einer Geschwindigkeit, die einem die Tränen in die Augen treibt. Denn während der Durchschnittsverbrauch des knapp 2,4 Tonnen schweren X6 M mit 13,9 l/100 km angegeben wird, fällt es in der Praxis schwer, eine nennenswerte Distanz zur 20-Liter-Marke einzuhalten. Jedenfalls von unten.
Die Sitzposition ist erstklassig und das Platzangebot vorn und hinten gut, der Kofferraum könnte allerdings größer sein. Erfreulicherweise gehört eine Einparkhilfe zur Serienausstattung, und zur optionalen Rückfahrkamera kann man nur dringend zuraten. Denn nach hinten ist der X6 so unübersichtlich, dass man ihn im Grunde vor jedem Zurücksetzen einmal umkreisen müsste.
So exzessiv die Motorleistung ist, so gut ist BMW die elektronisch einstellbare Fahrwerksabstimmung gelungen. Der Wagen rollt angenehm straff ab, ohne poltrig zu werden, er lenkt präzise ein und verfügt über einen angesichts des hohen Schwerpunkts bemerkenswert hohen Grenzbereich. Dazu trägt die Bereifung ihren Teil bei: Vorn sind 275er-Reifen aufgezogen, hinten 315er. Die Felgengröße beträgt 20 Zoll. Das tiefergelegte Fahrwerk mit Wankstabilisierung eliminiert die Tendenz zur Seitenneigung fast vollständig.
Wer den X6 M nicht selbst erlebt hat, kann sich sein fahrdynamisches Potential vermutlich kaum vorstellen. Und wenn der angedeutete Diffusor und die vier verchromten Auspuffrohre die Windschutzscheibe des nachfolgenden Fahrzeugs fast vollständig ausfüllen, findet dort im Zweifelsfall eine lebhafte Diskussion über Sinn und Unsinn eines derartigen Über-SUV statt. Die kritische Gesprächsrunde wird spätestens dann jäh unterbrochen, wenn der BMW-Fahrer bei freier Bahn herzhaft das Gaspedal betätigt. Das dann folgende Crescendo von grollendem Bass bis hin zu triumphierendem Trompeten hat schon so manchen Skeptiker konvertiert.
Text und Fotos: Spot Press Services/Matthias Knödler