Vans und Transporter sind besser und sicherer als ihr Ruf, die Schwachstelle ist der Fahrer. Auf diesen Nenner lässt sich die aktuelle Diskussion um die Sicherheit der Transporter reduzieren. Vorrausetzung ist aber, das alle verfügbare Sicherheitstechnik im Auto eingebaut ist, wie aktuelle Fahrversuche auf dem DaimlerChrysler-Testgelände bei Papenburg belegen.
In Rund 60 Prozent aller Unfälle mit Transportern war deren Fahrer der Unfallverursacher. Knapp ein Fünftel der Unfälle geht auf nicht angepasste Geschwindigkeit zurück. Tatsächliche Daten zum Tempo des Transporters beim Unfall liegen der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) nicht vor. Mindestens ebenso häufig verunglücken Transporter wegen zu geringem Sicherheitsabstand. Gemessen an der Verkehrsleistung in Kilometer pro Auto und Jahr liegen die Transporter wegen ihrer hohen Fahrleistungen unter den Schnitt der normalen Unfallverursacher. Die öffentliche Forderung nach einem Tempolimit für die schnellen Nutzfahrzeuge bis 3,5 Tonnen hat der Verkehrsgerichtstag in Goslar abgelehnt. Nur ein ganz geringer Teil der tatsächlichen Unfälle passierten auf unbegrenzten Autobahnen. Meistens waren die Fahrer in ohnehin begrenzten Strecken zu schnell. Besser als ein Tempolimit hilft mehr Sicherheitstechnik im Auto. Ähnlich wie beim Pkw, wo sich in den vergangenen zehn Jahren das Antischleuderprogramm ESP als Standard durchgesetzt hat und sich die Zahl der Alleinunfälle dadurch reduzierte, hilft ESP auch Transportern.
Bislang bietet allerdings nur Mercedes diese Sicherheitstechnik serienmäßig an. Während Zulieferer und Industrie ESP beim Pkw vor keinerlei Probleme mehr stellt, ist die Anpassung an die Fahrbedingungen eines Sprinters ungleich komplizierter. Drei unterschiedliche Radstände, extrem variierende Beladungszustände und verschiedene Dachhöhen stellen die Ingenieure vor einige Schwierigkeiten bei der Auslegung der ESP-Steuerung. So braucht Bosch als Systemlieferant alleine für den Mercedes Sprinter 74 unterschiedliche Konfigurationen für die Software des Steuergeräts. Kein Wunder, dass die Konkurrenz bislang vor den teuren Entwicklungskosten zurückschreckt. In Zeiten knapper Kassen bei öffentlichen und privaten Auftraggebern kommt bei Ausschreibungen eben der günstigste Anbieter zum Zug, und das ist im Zweifel der ohne Sicherheitstechnik an Bord.
Mit ESP verhält sich auch ein voll beladener Sprinter fast so gutmütig wie ein Pkw. Das Problem reduziert sich auf den Fahrer und die Ladung. Schlecht ausgebildete Fahrer und Zeitdruck machen den ersten Fehler oft schon beim Beladen. Ist die Ladung nicht richtig gesichert, bringt schon ein einfaches Bremsmanöver oder ein Ausweichen den Fahrer in Schwierigkeiten. Verrutschende Ladung verändert schlagartig das Gleichgewicht des Autos. Im Extremfall kippt es um. Da kommen dann auch die elektronischen Helfer an ihre Grenzen.
Eine Möglichkeit, die Fahrer besser zu disziplinieren, sieht man bei Mercedes in der verpflichtenden Einführung von Fahrtenschreibern auch für kleine Nutzfahrzeuge. Damit ließen sich zumindest die Lenkzeiten überwachen.
Allerdings müssten dann auch die vielen Handwerker, die nur mit ihrem Transporter zur Arbeit fahren, ihre relativ geringen Zeiten hinter dem Lenkrad protokollieren. ESP als Standard auch für Transporter ließe sich schneller durchsetzen, glaubt man bei Mercedes, wenn zumindest die öffentlichen Auftraggeber in ihren Ausschreibungen ESP verlangen würden. Dass ESP nützt, ist unbestritten, aber bezahlen will es derzeit noch kaum jemand.
(Text: Pressebüro Weigel)