Nein, Deutschland ist nicht wirklich ein Pickup-Land, wie beispielsweise USA, Australien und Südamerika. Hierzulande werden irgendwo zwischen 5- und 8.000 Stück dieses Spezies per anno verkauft. Der Personen- und Materialtransporter hat hier bereits die höheren Weihen des Schicki-Micki-Jetset erhalten und die wenigsten benutzen ihren Pickup artgerecht. Stattdessen sind überwiegend Shopping-Centren, Kindergärten und Lifestyle angesagt. Doch jeder, der sich eines dieser Multitalente zulegt, wird in hohem Maße seine Freude daran haben. Soweit zu dieser Art von Fortbewegungsmitteln.
Der Markt hat eine satte Hand voll Anbieter vorzuweisen: Ford, Isuzu, Land Rover, Mazda, Mitsubishi, Nissan, Toyota und nun auch Volkswagen. Der VW-Amarok reihte sich als Letzter ein. Während sich nahezu alle Konkurrenten in der Basis mit einem 2,5 -Liter Dieselaggregat schmücken, nahm VW den 2-Liter-Turbodiesel TDI aus dem Regal und implantierte ihn. Der Amarok hatte seine Feuertaufe bei der 2010-Dakar in seinem Heimatland Argentinien recht ordentlich bestanden, als Transportmittel für Organisation und Journalisten. Die hatten zwar auch über etliche Ausfälle berichtet, aber am nächsten Morgen war wieder alles parat. Quasi in memoriam an die Dakar entwickelte Peter Seikel aus dem hessischen Freigericht nun ein eben sogenanntes Dakar-Fahrwerk. Das auch als Rallye-Fahrwerk seine Meriten aufweist. Wir fuhren diesen modifizierten Amarok diesmal nicht im Wüstensand und durch Geröllfelder, sondern im tiefwinterlichen Geläuf zwischen zerfurchten Waldpfaden und Asphaltstraßen. Erster Eindruck: sehr leise im Inneren, kein Knistern, Knacken oder Poltern. Das spricht für die Basisqualität. Doppelte Gasdruckstoßdämpfer an der Hinterhand, einfache an den Vorderläufen, dazu eine 25 mm-Fahrwerkshöherlegung. Die Dämpferkennungen sind so ausgetüftelt, das sie saubere Spur garantieren, natürlich straff ausgelegt sind, aber auch für die Straße eine gehörige Portion Restkomfort und Sanftheit bereitstellen. Dass der recht lange Ladeflächen-Überhang beim Queren von ausgewaschenen Gräben bisweilen zum Aufsitzen tendiert, mag verziehen sein. Zum Einen, weil es die Konkurrenz auch nicht besser kann, zum Anderen, weil das Heck beim Amarok bis ins Detail stabil ausgeformt ist. Die Höherlegung verschiebt zudem das Aufsitzen auf einen höheren Wert. Die 400 Newtonmeter Drehmoment des Doppelturbos machen trotz des vergleichsweise geringen Hubraums ihre Sache sehr ordentlich, wenn, und das demonstrierte Seikel im schweren Geläuf, alle Antriebs-Features in der richten Reihenfolge und Kombination per Knopfdruck abgerufen werden.
Peter Seikel bevorzugt für die diversen Unterfahr-Protektoren entweder 8 mm starkes Aluminium (Motor, Getriebe und Hinterachse) oder 3 mm starkes Edelstahl (spezielle Absicherung der hinteren unteren Stoßdämpferaufnahmen). Die einzelnen Umbaumaßnahmen und Zusatzabsicherungen können bei ihm direkt geordert oder bereits in die Bestellung des Fahrzeugs integriert werden. Wichtig für ihn ist: Alle Maßnahmen und Teile müssen mit einer ABE (Allgemeine Betriebserlaubnis) versehen sein, also keine teuren und mühseligen Einzelabnahmen. Der Seikel-Amarok: Kein Show-Gerät, aber dort, wo er gefordert wird, zeigt er seine wahren Qualitäten. In jeder Situation.
Text und Fotos:
CineMot/Frank Nüssel