Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

Nachrichten aus der Automobilbranche sind im Allgemeinen eher nüchterner Natur. Darin geht es meist um technische Dinge, um Absatzzahlen, Erwartungen oder um Zulassungs-Statistiken. Mitunter aber verbergen sich dahinter auch ganz persönliche Augenblicke, bei denen die Zeit einen Moment lang still zu stehen scheint und man unbewusst ein wenig Einkehr hält. So erging es mir Mitte dieser Woche, als die Nachricht vom Tode Fritz B. Buschs kam. Nun ist der Tod eines Menschen mit 88 Jahren biologisch irgendwo nachvollziehbar, wenngleich er für das persönliche, familiäre Umfeld des Betroffenen ungeachtet des hohen Alters immer ein tragischer Einschnitt ist.

Bei mir war das etwas anders. Fritz B. Busch war nicht nur einer der markantesten und anerkanntesten deutschen Automobiljournalisten, sondern für mich auch eine Art Wegweiser in den Beruf, den ich jetzt seit fast vierzig Jahren ausübe. Busch, gebürtiger Erfurter, war nicht nur ein anerkannter Fachmann rund um die Welt des Automobils. Er verstand es wie kaum ein Anderer, technische Zusammenhänge und die Beziehung zwischen Mensch und Maschine auf eine wahrhaft meisterliche, ja fast schon poetische Art und Weise zu skizzieren und zu beschreiben. Seine Beiträge im „Stern“, oder in „Auto, Motor und Sport“ waren weniger Artikel zu einem bestimmten Thema. Sie waren Werke, sie waren zeitgenössische Automobil-Literatur.

Die Art und Weise, wie Busch über das Thema Mobilität im Allgemeinen und im Besonderen mehr philosophierte, als dass er darüber schrieb, hatte etwas ganz Außergewöhnliches. Er beschränkte sich nicht nur auf den Tageszeitungs- oder Magazinjournalismus, sondern veröffentlichte auch zahlreiche Bücher zum Thema. Darin entwickelte er nicht nur einen ganz besonders markanten, mitunter fast schon satirischen oder sarkastischen Stil, sondern setzte sich auch kritisch mit den Neuerungen und Entwicklungen der Technik und deren (fraglicher) Vorzüge auseinander.

Doch Fritz B. Busch, Träger des Bundesverdienstkreuzes, ist nicht von dieser Welt gegangen, ohne ihr etwas sehr Wertvolles zu hinterlassen. Im Jahr 1973 mündete sein Engagement für automobile Klassiker in der Schaffung eines eigenen Museums. Die Sammlung im Schloss von Wolfegg umfasst etwa 200 historische Fahrzeuge. Busch, dessen Tochter Annika vor vier Jahren die Museumsleitung übernahm, war aber weit mehr als Journalist oder Schriftsteller. Er war auch Praktiker und eine Art Visionär. Mit selbst gebauten Fahrzeugen stellte er mehrere Bestleistungen auf und schon früh hatte er die Idee zu einem Fahrzeugtyp, den man heute „Familienvan“ oder Großraumlimousine nennt. Aus seinen Visionen ist längst Wirklichkeit geworden.

Liebe Leserinnen und Leser von www.kues.de, ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende. Und wenn Sie mal nach Wolfegg (das liegt im Allgäu, in der Nähe von Ravensburg) kommen, dann lassen Sie sich das Erbe eines großen deutschen Automobilliebhabers nicht entgehen. Sie werden begeistert sein.

Ihr Jürgen C. Braun

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