Liebe Leserinnen und Leser von www.kues.de,
einer der in diesen Tagen am häufigsten über die Mattscheiben flimmernde und gleichzeitig auch einer der mächtigsten Männer unserer Republik ist gewiss Frank Bsirske, Vorsitzender der Gewerkschaft ver.di. Es wird viel gestreikt in diesen Tagen und Bsirske ist ein wortgewaltiger Mann, wenn es gilt die Interessen seiner Mitglieder zu vertreten. Arbeitsplatzsicherung ist für Bsirske, dessen Vater übrigens Arbeiter bei Volkswagen in Hannover war, eines der vorrangigsten Themen.
Während sich die Gewerkschaftler also um die Belange ihrer zahlenden Angehörigen kümmern, müssen geschasste Manager aus der Industrie dies selbst tun. Wie etwa der ehemalige Europa-Chef von General Motors, Carl-Peter Forster. Nachdem Nick Reilly bei GM an die Macht kam, war für Forster kein Platz mehr im Konzern. Doch erst seit kurzem hat der ehemalige Spitzenmanager, der von BMW damals zu Opel ging, wieder einen neuen Arbeitgeber. Er ist jetzt Chef der automobilen Sparte des indischen Mischkonzerns Tata.
Dass gute Leute an der Spitze von Automobilunternehmen, und das ist Forster mit Sicherheit, eigentlich immer wieder eine adäquate Tätigkeit finden, lässt sich auch an anderen Beispielen fest machen. Wie etwa Dr. Wolfgang Reitzle, Anfang bis Mitte der 90er Jahre Vorstand bei BMW und „Vater“ des Supersportwagens 850i, der als Vorstands-Vorsitzender zu Linde ging und dort nachwies, dass er es auch verstand, „mit Kühlschränken zu jonglieren“ statt mit Nockenwellen.
Ebenfalls von BMW aus München kam ein Mann (und ist immer noch da), der sich auf einen Posten setzte, der sich bis dahin durch hohe Fluktuation auszeichnete: Bernhard Mattes, gebürtiger Wolfsburger, dessen Vater bereits Manager bei Volkswagen war, ist in Köln seit 2002 Vorstands-Vorsitzender bei Ford, bzw. Vorsitzender der Geschäftsführung nach der Umformierung in eine GmbH. Seit vier Jahren ist er auch Vizepräsident der Ford Motor Company.
Diese Männer, die mir nach der Tata-Meldung Anfang der Woche mit der Personalie Carl-Peter Forster, spontan für diese „Manager-Hitparade“ in der Auto-Industrie einfielen, brauchen mit Sicherheit keinen Frank Bsirske, um sich ihren Arbeitsplatz zu erhalten. Und selbst wenn der eine oder andere einmal weg rationalisiert wird, braucht er sich um sein Auskommen bestimmt keine Sorgen zu machen. Mitunter aber bleibt auch nicht nur für den Manager selbst etwas übrig, wie das Beispiel Carl Hahn belegt. Der promovierte Ex-VW- und Conti-Chef hat mit der „Familie-Carl-H.-Hahn-Stiftung“ eine große soziale und künstlerische Fördereinrichtung gegründet.
Ich hoffe, liebe Leserinnen und Leser, diese kleine Reise durch die Spitze der Auto-Industrie war eine interessante und informative Lektüre für Sie auf dem Weg in ein hoffentlich entspanntes und geruhsames Wochenende.
Ihr Jürgen C. Braun