Mit dem Namen Touareg verbindet man bei Volkswagen zwei Dinge: Zum einen ein bisher sehr gut gelaufenes Geschäft mit dem großen Offroader aus der Modellpalette des führenden europäischen Automobilherstellers. 500.000 Mal ging das nach einem Nomadenvolk im nordafrikanischen Atlas-Gebirge benannte Edel-SUV über die Ladentheke. Zum anderen aber verbindet VW mit dem Namen Touareg aber auch jahrlange gewaltige finanzielle und logistische Anstrengungen in einer der härtesten Sportarten der Welt und schließlich in den beiden vergangenen Jahren endlich auch den ersehnten Erfolg bei der schlagzeilenträchtigen „Rallye Dakar.“
Da soll die Neuauflage, die zweite Generation des Fahrzeugs, mit dem sich sportliche Ausnahmestellung und Kunden-Beliebtheit gleichermaßen verbinden, nicht hinten an stehen. Und da „Nr. 2“ in kurzer Zeit auf den Markt kommen wird – in diesem Falle sogar zusätzlich in einer Hybrid-Version – war dem Hause Piech das Beste aus Showbusiness, Kunst, Politik und Wirtschaft gerade gut genug, um in München vor einer handverlesenen Schar von weltweit 600 eingeladenen Gästen die Weltpremiere des neuen Touareg angemessen zu feiern und mit Schampus und anderen edlen Kreszenzen auf den Erfolg von „Touareg 2“ auch im Kundengeschäft an zu stoßen.
Nicht umsonst war VW-Chef Martin Winterkorn zum „Automobilmanager des Jahres“ gekürt worden und angesichts solcher Meriten ging das Haus, das völlig unprätentiös nicht mehr als die globale Alleinherrschaft anstrebt, gleich in die Vollen bei der „Touareg Late Night Show“ in feinstem Ambiente in der „Welthauptstadt mit Herz“, München. Von einer einmal angeblich da gewesenen Krise, von deren Auswirkungen, vom Zwang zum Haushalten, zum Sparen, jedenfalls war nichts, aber auch gar nichts zu bemerken, als zuerst jede Menge Promis und schließlich auch der Neue selbst nach dem Gang über den Roten Teppich vor dem Postpalast auf den Catwalk durften.
Dabei stand beinahe zu befürchten, dass dem Fahrzeug selbst, das im April zu den Händlern kommen wird, nur eine Komparsenrolle bleiben würde. In der Glitzershow im Münchner Postpalast, moderiert von „Wetten-Dass-Ikone“ Thomas Gottschalk, kamen jede Menge Zeitgenossen, „bekannt aus Funk und Fernsehen“, um den Nachfolger des 500.000 Mal verkauften großen Volkswagens zu bewundern. Magdalena Brzeska, Günter Netzer, Regina Halmich oder Nina Ruge lauschten nicht nur den Ausführungen der Volkswagen-Experten, die Gottschalk über den neuen „Wüstenfuchs“ befragte, sondern genossen auch die Zauber-Violine von Stargeiger David Garrett oder Comedian Michael Mittermeier. Oder sie lauschten den Erzählkünsten der drei erfolgreichen „Dakar“-Teams von Volkswagen mit Sieger Carlos Sainz an der Spitze.
Diskus-Hüne Lars Riedel, ein Passagier Marke Kleiderschrank, hatte nach ausgiebigem Probesitzen seinen Favoriten gefunden: „V8 TDI, 340 PS – das ist meiner“, verriet er im fachmännischen Männergespräch VW-Repräsentant Hans-Joachim „Striezel“ Stuck. Doch der wirkliche Star auf der Bühne war der Touareg Hybrid. Auch VW setzt jetzt auf die „Kraft der zwei Herzen“: einen Elektromotor mit 47 PS, der unter anderem Bremsenergie-Rückgewinnung nützt, um das 333-PS-Benzinkraftwerk und damit auch den Verbrauch zu entlasten.
Sichtlich stolz auf seine Arbeit genoss auch Design-Chef Walter de Silva im Gespräch mit Gottschalk das Ergebnis seiner Arbeit. Die zweite Generation des Touareg sieht schlicht erheblich aufgeräumter aus. „Bügelfalten“ markieren kräftige Kotflügel, doch die Front mit dem typischen VW-Gesicht verleiht dem Touareg einen eleganten Kombi-Look: Keine Rede mehr von werktätigem, kantigem Gelände-Auftritt. „Ein Auto, das in die Zeit passt, zu Jeans ebenso wie zu Smoking“, erklärte Entwicklungsleiter Dr. Harald Ludanek.
Gänzlich unbescheiden wirft der Hersteller mit Superlativen aus dem Zahlenwerk um sich: „208 Kilo Gewichtsersparnis, 20 Prozent sparsamer“, sollen schon die Nicht-Hybriden sein. Darüber hinaus wartet der „innovativste VW seit Bestehen der Marke“ (Ludanek) mit jeder Menge Assistenz- und Sicherheitssystemen auf. Eine serienmäßige 8-Gang-Automatik verspricht komfortables Gleiten. Passagiere können die Rückbank in der Länge um 16 cm verschieben, die Lehnenneigung verstellen. Die V6-Versionen verfügen über Start-Stop-Automatik. Über Preise sprach man am Mittwochabend noch nicht. Höchstens über Gagen. Dass einige Late-Night-Gäste verspätet ins verschneite München gelangten, kommentierte Gottschalk somit auch auftraggeberfreundlich: „Wären alle mit dem Touareg gekommen, dann wäre das nicht passiert.“
Text und Fotos: Jürgen C. Braun